Farc-Führer Manuel Marulanda: Guerilleros bestätigen Tod ihres Chefs
Manuel Marulanda soll bereits am 26. März gestorben sein. Die Todesumstände sind ungeklärt. Nachfolger Marulandas wird der bisherige Chefideologe der Guerilla.
PORTO ALEGRE taz Pedro Antonio Marín alias Manuel Marulanda Vélez alias Tirofijo (Sicherer Schuss) ist tot. Das verkündete der kolumbianische Verteidigungsminister Juan Manuel Santos am Samstag. Der legendenumwobene Chef der Revolutionären Streitkräfte Kolumbiens (Farc) sei bereits am 26. März ums Leben gekommen. "Der große Führer ist gegangen", bestätigte die Farc in einem Dokument, aus dem der kolumbianische Fernsehsender Caracol zitierte, am Sonntag.
In der Region, in der man Marulanda vermutet habe, habe es drei Bombenangriffe gegeben, sagte Santos, in Guerillakreisen sei von einem Herzinfarkt die Rede. Einzelheiten wisse er nicht. "Tirofijo muss in der Hölle sein", sagte der Minister. Ein nur unter dem Namen Timochenko bekannter Rebellenführer sagte dem venezolanischen Fernsehnetzwerk Telesur, Marulanda sei im Kreis seiner Gefährten und Leibwächter gestorben. Der Nachfolger des 80-Jährigen, der die Farc seit ihrer Gründung 1964 geführt hatte, sei der bisherige Chefideologe Alfonso Cano.
Laut Generalstabschef Admiral René David Moreno hatten die Bombardements, die Marulanda getötet hätten, in der Provinz Meta südlich von Bogotá stattgefunden. "Ob Marulanda nun in einem Bombardement getötet wurde oder eines natürlichen Todes starb, das ist der schwerste Schlag für diese Terrorgruppe, denn Tirofijo hat diese Verbrechergruppe zusammengehalten", meinte Moreno.
Am 1. März hatte die kolumbianische Armee bei einem Angriff auf ecuadorianischen Gebiet Raúl Reyes, die Nummer zwei der Farc, getötet. Mitte Mai hatte sich die Farc-Kommandeurin Nelly Avila Moreno alias "Karina" der Polizei gestellt.
In einer Rede, die Präsident Álvaro Uribe am Samstag in der südwestlichen Provinz Valle hielt, ging er mit keinem Wort auf den angeblichen Tod Marulandas ein. Die Farc sei erst "unmittelbar vor der endgültigen Niederlage" von der Notwendigkeit des Friedens zu überzeugen, rief der Präsident, "und die Soldaten und Polizisten des Vaterlandes werden ihr die endgültige Niederlage zufügen".
Er zeigte sich verärgert darüber, dass sein Minister ohne vorherige Absprache den Tod Marulandas verkündet hatte, und fügte hinzu: "Die Quellen sind ziemlich seriös, warten wir ab." Dem aggressiv auftretenden Juan Manuel Santos werden Ambitionen auf die Nachfolge des Staatschefs nachgesagt.
Der Tod des historischen Farc-Gründers, der Ende der 1940er-Jahre eine liberale Guerillagruppe anführte, ist schon öfter gemeldet worden - "mindestens 17-mal seit 1964, schrieb die ecuadorianische Zeitung El Comercio. Nach unbestätigten Medienberichten vom Jahresbeginn soll Marulanda an Prostatakrebs erkrankt sein.
Der kolumbianische Präsident Alvaro Uribe bot unterdessen erstmals Rebellen, die ihre Geiseln freilassen, die Aussetzung der Strafverfolgung und Ausreise ins Exil an. Die Regierung werde die Justiz bitten, Rebellen eine "bedingte Freiheit" zu gewähren, wenn sie aufgäben. Sie könnten ferner von einem 100 Millionen Dollar schweren Fonds profitieren und in ein Land wie Frankreich ausreisen. Die Farc soll noch rund 700 Geiseln in ihrer Gewalt haben.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
Starten Sie jetzt eine spannende Diskussion!