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Facebooks Umgang mit TrumpDaumen runter für Zuckerberg

Anders als Twitter will Facebook nicht gegen Äußerungen von US-Präsident Donald Trump vorgehen. Nun begehren Mitarbeiter auf.

Facebook-Gründer Mark Zuckerberg rechtfertigte die Entscheidung vor seinen Mitarbeiter*innen Foto: Andrew Harnik/ap

Eine „schwere Entscheidung“ sei es gewesen. Facebook-Gründer Mark Zuckerberg verteidigte am Dienstag vor mehr als 20.000 seiner Angestellten in einer Videokonferenz die Untätigkeit des Unternehmens angesichts umstrittener Posts eines prominenten Nutzers: Donald Trump.

Dessen oft realitätsverzerrenden wie gewaltverherrlichenden Äußerungen werden auf Facebook nicht moderiert, auch wenn sie dem Augenschein nach die Kriterien für Löschung oder auch weniger drastische Beschränkungen erfüllen. Angesichts der sich verschärfenden politischen Lage in den USA nach dem gewaltsamen Tod George Floyds drängen Angestellte von Facebook Zuckerberg dazu, einzugreifen. Der gibt sich weiterhin entschlossen, die Inhalte des Präsidenten so, wie sie sind, online zu belassen. Immerhin war der firmeninterne Druck in den vergangenen Tagen so weit gestiegen, dass die ursprünglich für Donnerstag geplante firmenweite Videokonferenz vorverlegt wurde.

Dass der Chef eines milliardenschweren Konzerns seinen Angestellten Rede und Antwort steht, ist für Tech-Unternehmen aus dem Silicon Valley nicht unbedingt ungewöhnlich. Firmenphilosophien von flachen Hierarchien und familienartigen Wertgerüsten lassen zwar keinen Zweifel daran, wer am Ende die Entscheidungen fällt, Meinungsäußerungen der Beschäftigten, zumindest der fest Angestellten, sind jedoch durchaus erwünscht. Ungewöhnlich für Facebook ist jedoch die Öffentlichkeit, die Kritiker*innen des Firmengründers für ihre Positionen herstellen.

Nicht mehr nur auf firmeninternen Messageboards, sondern auf den eigenen Social-Media-Accounts äußern Facebook-Beschäftigte ihr Unverständnis über die Entscheidung Zuckerbergs, Posts von US-Präsident Trump unverändert und unkommentiert online zu belassen. Eine virtuelle Arbeitsniederlegung durch mehrere Hundert Mitarbeiter*innen kam am Montag noch dazu.

Twitter machte den Anfang

Anfang vergangener Woche hatte der Facebook-Konkurrent und Trumps favorisierte Plattform Twitter damit begonnen, Tweets des Präsidenten redaktionell zu bearbeiten. So wurden unter Posts zu angeblichen Betrügereien bei Briefwahlen Faktenchecks angefügt und ein Post als gewaltverherrlichend hinter einem Warnhinweis versteckt.

Die Proteste des Facebook-Personals nehmen dieses Vorgehen als Beispiel für einen angemessenen Umgang mit Trumps Äußerungen und fordern nachdrücklich die Durchsetzung der Moderationsregeln bei Facebook, unbesehen des Amtes des Accountinhabers. Unterstützt wird diese Position von mehreren Bürgerrechtsorganisationen. Am Montagabend machten die gegenüber Zuckerberg, ebenfalls in einer Videokonferenz, ihre Position deutlich, ohne Ergebnis jedoch.

Die New York Times zitiert Vanita Gupta von der National Leadership Conference on Civil and Human Rights nach dem Treffen mit der Einschätzung, dass der Facebook-Chef einen „Mangel an Verständnis“ für die Situation zeige. Druck auf Zuckerberg wird derweil auch von der anderen Seite ausgeübt. So erließ Trump am vergangenen Donnerstag eine Verfügung, die darauf abzielt, einen für das Geschäftsmodell der Internetplattformen wichtigen Haftungsausschluss einzuschränken.

Kündigung per Facebookpost

Anlass für die Initiative waren die Eingriffe von Twitter gegen Trumps Account, eine neue Regulierung würde aber auch und vor allem Facebook treffen. Während die präsidiale Verfügung lediglich einen Prozess zur Überprüfung des Haftungsprivilegs anstößt, also zunächst keine unmittelbare Wirkung entfalten wird, ist sie aber ein Schuss vor den Bug der sozialen Netzwerke. Und der verhallt bei Zuckerberg nicht ungehört. Denn in den kommenden Monaten muss sich Facebook doch ohnehin auf eines einstellen: unsichere Zeiten.

Im Zuge der Coronakrise sind die Hightech-Unternehmen aus dem Silicon Valley bislang jedoch relativ unbeschadet geblieben. Ihre Titel eilen am Aktienmarkt sogar von Kursrekord zu Kursrekord. Für eine zu praktisch hundert Prozent von der Werbeflächenvermarktung abhängige Plattform wie Facebook kann es jedoch angesichts einer geschrumpften Gesamtwirtschaft und entsprechend reduzierten Marketingbudgets zu empfindlichen Gewinneinbußen kommen. Sehr vorsichtig sind bereits im Facebook-Geschäftsbericht für das erste Quartal dieses Jahres die Prognosen für die folgenden Monate gehalten.

Die Drohung geschäftsschädigender regulatorischer Eingriffe aus Washington kommt für Mark Zuckerberg in dieser Situation besonders ungelegen und wiegt offenbar schwerer als moralische Bedenken seiner Angestellten. Zumindest einzelne von ihnen nehmen diese Prioritätensetzung zum Anlass, die Firma zu verlassen. „Immer wenn Trump eskaliert, wird Face­book die Torpfosten bewegen, Entschuldigung auf Entschuldigung finden, um nicht auf die gefährliche Rhetorik reagieren zu müssen“, erklärte Facebook-Softwareentwickler Timothy J. Aveni am Montag seine Kündigung – in einem Facebookpost.

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4 Kommentare

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  • Privat Facebook und seinen Trump unterstützenden CEO zu boykottieren ist eine gute Sache, bringt aber nichts. Facebook würde den Schmerz erst dann spüren, wenn es massenhaft von Firmen boykottiert werden würde und die ihre Werbung auf dieser Hassplattform nicht mehr schalten würden.

  • 8G
    85198 (Profil gelöscht)

    Hihihi, "Firmenphilosophien".

  • Bei Löwenzahn von Peter Lustig hieß es schon vor vielen Jahren am Ende der Sendung: "Abschalten!". Das habe ich vor einem Jahr mit meinem Facebook-Account gemacht.

  • 0G
    05838 (Profil gelöscht)

    Zuckerberg wollte sich schon vor ein paar Jahren nicht in den Wahlkampf hinein ziehen lassen.