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Feinstaub-Grenzwert überschrittenBerlin bleibt die Luft weg

In nur einem Monat wurde bereits 20 Mal in Berlin der Grenzwert für Feinstaub überschritten - trotz der Umweltzone. Daran ist nicht nur das kalte Wetter schuld.

Jede Menge Feinstaub - trotz verschärfter Umweltzone Bild: dpa

BERLIN taz | Einen Monat nach Jahresbeginn hat Berlin einen Rekord in Sachen Luftverschmutzung aufgestellt: Allein im Januar wurden an drei Messstationen der Stadt die Grenzwerte für Feinstaub an 20 Tagen überschritten. An weiteren sechs Stationen waren es zwischen 17 und 19 Tage, an denen die Geräte mehr als 50 Mikrogramm Feinstaub pro Kubikmeter Luft feststellten. Berlin belegt so die neun Spitzenplätze der bundesweiten Tabelle. Die von der EU erlaubten 35 Überschreitungstage werden damit wohl, wie schon im vergangenen Jahr, nicht eingehalten.

Auffällig ist auch: Die Feinstaubkonzentration lag an mehreren Tagen weit über dem EU-Grenzwert. So schwankten die Messwerte an der Frankfurter Allee in Friedrichshain zwischen dem 23. und 28. Januar zwischen 100 und fast 150 Mikrogramm pro Kubikmeter - doppelt bis dreifach so viel wie erlaubt.

"Die hohe Zahl der Überschreitungen derzeit liegt an der Inversionswetterlage", erklärt Umweltsenatorin Katrin Lompscher (Linkspartei). Dabei werde der Feinstaub nicht weggeweht. Auch im vergangenen Jahr sei die Hälfte der Überschreitungen auf eine entsprechende Wetterlage im Winter zurückzuführen gewesen. Tatsächlich gab es 2009 im Januar die höchste Zahl an Überschreitungen. Damals waren es allerdings, nach vorläufigen Daten, maximal neun innerhalb des Monats.

Arno Graff, Fachgebietsleiter Luftreinhaltung beim Umweltbundesamt, relativiert daher: "Ohne Emissionen gibt es keine Immissionen, die Stadt macht auch ihren eigenen Dreck." Auf das Jahr gerechnet würde nur etwa die Hälfte des Feinstaubs von außerhalb kommen. Die andere Hälfte sei hausgemacht.

Die Grünen fordern nun, auch gegen andere Verursacher verstärkt vorzugehen. Als Beispiel nennt Felicitas Kubala, umweltpolitische Sprecherin der Fraktion, Schiffe, die ihre Motoren mit stark verschmutztem Schweröl betanken und ebenfalls die Umweltzone durchqueren. Auch an Baustellen sei noch einiges zu tun: Mithilfe von Planen bei der Lagerung und Wasser beim Bauen könne schon das Entstehen von Feinstaub vermieden werden. "Das sind Sachen, die bereits im Luftreinhalteplan des Landes stehen", sagt Kubala. Nur würde der Senat durch den starken Fokus auf die Umweltzone andere Maßnahmen zu wenig einbeziehen.

Martin Schlegel, Berliner Verkehrsreferent beim Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND), appelliert dagegen, zunächst die zweite Stufe der Umweltzone konsequent und mit Kontrollen umzusetzen. Er stellt klar, dass bei der Feinstaubbekämpfung eher langfristige als kurzfristige Maßnahmen helfen würden: Die Zahl der Autospuren zugunsten von Fahrradspuren oder Straßenbahnen zu verringern oder eine Maut einzuführen bringe mehr als einzelne autofreie Tage. "Die dienen nur dazu, das Umsteigen auf öffentliche Verkehrsmittel zu lernen", sagt Schlegel.

In den Bezirken stauen sich währenddessen immer noch Ausnahmeanträge von Fahrzeughaltern, die auch ohne grüne Plakette in die Umweltzone wollen - zum Beispiel, weil ein bestellter Partikelfilter noch nicht eingetroffen ist. Zwar hatte die Umweltverwaltung den eigentlich für Anfang Januar geplanten Start der zweiten Stufe um einen Monat verschoben, doch vor allem in Tempelhof-Schöneberg müssen Autobesitzer warten. Lompscher gibt an, dass mittlerweile andere Bezirke Amtshilfe leisten würden und Beschäftigte aus dem Stellenpool zur Unterstützung geschickt worden seien.

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1 Kommentar

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  • RJ
    Ralf Junghans

    Martin Schlegel: "Die dienen nur dazu, das Umsteigen auf öffentliche Verkehrsmittel zu lernen".

     

    Na bitte, genau das wollen wir doch eigentlich erreichen, dass mehr Menschen den ÖV lieben "lernen" und die hoffentlich gas-getriebenen Busse nutzen. Birgt das in sich etwa keinen langfristigen Erfolg? Die geforderte Stadt-Maut könnte auch eine Entlastung bringen aber dann muss gerechterweise die Besteuerung von Kraftstoffen verringert werden.

    Beides richtig umgesetzt würde der Stadt/den Städten ihr kulturelles Potenzial und natürlich auch ihr wirtschaftliches erhalten.

    Autofreie Tage. Halte ich für wirtschaftlich nicht vertretbar. Gezielte, auf aktuellen Luftschadstoffprognosen basierende Verkehrsmaßnahmen sind effektiver und in ihrer Wirkung dokumentiert.