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Fahrkarten bei der BVGIn einem Meer aus Konfetti-Bons

René Hamann
Kolumne
von René Hamann

Als Verkehrsteilnehmer fehlt einem so manches – etwa ein Papierkorb und passendes Kleingeld. Eine Fahrpreiserhöhung fehlt hingegen nicht.

Mut zu Papiermüll: Wer mit EC-Karte zahlt, bekommt sogar noch eine Quittung dazu! Foto: dpa

W as haben wir gelacht, als wir zuletzt in Rom waren. Darüber, dass man zum Gelato immer so einen kleinen Bon bekommt, den man gleich fachgerecht entwerten, also in den großen Papierkorb am Eingang werfen kann. Diese Italiener mit ihrer Bürokratie! Alles wegen der Steuer!

Nun gibt es in Deutschland dank der EU auch so ein Gesetz, dass die Ausgabe von Quittungen – wo möglich – vorschreibt. Kein Kaufvorgang mehr ohne „schriftliches ­Empfangsbekenntnis“, wie es schön juristisch heißt. So handhaben es auch S-Bahn, DB und BVG – nur sorgt dort niemand für einen Papierkorb. Entsprechend sieht es in manchen Haltestellen aus: Ein Meer von zu groß geratenem Konfetti umgibt die Fahrkartenautomaten bereits am frühen Morgen. Wo ist die BSR, wenn man sie braucht?

Aber der unfreiwillige Papiermüll ist nicht das einzige Ärgernis rund um die ollen Fahrkartenautomaten. Da wäre noch die Sache mit den Geldscheinen – die werden immerhin inzwischen gern hastig eingesaugt vom Automaten. Aber oft genug genauso hastig wieder ausgespien.

20-Euro-Scheine nehmen die Automaten fast grundsätzlich nicht. Was zu lustigen Situationen in der BVG-Verkaufsstelle führt, wo sich zwei der drei diensthabenden Schalterbeamten darüber mokieren, dass man nur einen großen Schein hat. Ja, warum ist man denn wohl hier? Weil der Automat ja auch keinen Schein nimmt!

In Rom kosten die meisten Wege 1,50 Euro

An einem guten Tag muss man dann zum Kiosk und sich Kaugummi für 80 Cent kaufen, weil der Wechselgeld auch nur bei Einkauf von irgendwas rausgibt.

In Rom funktioniert das mit dem ÖPNV zugegeben auch nur so mittelprächtig. Dafür kostete eine Fahrt dort bislang nur 1,50 Euro – eine Summe, die man übrigens oft klein hat. Und ein Preis, den man gerne zahlt. In Berlin hingegen wurden jetzt schon mal „moderate Fahrpreiserhöhungen“ (VBB-Geschäftsführerin Susanne Henckel) angekündigt. Ab dem 1. Januar kostet ein Einzelfahrausweis Berlin AB 2,90 Euro, und die Umweltkarte Berlin ABC wird erstmals vierstellig: schlappe 1.008 statt 992 Euro.

Die Preiserhöhung orientiere sich an der Entwicklung der Lebenshaltungskosten und der Strom- und Kraftstoffpreise in den vergangenen fünf Jahren, so der VBB-Aufsichtsrat. Hoffen wir, dass wenigstens ein paar mehr Papierkörbe dabei herausspringen.

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René Hamann
Redakteur Die Wahrheit
schreibt für die taz gern über Sport, Theater, Musik, Alltag, manchmal auch Politik, oft auch Literatur, und schreibt letzteres auch gern einmal selbst.
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