Felix Magath wieder Fußball-Funktionär: Grätschen für Flyeralarm
Felix Magath wird Global-Soccer-Chef beim Fußball-Drittligisten Würzburger Kickers und dem österreichischen Erstligisten FC Admira Wacker.
Auf die feine Ironie eines Felix Magath schien an diesem Wintertag weder der Fußball-Standort Würzburg noch die Firma Flyeralarm wirklich vorbereitet. Die in einem Industriegebiet angesiedelte Zentrale lag noch unter einer dichten Nebendecke, als der gerade mit dem feinen Titel „Chef von Flyeralarm Global Soccer“ für die Vereine Würzburger Kickers und FC Admira Wacker vorgestellte Impresario aus dem siebten Stockwerk ankündigte, dass sich „das eine oder andere noch verändern“ werde. „Ich fühle mich ein bisschen hilflos ohne meine Tasse, ohne meinen Teebeutel, den ich dann auswringen kann …“
Es ist schon ziemlich lang her, dass der Teetrinker Magath als Trainer den FC Bayern zum doppelten Double, den VfL Wolfsburg zur sensationellen Meisterschaft oder den FC Schalke 04 in die Königsklasse führte. Als machtvoller Steuermann, der am liebsten in Personalunion noch den Manager gab.
Der 66-Jährige findet, dass seine Werte im Fußball zuletzt verloren gegangen seien. Sein Credo („Wer mehr Erfolg will, muss mehr arbeiten“) sei vom gesellschaftlichen Wandel aufgefressen worden. Dem habe er insofern Rechnung getragen, als „ich kein Trainer mehr bin“. Gleichwohl fühlt er sich „viel zu jung, um nix zu tun. Mir ist viel zu langweilig, um zu Hause rumzusitzen.“ Zwei Jahre ist sein letztes Engagement in China her.
Wie gut, dass der Flyeralarm-Chef Thorsten Fischer aus vielen Begegnungen den Eindruck gewann, der Unruheständler könnte seine neue Fußball-Einheit leiten. Seine Firma ist langjähriger DFB-Sponsor, Namensgeber der Frauen-Bundesliga und hält über eine Tochter nicht nur 49 Prozent der Anteile des deutschen Drittligisten Würzburger Kickers, sondern ist auch bei dem in der Wiener Vorstadt Mödling beheimateten österreichischen Erstligisten Admira Wacker eingestiegen. „Eine Stunde, bevor das Licht ausging“, wie Fischer erzählte. Die Online-Druckerei ist längst im Vereinsnamen und -wappen eingepflegt.
Expertise aus der Ferne
Magath will weder in Würzburg noch in Wien in Zukunft ständig präsent sein, sondern seinen Wohnsitz in München behalten. Er sieht sich als Fachmann in beratender Funktion, der Kickers-Trainer Michael Schiel oder Vorstandschef Daniel Sauer („Wir müssen eine hohe Veränderungsbereitschaft mitbringen“) als „Sparringspartner“ zur Entscheidungsfindung diene. Parallelen zum Red-Bull-Konstrukt mit Doppelsitz in Salzburg und Leipzig böten sich nur vordergründig an, findet Magath, denn die Möglichkeiten der Unternehmensgruppe sind bei 2.300 Mitarbeitern und 350 Millionen Euro Jahresumsatz nicht im Geringsten vergleichbar.
„Es geht nicht darum, mit Geld um sich zu schmeißen“, versprach Magath. Der aus Aschaffenburg stammende Macher startet den Versuch, mit einer Art Gegenmodell ins Rampenlicht zu kommen. „Ich will zurück zu den Wurzeln, will den Fußball wieder in den Vordergrund stellen.“ Kämpfen, rennen, grätschen sind dabei nicht verboten, sondern ausdrücklich erwünscht.
„Ich möchte die Kickers dahin bringen, wo sie einmal waren.“ Mindestens also in die Zweite Bundesliga kommen, wo Magaths Spezi Bernd Hollerbach den derzeitigen Drittligisten einmal hingeführt hat. Wenn allerdings Vereine wie Eintracht Braunschweig, der 1. FC Kaiserslautern und „wer zum Teufel weiß ich noch“ mitspielen würden, könne sich ja jeder ausmalen, wie schwierig die Herausforderung werde, erklärte der neue Global-Soccer-Chef. „Ich kann nicht versprechen, wie schnell sich etwas entwickelt. Die Tätigkeit endet erst, wenn alle zufrieden sind.“ Für vertiefende Ausführungen hatte Magath am Montagmorgen keine Zeit. In Wien musste er der Presse am selben Tag ebenso Rede und Antwort stehen.
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