Falsches Todesurteil in Japan: Jeden Tag drohte die Hinrichtung – über 33 Jahre lang
Weil Iwao Hakamada von 1968 bis 2014 unschuldig in der Todeszelle saß, erhält er die höchstmögliche Entschädigung. Anwälte sind trotzdem unzufrieden.

Japans oberste Staatsanwältin Naomi Unemoto entschuldigte sich dafür, dass Hakamada „für eine beträchtlich lange Zeit in einem instabilen Rechtsstatus belassen“ wurde, und verzichtete auf Berufung, um diese Lage nicht zu verlängern.
Die Fälschung von Indizien diente jetzt als „Grundlage für die Festlegung der Höhe der Entschädigung“, erklärte nun das Gericht. Dabei stellte der Vorsitzende Richter fest, dass die 33 Jahre unter dem Damoklesschwert des Todesurteils „extrem starke“ psychische und physische Schmerzen für Hakamada mit sich gebracht hätten.
Nach Angaben seiner Anwälte berechnete das Gericht die Entschädigungssumme auf Basis der Gesamtdauer seiner physischen Inhaftierung von der Verhaftung bis zur Freilassung. Für jeden Tag erhielt Hakamada den vorgesehenen Maximalbetrag von rund 77 Euro.
Anwalt: Rekordsumme „wegen gefälschter Beweise“
Auf einer Pressekonferenz sagte einer von Hakamatas Anwälten: „Es ist nur natürlich, dass in einem Todesstraffall, in dem Fälschungen zugegeben wurden, die höchste Entschädigungssumme“ gewährt wird.
Doch halten die Anwälte sie für zu niedrig. Durch die jahrzehntelange Haft in der Todeszelle und die ständige Unsicherheit wegen der jederzeit drohenden Hinrichtung lebe Hakamada heute in einer „Wahnwelt“. Die Zentralregierung in Tokio habe ein „Vergehen begangen, das mit 217 Millionen Yen unmöglich wiedergutgemacht werden kann“.
Daher will das juristische Team den japanischen Staat separat auf Wiedergutmachung verklagen. In Japan ist die Wiederaufnahme eines Gerichtsverfahrens nur sehr schwer zu erreichen.
Hakamada ist der fünfte Todeskandidat, der einen erneuten Prozess erhielt. Alle fünf Verfahren endeten mit Freispruch.
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