Fall Sandra Bland in den USA: Es soll Selbsttötung gewesen sein
Laut Staatsanwaltschaft zeigt die Autopsie, dass sich Sandra Bland im Gefängnis das Leben genommen hat. Sie soll Marihuana im Körper gehabt haben.
Die junge Schwarze war wegen eines Verkehrsverstoßes festgenommen worden und am 13. Juli im Gefängnis in Hempstead gestorben. Die Polizei hatte von Beginn an gesagt, nach ersten Untersuchungen sei von Suizid auszugehen. Die Familie der 28-Jährigen bezweifelte das.
Blands Festnahme durch einen weißen Polizisten und ihr Tod drei Tage später haben in den USA neue Debatten über Polizeigewalt gegen Schwarze ausgelöst. Bland hatte unweit von Houston mit ihrem Auto die Fahrspur gewechselt, ohne zu blinken. Als ein Polizist sie stoppte, gerieten beide in einen lauten Streit. Sie kam ins Gefängnis wegen Widerstands gegen die Staatsgewalt. Die Polizei veröffentlichte ein Video des Vorfalls.
Staatsanwalt Diepraam erläuterte, er rechne nicht mit einer zweiten Autopsie durch die Behörden. Die Familie hatte eine unabhängige Untersuchung der Todesursache gefordert.
Schnittwunden am Handgelenk
In den Medien waren angebliche Hinweise aufgetaucht, dass Bland in der Vergangenheit suizidgefährdet gewesen sein und Drogen genommen haben soll. Der Staatsanwalt sagte am Donnerstag, er erwarte mehr Resultate zur Droge in den kommenden Tagen. Die im Körper gefundene Rauschgiftmenge – nach drei Tagen in der Zelle – deute auf starken Konsum hin.
Bland habe laut Autopsie rund 30 Schnittwunden am linken Handgelenk gehabt, schrieb CNN. Diese seien am Verheilen gewesen. Weitere Wunden an den Handgelenken passten dazu, dass die Frau beim Anlegen von Handschellen Widerstand geleistet habe, wurde der Anklagevertreter zitiert.
Nach einem Bericht der New York Times vom Mittwoch sagte Bland selbst gegenüber Beamten aus, dass sie sich früher habe umbringen wollen. Trotzdem seien im Gefängnis keine besonderen Vorkehrungen zum Schutz der Frau getroffen worden.
Sowohl das Vorgehen des Polizisten bei der Festnahme als auch das Verhalten der Behörden im Gefängnis werden von der Familie der Toten und im Internet viel kritisiert. Der Polizist wurde aus dem Streifendienst genommen. Nach Medienberichten hat Blands Familie, die aus dem Raum Chicago kommt, privat eine weitere Autopsie in Auftrag gegeben. Am Samstag soll in Lisle (Illinois) die Beerdigung sein.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Pelicot-Prozess und Rape Culture
Der Vergewaltiger sind wir
Trendvokabel 2024
Gelebte Demutkratie
Mord an UnitedHealthcare-CEO
Gewalt erzeugt Gewalt
++ Nachrichten zum Umsturz in Syrien ++
Baerbock warnt „Assads Folterknechte“
100 Jahre Verkehrsampeln
Wider das gängelnde Rot
Bundestagswahlkampf der Berliner Grünen
Vorwürfe gegen Parlamentarier