Fahndung nach Bombenanschlag: Bangkok jagt Bombenleger
Nach dem Anschlag von Montag sucht man in Bangkok nach Verantwortlichen. Über die Hintergründe ist noch nichts bekannt
Nahe des Hindu-Schreins Erawan, einer bei Touristen und Thailändern populären Pilgerstätte, wurden 20 Menschen getötet, um die 140 verletzt. Überall sind Spuren getrockneten Blutes zu sehen, Straßenränder und Bürgersteige sind mit Tausenden Glasscherben übersät.
Die Behörden erklärten, sie suchten einen Verdächtigen, den Überwachungskameras festgehalten hätten. Thailands Polizeichef Somyot Poompunmuang sagte, der Mann habe ein gelbes T-Shirt und einen Rucksack getragen und sei zur fraglichen Zeit vor Ort gewesen.
Allerdings müsse man die Bilder aller Überwachungskameras sowie Augenzeugenberichte auswerten, um festzustellen, ob es einen Zusammenhang zwischen dem Attentat und dem Mann gebe, der den Rucksack nach Verlassen des Schreins nicht mehr bei sich gehabt habe. Ob dieser identifiziert wurde, darüber gab es unterschiedliche Angaben. Bis zum Abend hatte sich noch niemand zu der Tat bekannt.
Indes schwankt die Stimmung in Bangkok zwischen Trauer, Entsetzen und Panik. Nicht zuletzt, weil am Dienstag eine weitere Explosion gemeldet wurde: Laut Polizei hatte ein Unbekannter versucht, einen Sprengsatz von der Brücke einer Fährstation in eine Menschenmenge zu werfen. Doch der Sprengsatz landete im Fluss Chao Phraya. Bislang habe es weder weitere Tote noch Verletzte gegeben.
Juntachef Prayuth Chan-ocha, nach dem Putsch vom Mai 2014 zugleich Premier, sprach „vom schlimmsten Angriff“ in der Geschichte des Landes. Polizei sowie Militärs erklärten, der oder die Attentäter hätten möglichst viele Menschen töten sowie Thailands Wirtschaft und den Tourismus treffen wollen.
Politische Gegner sollen nicht zu Sündenböcken werden
Kritiker erklärten, Militärjunta und Polizei seien aufgefordert, ernsthafte Untersuchungen einzuleiten. Die Autoritäten sollten sich hüten, politische Gegner zu Sündenböcken zu machen. Zumindest die mutmaßliche Beteiligung muslimischer Aufständischer in Thailands Süden haben Armee und Polizei verworfen: Das Attentat entspreche nicht den Taktiken der gegen die Bangkoker Zentralregierung kämpfenden Rebellen, deren Anschläge sich weitgehend auf die an Malaysia grenzenden Provinzen konzentrierten.
Allerdings hatten Beobachter seit dem Putsch vom Mai 2014, dem Proteste gegen die damalige Regierung unter Yingluck Shinawatra vorangegangen waren, vor neuen Konflikten zwischen den rivalisierenden politischen Lagern gewarnt. Zwar hat es auch in der Hauptstadt Anschläge gegeben. Doch keiner davon hatte ein solches Ausmaß wie das Attentat vom Montag.
So gab es im Februar zwei Anschläge vor einem Luxuskaufhaus nahe der Ratchaprasong, für die Unterstützer des Putsches die „Rothemden” verantwortlich machten. Letztere sind Anhänger des 2006 vom Militär gestürzten, Expremiers Thaksin Shinawatra und dessen Schwester Yingluck. Die Führungsriege der Rothemden hatte dies bestritten: Man sei nur an Frieden und einer Rückkehr zur Demokratie interessiert.
Die Warnungen der Kritiker in Zusammenhang mit dem jüngsten Anschlag kommen nicht von ungefähr: Es ist nicht ausgeschlossen, dass dieser von den Machthabern benutzt werden könnte, um sich politische Rivalen vom Hals zu schaffen. Zumal die Ratchaprasong im Frühjahr 2010 Schauplatz wochenlanger Rothemden-Proteste gegen die damalige, vom Militär eingesetzte Regierung unter Abhisit Vejjajiva gewesen war. Letztlich hatte die Armee die Kundgebungen blutig niedergeschlagen.
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