Expertin über Spenden für die Ukraine: „Geld hilft am besten“
Wie kann man Ukrainer:innen aktuell unterstützen? Im Moment vor allem finanziell, sagt Mathilde Langendorf von der Caritas.
taz: Frau Langendorf, was hilft derzeit Ukrainerinnen und Ukrainern am besten – Geld spenden oder Sachen wie Kleider, Medikamente und so fort?
Mathilde Langendorf,45, spricht für die katholische Hilfsorganisation Caritas Deutschland.
Mathilde Langendorf: Zum jetzigen Zeitpunkt Geld. Derzeit flüchten die Ukrainer nach Polen, Rumänien oder Moldawien vor dem Krieg im eigenen Land. Wie viele am Ende wohin nach Deutschland kommen, wissen wir noch nicht. Bisher sind das nur Wenige, zum Beispiel in Cottbus oder in Eisenhüttenstadt. Die kommen dann meist privat unter, bei Verwandten oder Freunden. In den Notunterkünften sind sie noch nicht. Sie brauchen vor allem Beratung und Orientierung.
Aber warum nicht schon jetzt für Kleider, Kuscheltiere, Möbel sorgen?
Die Sachspenden müssten sortiert und gelagert werden. Nicht jede Organisation hat dafür den Platz, und die Personalressourcen sind im Moment woanders besser eingesetzt, etwa in der Planung von Hilfen. Es wird Aufrufe geben, sobald zum Beispiel Matratzen oder Spielzeug für Kinder gebraucht werden. Im Moment würde das mehr stören als etwas bringen. Eine Ausnahme können große Sachspenden etwa von Unternehmen sein.
Welche Unternehmen können helfen?
Der Autovermieter Sixt zum Beispiel hat dem Malteser Hilfsdienst zahlreiche Bullis zur Verfügung gestellt. Großspenden, die bei den logistischen Aufgaben helfen – Fahrzeuge, Feldbetten sowie Arbeitskleidung in großen Mengen – sind sicherlich hilfreich. Die einzelne Jacke, bei der geguckt werden muss, wem sie passen könnte, eher nicht. Das kommt erst in einem zweiten Schritt. Wenn wir wissen, dass da zum Beispiel eine Familie mit drei Kindern ist, die ein Kinderbett und alle Kleidung brauchen.
Wohin fließt das Geld?
Die Spenden, die unser Hilfswerk Caritas international einsammelt, fließen in die Ukraine. Die Caritas ist schon seit Jahren im Osten des Landes präsent, seit mehreren Wochen haben sich die Kolleginnen und Kollegen auf das Schlimmste vorbereitet. Sie unterstützen jetzt Flüchtende mit Feldküchen, mit Hygieneartikeln, mit Decken und Übernachtungsmöglichkeiten, auch mit psychologischer Hilfe. Gerade alte und kranke Menschen sind auf Hilfe angewiesen. Es ist die klassische Hilfsarbeit in einem Kriegsgebiet. Spenden an die Caritas im Inland werden dafür eingesetzt, die Erstversorgung von Menschen aus der Ukraine vorzubereiten. Zum Beispiel werden Wasser und Lebensmittel in großen Mengen gekauft.
Wie viel Geld ist nötig?
Das hängt natürlich stark davon ab, was jemand braucht. Einige Menschen versorgt man auf der Durchreise mit einer Mahlzeit, andere brauchen eine längere Beratung oder einen Platz zum Schlafen. Zu anderen, gerade alten Menschen, muss man versuchen hinzukommen, um sie zu Hause zu versorgen. Diese Hilfen kosten nicht alle das Gleiche. Grob lässt sich sagen: Mit einer Spende von 50 Euro sichert man die Versorgung einer Person mit Grundnahrungsmitteln über eine längere Zeit.
Und wenn ich wenig Geld, aber Zeit habe und helfen will, was kann ich dann tun?
Mich bei einer Organisation in meiner Nähe melden und signalisieren, dass ich zur Verfügung stehe. Bald werden viele Menschen aus der Ukraine eintreffen, und es werden Ehrenamtliche gebraucht. Noch ist das aber nicht der Fall. Bei uns melden sich auch Leute, die sagen, wir wollen Flüchtende abholen. Das ist aber keine gute Idee. Es würde an der Grenze zu Polen nur Chaos stiften, wenn jetzt alles drauflosfahren würde. Die Situation ist schon unübersichtlich genug. Aber sobald mehr Ukrainer hier sind, werden wir im Internet veröffentlichen, was wo nötig wird. Das ist nur noch eine Frage von Tagen.
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