FDP im Niedergang: Der kollektive Abschied
Der lokale FDP-Ableger im brandenburgischen Treuenbrietzen verweigert die Gefolgschaft - und tritt kollektiv aus der Partei aus.
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Der Absturz der FDP kennt kein Halten, und nun auch noch das: Im märkischen Treuenbrietzen, ein 7.000-Seelen-Städtchen im Südwesten Brandenburgs, verweigert der lokale FDP-Ableger die Gefolgschaft - und tritt kollektiv aus der Partei aus.
Die Neujahrsbotschaft der Treuenbrietzer Noch-FDP klang schon nach Abschied. 2012 wollen man "neue Wege finden", schrieb FDP-Ortschef Andreas Gronemeier. Die FDP sei dabei "als Partner willkommen, wenn sie gewillt ist, die wirklichen Probleme der Menschen vor Ort aufzugreifen".
Will sie aber nicht. So sehen das zumindest die Treuenbrietzer. Am Wochenende erklärte Gronemeier die Auflösung des Ortsverbands. Alle sieben Mitglieder, sowie drei aus dem Nachbardorf Niemegk, würden ihre Parteibücher abgeben. Die Bundes-FDP sei "ein Klotz am Bein". Die Signale vom FDP-Dreikönigstreffen in Stuttgart hätten das bestätigt. Nun wolle man "völlig neue Wege" gehen.
Das wird die FDP-Oberen freuen. Umfrage-Prozente weg, Saarland-Jamaika weg, Treuenbrietzen weg. Ausgerechnet. Denn für die Liberalen war die märkische Winzstadt so etwas wie eine Bastion: Im Stadtparlament hatte die FDP die Mehrheit, bei der Wahl 2008 holte sie 34,5 Prozent. Mit Michael Knape stellte sie den Bürgermeister, seit zehn Jahren schon.
Und: In Treuenbrietzen hieß liberal durchaus progressiv. Schon seit Jahren setzte sich die Combo um Bürgermeister Knape für regenerative Energien ein - als Wirtschaftschance im ländlichen Raum. Die Bundespartei habe das Thema dagegen völlig verschlafen, so der Bürgermeister. Alle Sympathien, die man vor Ort genieße, habe man sich selbst erarbeitet. Trotz FDP.
Jetzt wollen die Treuenbrietzer als Wählervereinigung weitermachen. Noch in diesem Quartal soll die Auflösung und Neugründung erfolgen. Dann ist auch dieses Kapitel aus dem Tollhaus FDP besiegelt.
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