FDP zieht ins Hamburger Parlament ein: Streit um den Wahlerfolg

FDP Parteichef Westerwelle wertet den Wahlerfolg als Stabilisierung seiner Macht. Doch jüngere FDPler sehen darin eine Bestätigung ihres Kurses der Mitte.

Die FDP-Spitzenkandidatin Katja Suding wird zur Kronzeugin eines Richtungskampfes. Bild: dapd

BERLIN taz | Die Hamburger FDP hatte nichts zu verlieren. Ihren Wiedereinzug in die Bürgerschaft nutzte am Sonntag prompt die Bundespartei für ihre Zwecke. Ein Parteisprecher eilte kurz nach der ersten Prognose um 18 Uhr zu den Journalisten im Thomas-Dehler-Haus, um die Interpretation des Parteichefs Guido Westerwelle auszugeben: Der "Auftakt nach Maß" fürs Superwahljahr "zeigt, dass die FDP, wenn sie kämpft, wie sie das seit Dreikönig tut, gute Ergebnisse erzielen kann".

Mit anderen Worten: Die monatelange Führungsdiskussion möge nach dem Einzug ins Stadtparlament endlich enden. Doch das gute FDP-Abschneiden lässt sich auch ganz anders deuten.

Über die Hamburger Spitzenkandidatin, die bis vor kurzem selbst parteiintern unbekannt war, urteilt der FDP-Arbeitsmarktexperte Johannes Vogel gegenüber der taz: "Katja Suding steht nicht gerade für die klassische FDP." Der Ex-Vorsitzende der Jungen Liberalen (JuLis) spielt darauf an, dass Suding sich im Wahlkampf offen zeigte für Bündnisse mit der SPD.

Vorläufiges amtliches Teilergebnis (nur Auszählung der Zweitstimmen):

SPD: 48,3% (2008: 34,1%)

CDU: 21,9% (42,6%)

GAL: 11,2% (9,6%)

Linke: 6,4% (6,4%)

FDP: 6,6% (4,8%)

Andere: 5,6%

Das kommt dem Parteinachwuchs entgegen. Die zahlenmäßig starke Gruppe der Um-die-30-Jährigen will die Partei wieder mehr zur Mitte rücken. Die Gelegenheit dazu erscheint ihnen günstig. Suding gerät so zur Kronzeugin eines Richtungskampfes.

Ähnlich äußert sich der heutige JuLi-Vorsitzende Lasse Becker gegenüber der taz: "Das ist auch ein Erfolg für die JuLis vor Ort, von denen wahrscheinlich mehrere für die FDP in die Bürgerschaft einziehen können."

Weniger gern werden Parteichef wie Parteinachwuchs den Befund der Forschungsgruppe Wahlen hören. Die Meinungsforscher erklärten, ganz überwiegend hätten lokale, nicht Bundesthemen das Wählerverhalten beeinflusst.

Vielleicht entschied sich FDP-Generalsekretär Christian Lindner auch deshalb für einen salomonischen ersten Kommentar: "Wir wissen, dass wir in einer gewissen Bewährungsprobe sind. Aber wir können uns wieder Vertrauen erarbeiten."

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