: Fahndung läuft auf Hochtouren
■ Staatsschutz geht davon aus, dass sich der gesuchte Drohbriefschreiber Olaf Staps in Berlin aufhält. Sämtliche Streifenbeamte wurden mit einem Fahndungsfoto ausgestattet
Bei der Fahndung nach dem Drohbriefschreiber Olaf Jürgen Staps mobilisiert die Polizei alle zur Verfügung stehenden Reserven. Der polizeiliche Staatsschutz, der bei den Ermittlungen federführend ist, wird von einer Gruppe speziell ausgebildeter Zielfahnder unterstützt. Auch die Schutzpolizei ist eingebunden worden. Nach Angaben des Leiters des Staatsschutzes, Peter-Michael Haeberer, ist das Foto von Staps über 10.000-mal vervielfältigt und an die Beamten in den Direktionen und Abschnitten verteilt worden.
Der 39-jährige Staps hatte in einem bei der Polizei eingegangenen Drohbrief angekündigt, er werde den ursprünglich für vergangenen Sonntag geplanten PDS-Gedenkmarsch für Rosa Luxemburg und Karl Liebknecht mit Handgranaten und einer Maschinenpistole angreifen. Die traditionelle Verstaltung, an der bis zu 100.000 Menschen teilzunehmen pflegen, wurde deshalb von der Polizei verboten. Sie soll am Samstag nachgeholt werden.
Während sich die Polizei mit einem ausgetüftelten Sicherheitskonzept auf die Großdemo vorbereitet, laufen die Fahndungen nach Staps auf Hochtouren. „Ich glaube, dass er noch in Berlin ist“, sagte Haeberer. In Hinblick auf Staps’ früheres soziales Engagement – er war unter anderem Altenpfleger – könne es durchaus sein, dass sich der Gesuchte bei Menschen aufhalte, die von der Fahndung nichts wüssten, weil sie keine Zeitung läsen. Deshalb sei es wichtig, dass sämtliche Streifenbeamte mit einem Foto ausgerüstet und damit im Straßenmilieu präsent seien.
Der Leiter des Staatsschutzes bekräftigte, dass die Polizei Staps’ Drohung absolut ernst nimmt. Das Bild eines Monsters, das einzelne Medien in den letzten Tagen von dem Soziologiestudenten gezeichnet hätten, charakterisiere diesen aber nicht richtig. Vielmehr sei Staps ein Mensch mit einem hohen moralischen Anspruch, der sehr feinfühlige Seiten habe. Aber gerade dieser hohe moralische Anspruch mache den Mann auch zu einer ernst zu nehmenden Gefahr. Dass Staps, der Ende der 80er-Jahre Mitglied der DDR- Friedensbewegung „Schwerter zu Pflugscharen“ war, mit Waffen umgehen kann, bezweifelt Haeberer nicht. Der 39-Jährige hat bei der Nationalen Volksarmee einen ganz normalen Wehrdienst abgeleistet.
Nach Angaben eines Polizeisprechers sind beim Staatsschutz inzwischen 34 Hinweise auf Staps eingegangen. Trotz des Fahndungsaufwandes werden aber die Chancen, den Gesuchten bis Samstag festnehmen zu können, nicht als sehr groß angesehen „Zufall und Glück müssten schon mitspielen“, sagte ein Beamter. Seine Hoffnung ist, dass Staps seine Drohung nicht wahr macht, weil dieser einsieht, dass er sein Ziel, die Öffentlichkeit aufzurütteln, auch so schon erreicht hat. Durch die Tötung von Unschuldigen werde er nicht mehr erreichen, außer dass er dabei selbst umkomme.
Plutonia Plarre
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