Fashion-Ikone Iris Apfel: Im Alter von 102 Jahren gestorben
Jahrzehntelang arbeitete sie erfolgreich als Innendesignerin, unter anderem für neun US-Präsidenten. Aber erst mit über 80 wurde sie zu einem Modestar.
Ihre Managerin, Lori Sale, bestätigte den Tod der Fashion-Ikone am Freitag in einer Mitteilung. Auch auf Apfels Instagram-Seite wurde der 1. März als Todesdatum genannt. Zahlreiche Follower der Gestorbenen bekundeten ihre Trauer und würdigten die Verdienste der Mode-Legende.
Ihren Durchbruch erlebte die 1921 im New Yorker Stadtteil Queens geborene Diva erst, als sie schon über 80 war: 2005 musste das Kostüminstitut des New Yorker Metropolitan Museums kurzfristig eine Ausstellung absagen und suchte dringend nach Ersatz. Kurator Harold Koda dachte spontan an Apfel – und die zauberte aus ihren Kleiderschränken und Schmuckschachteln eine so beeindruckende Erfolgsschau, dass sie innerhalb kürzester Zeit zum Star wurde. „Das war ein Geschenk des Himmels, ehrlich gesagt, denn nachdem ich in Rente gegangen war, lag mein Sozialleben am Boden“, sagte Apfel einmal der britischen Tageszeitung The Guardian. „Es ist wunderbar, dass auf meine alten Tage nochmal alle so ein Bohei um mich machen.“ Sogar ein Dokumentarfilm entstand, natürlich mit dem Titel „Iris“.
Dabei hatte Apfel, die sich selbst gern als „greises Modesternchen“ bezeichnete, da schon eine äußerst erfolgreiche Karriere als Innendesignerin hinter sich. Gemeinsam mit ihrem Mann Carl, den sie 1948 geheiratet hatte („Er war cool, er war kuschelig und konnte chinesisch kochen, ich hätte es also nicht besser haben können“), arbeitete sie als Designerteam und beriet unter anderem neun US-Präsidenten bei der Einrichtung des Weißen Hauses.
„Das war eigentlich ein ziemlich einfacher Job, weil alles immer so ähnlich wie nur menschenmöglich sein sollte zu dem, wie es bereits war“, erinnerte sich Apfel einmal. „Naja, bis Frau Kennedy kam. Sie stellte einen berühmten Pariser Designer ein, der das Haus so richtig französisch-schick machen sollte, und die Design-Community ist durchgedreht. Danach mussten wir es alles rausschmeißen und wieder von vorne anfangen. Aber ich mochte Frau Nixon. Sie war sehr nett.“
Das Designerteam Apfel lebte in New York und Florida und reiste um die Welt. Für Kinder war da kein Platz. „Ich mag es nicht, wenn ein Kind ein Kindermädchen haben muss, also war das für uns nicht drin. Aber Kinder haben ist auch wie eine Vorschrift, das wird von einem erwartet. Und das mag ich auch nicht.“
Mehr als 60 Jahre lang war Carl mit Iris Apfel verheiratet, bis er 2015 kurz vor seinem 101. Geburtstag starb. Die Mode-Diva versuchte sich danach mit Arbeit abzulenken – für Werbekampagnen mehrerer Schmuck- und Kleidungsfirmen posierte sie als Model und entwarf Schmuck für ältere Menschen mit integrierter Technik, die die Gesundheit des Trägers überprüft und im Notfall einen Krankenwagen alarmiert. „Alles, was es in dieser Hinsicht schon auf dem Markt gab, war furchtbar, und wir brauchten schöne Dinge, die die Menschen zur Arbeit oder auf eine Party anziehen können.“
Dass Designer die älteren Menschen vergessen, darüber beschwerte sich Apfel immer wieder. „Warum diese 15-jährigen Models? Wie soll sich eine ältere Frau damit identifizieren können?“
In erster Linie aber genoss Apfel ihren späten Ruhm. „Ich glaube, dass die Menschen mich mögen, weil ich anders bin. Ich denke nicht wie alle anderen. Die Menschen sind so beschäftigt mit den schlimmsten Seiten der Technik heutzutage. Sie verbringen ihr Leben damit, auf Knöpfe zu drücken. Und sie benutzen ihre Fantasie nicht mehr.“
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Pelicot-Prozess und Rape Culture
Der Vergewaltiger sind wir
Trendvokabel 2024
Gelebte Demutkratie
++ Nachrichten zum Umsturz in Syrien ++
Baerbock warnt „Assads Folterknechte“
Rechtsextreme Demo in Friedrichshain
Antifa, da geht noch was
100 Jahre Verkehrsampeln
Wider das gängelnde Rot
Lektionen der Woche
Deutschland ist derweil komplett im Wahn