Fanta4 und die Luftwaffe: Freiheit, Fasching, Bundeswehr?
Zum 25. Jubiläum der Fantastischen Vier gratulieren deutsche Soldaten mit einem Party-Video. Die Band freut's, die Bundeswehr sicher auch.
BERLIN taz | Im Ausbildungscamp der Luftwaffe in New Mexiko, USA, hebt ein rotes Zweisitzer-Flugzeug ab. An Bord ein Pilot mit Cowboyhut. Ein anderer Pilot trägt eine Reggaemütze, aus der Dreadlocks baumeln, ein weiterer hat sich eine Irokesen-Perücke übergestülpt. „Silberhochzeit, immer noch breit“, singt der Rasta-Typ.
Das Flugzeug dreht sich um die eigene Achse. Der Pilot baumelt kopfüber aus dem Cockpit, bleibt aber ganz cool. „Eine echte Band lässt ihre Fans nicht hängen“, singt er und grinst in den knallblauen Himmel über der Wüste im Zentrum der USA. Das sieht nach Freiheit aus.
Die Männer, die da verkleidet in den Flugzeugen sitzen und eine Party über den Wolken feiern, sind Bundeswehrsoldaten. Zum 25. Geburtstag der Fantastischen Vier haben die Kampfjetpiloten der Luftwaffe deren neue Single „25“ synchronisiert – und zwar ganz spektakulär: Sie haben sich selbst im Cockpit während eines Kunstflugs gefilmt. Kann man bei der Bundeswehr machen, was man will?
Empfohlener externer Inhalt
Das Video sei eine „ganz private Angelegenheit“, sagt der Sprecher der Luftwaffe, „das hat nichts mit der Bundeswehr zu tun.“ Das Flugzeug, in dem das Video gedreht wurde, gehört zwar nicht der deutschen Luftwaffe und am Ende rollen die Tourdaten der Fantastischen Vier über den Bildschirm.
Doch das Video dürfte der Bundeswehr trotzdem nützen: Schon seit mehreren Jahren ist die mit einer „Freizeit statt Krieg“-Strategie auf der Jagd nach Nachwuchs. Aber so lässig wie die Piloten mit Rastamütze und Kugelbrille kommt deren Jugendseite www.treff.bundeswehr.de nicht daher.
Auch dort wirbt die Bundeswehr mit Emotionen statt Argumenten, kritisiert der Freiburger Junior-Professor Friedemann Vogel vom Institut für Medienwissenschaften. Er analysierte Wortschatz und Sprachmuster der Internetseite und fasste seine Ergebnisse in der Studie „Die Zukunft im Visier – Die mediale Selbstinszenierung der Bundeswehr gegenüber Jugendlichen auf www.treff.bundeswehr.de.“ (2012) zusammen.
Die Fans sind begeistert
Worte wie „Traum“, „Herausforderung“, „abwechslungsreich“ und „Kameradschaft“ hat Vogel dort sehr häufig gefunden – von „Krieg“ hingegen war kaum die Rede.
Über das Fanta4-Cover hat sich bisher noch niemand beklagt, im Gegenteil: Die Fantastischen Vier haben es in ihren Youtube-Kanal integriert und auf ihrer Facebook-Seite gepostet. Die Fans sind begeistert. „Ich weiß schon, warum ich Kampfpilot werden wollte“, schreibt Wilhelm Seucan auf Youtube. „Mit der Musik schaffen unsere Jungs jeden Einsatz“, postet Soul Storm. Auch die Bundeswehr hat das Video auf ihrer Facebook-Seite gepostet. Dort schreibt Tom Tom: „Da müssen wir vom Heer glatt mal nachziehen“.
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