Felix Lee über die Zukunft des Diesels: Taktgeber China
In Deutschland streiten Autokonzerne, Verbraucher und Politiker noch über das Ende des Dieselmotors – und werden sich bisher noch nicht mal über die endgültige Abschaffung dieser dreckigen Technik einig. Dabei hat China die Weichen für die Zukunft der weltweiten Autoindustrie längst gestellt. Und diese Zukunft heißt: Weg vom Verbrennungsmotor, hin zur Elektromobilität.
Die Volksrepublik ist bereits auf dem bestem Weg, zur führenden Elektroauto-Nation aufzusteigen. Dabei hat China einen Vorteil: seine Marktmacht. Das Land ist seit einigen Jahren der global größte und am schnellsten wachsende Automarkt. Allein im vergangenen Jahr haben die Chinesen mehr als 25 Millionen Autos gekauft. Das Land ist damit für fast ein Drittel des weltweiten Fahrzeugmarkts verantwortlich.
Doch damit nicht genug. Dank einer rigiden Industriepolitik, die ausländische Autobauer zwingt, auch in China herzustellen, ist das Reich der Mitte inzwischen auch zum größten Produktionsstandort der Welt aufgestiegen. Und wenn China nun Elektromobilität will, – dann müssen die ausländischen Autobauer entsprechend liefern. Und auch das ist noch nicht alles: Wer am chinesischen Wachstumsmarkt teilhaben will, der muss auch chinesische Zulieferer nutzen.
Bei der für Elektromobilität so wichtigen Batterietechnologie etwa ist China gar nicht führend. Japaner und Südkoreaner sind da weiter. Dennoch zwingt Chinas Führung sämtliche Autobauer im Land, chinesische Batterien einzusetzen. Die Volksrepublik besitzt damit auch die Macht, Standards durchzusetzen – und zwar ihre.
Für Deutschland heißt das: Auch wenn noch heftig über die Zukunft des Autos gestritten wird – das Ende des Verbrennungsmotors ist längst besiegelt. Das ist der Preis, den die deutschen Autohersteller nach höchst profitreichen Jahrzehnten im Chinageschäft mit ihrer Abhängigkeit vom chinesischen Markt nun zu zahlen haben:
Den Takt gibt künftig nicht mehr Wolfsburg oder Stuttgart vor, sondern Peking.
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