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Falsche Aufregung um Google Street ViewÜberall blinde Flecken

Kommentar von Svenja Bergt

Der Aufschrei über das Fotografieren von Häusern ist wohlfeil. Die wahren Probleme beim Datenschutz sind unsichtbar und ungleich größer.

Vor Google verstecken? Geht kaum Foto: Ani Kolleshi/Unsplash

W as für eine Aufregung. Da fahren Google-Autos mit Rundumkameras auf den Dächern durch die Straßen, um Fotos für den Panoramadienst Street View zu machen. Und auf einmal schreien alle: Mein Haus, mein Auto, meine Privatsphäre! Das war vor etwa zehn Jahren so, als die Autos des US-Konzerns in deutschen Städten unterwegs waren. Und vermutlich wird es wieder so laufen, nun, da Google versucht, die für das Unternehmen unliebsame Pflicht zur Vorab-Verpixelung von Hausfassaden – Resultat der damaligen Aufregung – loszuwerden.

Dabei sind Bilder von Straßenzügen, Hausfassaden und Autos wirklich das kleinste Problem, wenn wir über Datenschutz im Internet sprechen. Mit jeder via Google Maps navigierten Fahrt entstehen mehr personenbezogene Daten, mit jeder über Gmail verschickten Nachricht, mit jedem Surfen im Google-Browser Chrome, mit jeder Anfrage bei Googles Suchmaschine, ja sogar mit praktisch jeder Bewegung im Netz, ganz ohne dass explizit irgendein Google-Dienst bemüht wurde.

Schließlich sind Googles Analysedienst und das Anzeigennetzwerk nahezu überall und nur mit einigem Aufwand zu umgehen. Der öffentliche Aufschrei über das Fotografieren von Häuserzeilen überstieg sogar die Irritationen, als zu einem späteren Zeitpunkt herauskam, dass die Street-View-Autos nicht nur Bilder der Umgebung, sondern auch Daten von drahtlosen Netzwerken einsammelten. Menschen versuchten, per Klage schon das Fotografieren selbst zu unterbinden.

Die Schieflage ist symptomatisch für den Umgang mit persönlichen Daten und das Engagement für deren Schutz. Dabei liegen im Unsichtbaren die größten Probleme. Und in der Unsichtbarkeit. Wären von Apps abgegriffene Standorte, Metadaten von Kurznachrichten, der beim Surfen entstehende persönliche Datenfußabdruck genauso sichtbar wie Hausfassaden – die Debatte wäre eine andere. Nicht nur unter den Nutzer:innen. Sondern auch bei denen, die über den politischen Umgang mit datensammelnden Diensten entscheiden.

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Redakteurin für Wirtschaft und Umwelt
schreibt über vernetzte Welten, digitale Wirtschaft und lange Wörter (Datenschutz-Grundverordnung, Plattformökonomie, Nutzungsbedingungen). Manchmal und wenn es die Saison zulässt, auch über alte Apfelsorten. Bevor sie zur taz kam, hat sie unter anderem für den MDR als Multimedia-Redakteurin gearbeitet. Autorin der Kolumne Digitalozän.
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  • Und jetzt, auch da nichts gegen machen, weil man an anderer Stelle schon nicht genug gemacht hat? Komische Logik!