Fehlender Regen in Südamerika: Die Farmer trocknen aus
Landwirte in Südamerika leiden unter einer historischen Dürre. Zehntausende Rinder sind verhungert oder verdurstet. Die Weizenernte wurde halbiert.
BUENOS AIRES taz Kadaver ausgemergelter Rinder liegen verstreut in der kahlen Pampa. Die Folgen der historischen Dürre sind nicht zu übersehen. Seit Monaten plagen die Folgen des Ausbleibens der Niederschläge die Vieh- und Landwirtschaft im Süden von Südamerika. Nach Schätzungen der argentinischen Agrarverbände sind in den landwirtschaftlich wichtigen Provinzen Buenos Aires, Entre Ríos, Córdoba und Santa Fe bereits 40.000 Rinder durch Futter- und Wassermangel verendet. Die Weizenernte dürfte sich im Vergleich zum Vorjahr halbieren, beim Mais liegt das Minus bei rund einem Drittel.
Am Mittwoch verkündete Argentiniens Präsidentin Cristina Kirchner, dass die Verordnung über das Mindestgewicht von Schlachtvieh für 180 Tage außer Kraft gesetzt wird. Damit erfüllt die Regierung eine seit langem von der Viehwirtschaft geforderte Maßnahme, mit denen diese ihre Viehbestände senken und die Weideflächen entlasten will. Anders als in Uruguays Hauptstadt Montevideo ist die Regierung in Buenos Aires von der Verhängung des landwirtschaftlichen Notstandes weit entfernt. "Wir arbeiten an einem Plan, der auch eine Versorgung der betroffenen Regionen mit Futtermitteln vorsieht", so Cristina Kirchner.
In Uruguay hatte die Regierung zu Beginn dieser Woche nach langem Drängen der Landwirte endlich den landwirtschaftlichen Notstand verhängt. Unter der Dürre leiden vor allem das Landesinnere und der Nordwesten. Nach Aussagen von Landwirtschaftsminister Ernesto Agazzi sind über 2,5 Millionen Hektar Weide- und Ackerland betroffen. Erschwert wird die Situation durch zahlreiche Brände in den Waldgebieten und auf den trockenen Feldern.
In den städtischen Gebieten kommt es durch die Dürre immer wieder zu Engpässen bei der Versorgung mit Leitungswasser. Nach Angaben des staatlichen Wetteramtes ist in Uruguay im Jahr 2008 durchschnittlich nur die Hälfte der Niederschläge gefallen, die in den vergangenen Jahren registriert wurde. Der jetzt verhängte Notstand erlaubt staatliche Beihilfen zur Futtermittelversorgung für die Viehwirtschaft und billigen Strom zum Betreiben von Wasserpumpen.
Staubwolken ziehen auch durch den Norden der argentinischen Provinz Santa Fe. Eine Gegend, die als Pampa Húmeda (Feuchte Pampa) bekannt ist, ist ausgetrocknet. Für den Forstingenieur Martín Simón ist der Grund für die Dürre vor allem hausgemacht: die Abholzung der Wälder. Simón arbeitet für die sozio-ökologische Stiftung Fundapaz. Diese kümmert sich vor allem um die kleinbäuerlichen Betriebe und kritisiert seit Jahren die Ausdehnung der Weiden und Sojafelder.
Allein in der Provinz Santa Fe sind in den letzten 15 Jahren 1 Million Hektar Wald abgeholzt worden und in Weide und Ackerland verwandelt worden. Die Niederschläge sind in den vergangenen Jahren auf ein Drittel geschrumpft. Landesweit hat Argentinien in den vergangenen 70 Jahren rund 70 Prozent seines Waldbestandes eingebüßt. Doch ein vom Kongress bereits vor Monaten verabschiedetes Waldschutzgesetz tritt nicht in Kraft, weil Präsidentin Cristina Kirchner ihre erforderliche Unterschrift nicht leistet.
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