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FachkräftemangelKitas fehlen 125.000 Fachkräfte

Das Gute-Kita-Gesetz von 2019 sollte für eine bessere Betreuung an den Kitas sorgen. Eine Studie zeigt: Die Lage hat sich weiter verschlechtert.

Zwei Fachkräfte fehlen laut der Studie im Durchschnitt in jeder Kita Foto: Christoph Soeder/dpa

Berlin dpa | Kindertagesstätten in Deutschland macht anhaltender Personalmangel zu schaffen, einer Studie zufolge fehlen mehr als zwei Fachkräfte pro Einrichtung. Oft seien es mehr, geht aus dem am Montag veröffentlichten Kita-Bericht 2024 des Paritätischen Gesamtverbandes hervor. Das entspreche aktuell 125.000 fehlenden Fachkräften im gesamten Bereich der Kindertagesbetreuung. Bundesfamilienministerin Lisa Paus (Grüne) hatte unlängst von 50.000 bis 90.000 fehlenden Fachkräften in Deutschlands Kitas bis 2030 gesprochen.

Juliane Meinhold, die Leiterin für soziale Arbeit beim Gesamtverband, sieht in dem Fachkräftemangel „ein doppeltes Problem“: „Personalmangel führt zu zusätzlichen Überstunden und einer zunehmenden Überlastung der vorhandenen Mitarbeiter*innen. Damit drohen weitere Personalausfälle“, warnte sie. Die Kinder hätten das Nachsehen, weil Aktivitäten und Förderung eingeschränkt werden.

Mit dem sogenannten Gute-Kita-Gesetz habe der Bund ab dem Jahr 2019 die Hoffnung geweckt, dass sich die Situation in Kindertageseinrichtungen flächendeckend verbessern könnte, stellte der Verband fest. Der Kita-Bericht zeige aber, dass sich zwischen 2021 und 2023 die Rahmenbedingungen in den meisten Kitas verschlechtert hätten, insbesondere weil sich der Fachkräftemangel als große Belastung erweise.

Der Paritätische Gesamtverband forderte, mehr Fachkräfte durch bessere Rahmenbedingungen in der Ausbildung zu gewinnen. So sollte grundsätzlich kein Schulgeld mehr gezahlt werden müssen, die Anrechnung von Auszubildenden auf den Personalschlüssel müsse aufhören. Gleichzeitig sei zusätzliches Personal in inklusiv arbeitenden Kindertageseinrichtungen und in Einrichtungen mit einem hohen Anteil von Kindern, die von Benachteiligung bedroht sind, notwendig.

Die Kita-Förderung ist aktuell auch Gegenstand eines Ringens zwischen Paus und Bundesfinanzminister Christian Lindner (FDP). Auf Basis des Kita-Qualitätsverbesserungsgesetzes (Gute-Kita-Gesetz) hatten die Länder sich zur Einhaltung bestimmter Standards verpflichtet. Die finanzielle Beteiligung des Bundes endet jedoch Ende dieses Jahres. Eine Fortsetzung ist bisher nicht vorgesehen. Im Rahmen des Kita-Qualitätsgesetzes hatte der Bund die Länder 2023 und 2024 mit rund vier Milliarden Euro unterstützt. Paus und die Bundesländer pochen bei Lindner auf hohe Fördersummen für Deutschlands Kitas auch ab dem kommenden Jahr.

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4 Kommentare

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  • Welche Fachkräfte sind denn genau gemeint? KinderpflegerInnen? Erzieherinnen?

    Was verdienen denn diese Fachkräfte? Werden sie Vollzeit angestellt? Bekommen sie unbefristete Arbeitsverträge?

    Man müsste viel mehr über die Bedingungen erfahren unter denen diese Fachkräfte arbeiten sollen, dann könnte man besser einschätzen, ob es überhaupt Anreize gibt, diese Berufe zu ergreifen.

    • @Gnutellabrot Merz:

      Erzieherinnen werden überall gesucht. Sie können sich die Arbeitsbedingungen aussuchen (Arbeitszeit etc). Beim Gehalt ist es fix im öffentlichen Dienst, oder angelehnt daran. So schlecht ist das aber nicht.

  • Gabs nicht mal eine gesetzliche Kitaplatz Garantie?



    Und wenn ja gabs keine Klagen? Davon hört man nix...

  • Ich war damals bei den Demos der Gewerkschaften, wo es um eine Aufwertung und eine Verbesserung der Situation der Beschäftigten in den Kitas ging. Mir ist das noch gut im Ohr, was die öffentlichen und kommunalen Arbeitgeber dazu gesagt haben.

    Fazit: Es läuft noch viel zu gut.



    Die Arbeitgeberseite in diesem Markt wird alles tun, um weiterhin zu wenig zu zahlen, die Ausbildung an den Bedürfnissen der Kitas auszurichten. Und viele städtische Kitas zahlen ihren Leitungen mehr, wenn mehr Kinder da sind, also je voller die Bude, desto höher das Gehalt der Letiungen. Die Betreiber erzeugen selber Druck, die Kitas vollzurammeln.

    Und pädagogisch ist das auch alle so eine Sache, so schaffen einige Kitas fleißig Spielsachen nach Montesori an, bilden die Erzieherin aber gar nicht dahingehend aus. Und viele Kitas haben momentan kein echtes pädagogisches Kernkonzept, was alle vor Ort kennen und umsetzen. Dennoch gibt es Fachtage, Weiterbildungen und und ... Nur das Gesamtbild stimmt eben nicht. Und das war mal anders, die Ausbildung hat mal vier Jahre gedauert, war hochwertig, die Bezahlung war besser.