Fall von Transfeindlichkeit in Irland: Weihnachten hinter Gittern
Ein Lehrer weigert sich, eine trans Person mit „they“ anzusprechen. Dann missachtet er eine Gerichtsanweisung und muss in Haft. Rechte bejubeln ihn.
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Die Schule hatte Burke im August bei voller Bezahlung suspendiert, weil er sich weigerte, eine trans Person im Unterricht mit neuem Namen anzusprechen und das genderneutrale Pronomen „they“ zu benutzen, obwohl die Person das wünschte und dabei von ihren Eltern unterstützt wurde. Burke ignorierte seine Suspendierung und tauchte immer wieder im Klassenraum auf, bis die Schule vor Gericht zog.
Nun behauptet Burke, er sei aus religiösen Gründen „eingekerkert“. Vor Gericht sagte er: „Ich stehe heute hier, weil ich einen Jungen nicht Mädchen nennen wollte. Transgenderismus verstößt nicht nur gegen den christlichen Glauben, sondern auch gegen die Schriften und die Ethik der Schule.“
Burke wird von rechten Gruppen unterstützt, in den sozialen Medien bejubeln sie ihn als Märtyrer für freie Meinungsäußerung.
Zweierlei Maß beim Persönlichkeitsrecht
Das sei Quatsch, schrieb dagegen ein Kommentator in der Irish Times. Burke fordere, dass sein Persönlichkeitsrecht respektiert werde, sei aber nicht bereit, dieses Recht denjenigen zuzugestehen, die seine Meinung nicht teilen. „Dschingis Khan wäre ein besseres Aushängeschild für Toleranz.“
Burke und seine Familie sind in Irland berüchtigt. Seit Jahren ziehen sie gegen alles zu Felde, was mit LGBT+ zu tun hat. Sie protestierten vor dem Parlament mit Plakaten, auf denen Bibelsprüche standen; sie sprachen Passanten an, um sie vom Zusammenhang zwischen Homosexualität und Aids zu überzeugen; sie behaupteten auf Flugblättern, dass Homosexualität zu Inzest und Pädophilie führe, und protestierten gegen Gay-Pride-Paraden.
In seinem 2020 erschienenen Buch über „Hedonismus und Homosexualität“ berichtet Burke von einem christlichen Buchladen in Nordirland, in dem zu seinem Entsetzen ein Plakat von Daniel O’Donnell hing. Der Schlagersänger sei nicht nur „römisch-katholisch“, sondern auch mit einer Geschiedenen verheiratet. Außerdem trete er für gleichgeschlechtliche Ehe und das Recht auf Abtreibung ein.
Burke bezeichnete den Inhaber des Buchladens als „Heuchler, der genauso schlimm ist wie diese christlichen Pastoren, die den Hurenböcken an der Kirchentür die Hände schütteln, obwohl die ganze Gemeinde ihre Sünden kennt.“
Burkes Eltern Martina und Seán haben neben Enoch neun weitere Kinder, alle mit biblischen Namen wie Elijah, Esther, Isaac oder Josiah. Die Kinder haben keine Schulen besucht, sondern wurden von ihrer Mutter, einer Lehrerin, zu Hause unterrichtet. Alle zehn haben exzellente Universitätsabschlüsse.
„Verrat am Glauben und am irischen Volk“
Zu dem Angebot des Richters Conor Dignam, über die Ferienzeit freizukommen, sagte Burke, er würde gern mit seiner Familie vor dem Kamin sitzen oder mit Schülern Weihnachtslieder singen, aber nicht unter diesen Umständen.
Das Angebot sei ein Versuch des Richters, das eigene Gewissen zu beruhigen, so Burke. Er werde das Gefängnis nur verlassen, wenn festgestellt würde, dass seine Inhaftierung gegen sein Recht auf Ausübung seiner Religion verstößt. Alles andere wäre ein Verrat am Glauben und am irischen Volk. Der nächste Gerichtstermin ist am 16. Februar; bis dahin bleibt Burke in Haft.
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