Fall Jamal Khashoggi: Chefankläger reist in die Türkei
Der leitende Staatsanwalt aus Saudi-Arabien wird nach Istanbul fliegen. Er soll im Fall des getöteten Jamal Khashoggi ermitteln.
Al-Muadschab wird demnach seinen türkischen Kollegen Irfan Fidan in Istanbul treffen. „Es ist nicht so, dass wir keine weiteren Informationen, weitere Dokumente in unseren Händen hätten“, sagte Erdogan.
Der türkische Präsident warf erneut die Frage nach dem Verbleib von Khashoggis Leichnam auf. Und an Riad gewandt fragte er: „Wer hat einen solchen Befehl gegeben?“ Die saudiarabischen Behörden müssten sich erklären, um sich vom bestehenden Verdacht zu befreien.
Am Donnerstag hatte die saudiarabische Generalstaatsanwaltschaft unter Berufung auf die türkischen Ermittlungen die Tötung Khashoggis erstmals als eine vorsätzlich geplante Tat bezeichnet. Die bis zu diesem Zeitpunkt von Riad offiziell verbreitete Version zu dem Todesfall besagte, dass Khashoggi während eines Besuchs des saudiarabischen Konsulats in Istanbul bei einem „Faustkampf“ zu Tode gekommen sei. Diese Darstellung wird international jedoch stark angezweifelt.
Streit um Waffenembargo
Erdogan spricht von einem „politischen Mord“. Die türkischen Ermittler gehen davon aus, dass ein Killerkommando aus Saudi-Arabien den regierungskritischen Journalisten am 2. Oktober im Konsulat in Istanbul ermordete. Der saudiarabische Kronprinz Mohammed bin Salman steht im Verdacht, in die Ermordung seines Kritikers verwickelt zu sein. Der Thronfolger sprach von einem „abscheulichen Vorfall“.
In der Europäischen Union wird unterdessen darüber gestritten, ob mit einem Waffenembargo auf die Tötung des saudiarabischen Journalisten Jamal Khashoggi reagiert werden sollte. Die Bundesregierung begrüßte am Freitag den Vorstoß der österreichische EU-Ratspräsidentschaft, vorerst keine Rüstungsgüter an Saudi-Arabien zu liefern. Auch das Europaparlament hatte sich dafür ausgesprochen.
Spaniens Regierungschef Pedro Sanchez hatte am Donnerstag im Parlament dagegen erklärt, ein Stopp der Lieferungen komme nicht infrage. Großbritannien machten ebenfalls deutlich, sie hätten kein Interesse an einem Embargo und auch der französische Präsident Emmanuel Macron hat sich gegen einen Stopp der Rüstungsexporte nach Saudi-Arabien ausgesprochen.
Entsprechende Forderungen im Zusammenhang mit dem Fall Khashoggi seien „reine Demagogie“, sagte Macron am Freitag bei einem Besuch in der slowakischen Hauptstadt Bratislava. Waffenlieferungen an das Königreich hätten nichts mit der Tötung des Journalisten Jamal Khashoggi zu tun, argumentierte der Präsident.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Christian Lindner
Die libertären Posterboys
Außenministerin zu Besuch in China
Auf unmöglicher Mission in Peking
Olaf Scholz’ erfolglose Ukrainepolitik
Friedenskanzler? Wäre schön gewesen!
Rücktrittsforderungen gegen Lindner
Der FDP-Chef wünscht sich Disruption
Neuer Generalsekretär
Stures Weiter-so bei der FDP
Zuschuss zum Führerschein?
Wenn Freiheit vier Räder braucht