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Fans beim Frauenfußball„Wir randalieren nicht“

Trotz des schwachen Abschneidens der Deutschen wird die WM den Frauenfußball und die Fankultur voranbringen, meint Ludwig Guril vom Fanklub des 1. FFC Frankfurt.

Emotionen, aber kein Hass: Fans beim Pokalfinale 2007 zwischen Duisburg und Frankfurt Bild: dpa

taz: Herr Guril, in vielen Medien heißt es, beim Frauenfußball herrsche eine freundliche Familienatmosphäre. Mit anderen Worten: Es ist alles bieder und brav.

Ludwig Guril: Mit dem Familiären ist doch nur gemeint, dass man sich untereinander kennt und miteinander spricht. Das ist nicht negativ. Im Gegensatz zu den Herren-Bundesliga-Vereinen haben wir noch sehr viel Kontakt zu den Spielerinnen und den Trainern, zum Vorstand und Management. Wenn der Frauenfußball insgesamt wächst, wenn alles größer wird, wird sich das sicherlich ändern.

Unterscheidet sich die Stimmung im Frauenfußball von der im Männerfußball?

Warum sollen wir uns unterscheiden? Wir machen genau das Gleiche wie beispielsweise die Eintracht-Fans. Nur randalieren wir nicht. Wir haben unsere Gesänge, Lieder und Fantrefffen, nur eben alles in etwas kleinerem Rahmen. Und in unserer Satzung steht, dass wir keine Gästefans, Gegner oder Schiedsrichter beleidigen.

Emotionen gibt es trotzdem?

Bild: privat

Ludwig Guril, 62, ist Krankenpfleger, Frauenfußballliebhaber und in der neuen Saison Vorsitzender des 1. Fanclubs des 1. FFC Frankfurt, dem Bayern München der Frauen. Guril wirbt neue Mitglieder und kümmert sich um den gesamten FFC-Support.

Klar, das eine hat doch nichts mit dem anderen zu tun.

Es hat sich also eine Fankultur entwickelt, obwohl die Frauen-Bundesliga noch immer sehr jung ist?

In vielen Vereinen, ob jetzt in Potsdam oder hier in Frankfurt, wurde lange alles locker genommen. Erst in den letzten zwei Jahren haben sich eingetragene Fanklubs gebildet, die den Vereinen helfen und sie unterstützen. Wir arbeiten sonntags, bei den Heimspielen und fahren mit Bussen zu den Auswärtsspielen. Wir arbeiten da eng mit dem Management zusammen, um die Busse auch vollzukriegen.

Und all das ist neu?

Früher sind wir noch mit den Spielerinnen gefahren. Das hat sich geändert. Es ist alles professioneller geworden, und wir haben natürlich Verständnis, dass die Spielerinnen alleine fahren wollen. Früher hatten wir einen Doppeldeckerbus und sind zusammen gefahren. Das kann man heute nicht mehr machen, dafür ist das Geschäft zu professionell geworden.

Bestehen eigentlich Rivalitäten unter den Fans?

Rivalitäten kann man das nicht nennen. Aber wenn Potsdam gegen Frankfurt spielt, ist die Atmosphäre schon eine besondere. Aber immer oberhalb der Gürtellinie, ohne Hass. Wir unterhalten uns vor und nach dem Spiel und haben während der neunzig Minuten eine unterschiedliche Meinung. Am Ende sind wir alle Fans des Frauenfußballs.

Wie viele Fans fahren zu den Auswärtsspielen mit?

Im Durchschnitt sind wir zwischen 25 und 50 Fans.

Dabei ist der 1. FFC Frankfurt mit einem Schnitt von 2.000 Zuschauern beim Heimspielen ja ein Publikumsmagnet. Der Bundesligaabsteiger 1. FC Saarbrücken etwa hat hingegen nur 280 Zuschauer im Schnitt. Woran hapert es in anderen Klubs?

Vielleicht liegt das an der Spielweise, vielleicht am mangelnden Erfolg. Frankfurt, Potsdam und Duisburg stehen immer oben in der Tabelle, spielen auch international. Vielleicht hat auch die Lage einen Einfluss. Im Frankfurter Umfeld wird Frauenfußball besser angenommen.

Franz Beckenbauer hat gesagt, das frühe Ausscheiden der Nationalmannschaft sei ein großer Rückschlag für den deutschen Frauenfußball und damit für die Fankultur. Stimmt das?

Nein. Wir sind zwar unglücklich ausgeschieden, und das hat die ganze Fankultur getroffen. Aber es geht weiter. Wir haben zwei Jahre Zeit, um für die EM eine schlagkräftige Mannschaft zu bauen. Das wird Silvia Neid auch machen, davon bin ich überzeugt. Schade ist, dass unsere Spielerinnen Ariane Hingst und Birgit Prinz keinen würdigen Abschied von der Nationalmannschaft bekommen haben. Dass sich aber etwas ändert im negativen Sinne, glaube ich nicht.

Aber die Zuschauerzahlen in der Bundesliga stagnierten zuletzt oder waren sogar rückläufig und das deutsche Team ist unter den Erwartungen geblieben. Und dennoch hoffen Sie auf einen positiven Impuls durch die WM?

Ja. Es wurde ja etwas geboten, von unserer Mannschaft, und mehr noch von anderen Teams. Die Spiele der Japanerinnen oder das Spiel Brasilien gegen die USA. Das hat den Frauenfußball nach vorne gebracht. Dazu der Zuspruch in den Stadien und auch das ganze Drumherum. Als Fans können wir nach vorne blicken!

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