piwik no script img

Expertin über Rentenvorsorge"Frauen sollten genau rechnen"

Eine Expertin rät Müttern, die wegen der Kinder zu Hause bleiben, zu einer eigenen privaten Rentenversicherung. Auf ihren Partner sollten sie lieber nicht setzen.

Gerade Frauen mit Kinderwunsch sollten früh mit der privaten Vorsorge beginnen. Bild: photocase / day-walker
Simone Schmollack
Interview von Simone Schmollack

taz: Frau Mücke, eine neue Studie hat herausgefunden, dass selbst erwerbstätige Frauen später in der Altersarmut landen können. Wie kann das sein?

Annette Mücke: Eine Ursache ist nach wie vor, dass viele Frauen für die Kindererziehung längere Zeit ihren Job aufgeben. Darüber vergessen sie leider ihre eigene finanzielle Absicherung und setzen darauf, dass die Kinderzeiten in der Rente angerechnet werden.

Es trifft aber auch Frauen, die nicht zu Hause bleiben.

Auch Frauen, die in Minijobs oder zu geringen Löhnen arbeiten, haben starke Renteneinbußen. Ihre Rente reicht im Alter nicht aus. Das wissen viele Frauen aber nicht. Sie vertrauen auf ihren Partner, ohne klare Absprachen getroffen zu haben.

Was meinen Sie damit?

Annette Mücke

43, ist Bankkauffrau und Lehrkraft für Finanzkompetenz in Lüneburg. Sie hat immer Rentenbeiträge geleistet, auch in Minijobs.

Viele Frauen tun sich schwer damit, ihre Erziehungsleistung selbstbewusst gegenüber ihrem Partner durchzusetzen. Hier rate ich zu einer gleichberechtigten Aufteilung von Familienpflichten und -einkommen.

Viele junge Männer kümmern sich doch um die Erziehung.

Ja. Aber die wenigsten Väter nehmen überhaupt und wenn, dann nur sehr kurze Elternzeiten in Anspruch.

Wie sähe denn eine gleichberechtigte Aufteilung aus?

Ein Patentrezept gibt es nicht. Wichtig aber wäre, einen Teil des Familieneinkommens für die Altersvorsorge der Frau zurückzulegen. Ist das nicht möglich, sollten Frauen nach der Babypause so schnell wie möglich wieder in den Job zurückkehren.

Manche Frauen wollen das aber nicht.

Dann sollten sie genau abwägen und sich ausrechnen, ob das sinnvoll ist. Und sie sollten jede Renteninformation genau lesen. Manche Frauen legen diese Briefe einfach zur Seite. Dann werden Fehlzeiten nicht korrigiert und die Folgen aus der Rentenmitteilung nicht richtig eingeschätzt.

Raten Sie Frauen zur Vollzeit?

Nicht unbedingt, die Zeit mit Kindern ist wertvoll.

Welche Summen sollte man denn für die private Altersvorsorge anpeilen?

Ein höherer dreistelliger Betrag sollte es schon sein. Aber auch jeder kleinere Beitrag ist besser als gar keiner. Je früher Frauen mit ihrer Absicherung beginnen, umso kleiner sind die Beträge, die sie aufwenden müssen.

Manche Familie kann aber nicht einmal einen klitzekleinen Betrag abknapsen.

Dann geht es nicht ohne sozialversicherungspflichtige Beschäftigung.

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen

Mehr zum Thema

10 Kommentare

 / 
  • M
    magy

    Wie soll man selbst Vorsorge für die Rente betreiben in der heutigen Zeit ? Heute finden viele nur Arbeit über Zeitarbeitsfirmen, wie die zahlen ist ja bekannt. Dann werden Leute entlassen und Neue eingestellt die so wenig Lohn bekommen, das es nicht mal zum Überleben reicht geschweige für eine Rentenvorsorge. Dann scheinen die Firmen immer mehr nur noch befristete Verträge zu machen, also eine unsichere Zukunft, wie kann man Rentenverträge machen, die ich dann nicht zahlen kann. Auch wenn der Mindestlohn 8.50 € wäre, brutto natürlich, dann zahle mal die Miete und Nebenkosten, Strom was eben so üblich ist, was soll da noch bleiben. So weit denken die Politiker aber nicht, weil die in ganz anderen finanziellen Dimension denken und leben (Gehälter die der Steuerzahler zahlen MUSS)

  • M
    magy

    ich habe Jahre die Pensionskasse gemacht. Als ich mir die Summe dann auszahlen lies hat der Staat kräftig zugeschlagen. Klartext, die 40 € die der Staat großzügig wie er nun mal ist über die Jahre zugesteuert hat, holt er sich dann locker bei der Auszahlung mit Zinsen wieder.

    Dann kommt noch: lässt man sich das angesparte Pensionsgeld monatl. auszahlen und es kommt dabei über 130 € raus will dann die Krankenkasse mehr Geld vom Rentner sehen. Diese 130 € wären dann eine weitere Einnahme zur Rente und erhöht die KK Abgaben. Die mtl. Auszahlungs-zeit ist nur 10 Jahre, dann ist Schluss damit.

    Geld unter die Matratze ist sicherer für die Rente und kann nicht auf die Rente aufgerechnet werden.

  • SN
    Seid nett zu eueren Kindern

    @mir

     

    ich denke, derzeit kann ihnen kein sogenannter Experte sagen, wie ihre finanzielle Lage im Alter aussehen wird und ob es sich überhaupt rechnet eine private Altersversorgung aufzubauen.

    Blüm hatte recht, als er behauptete, dass die sicherste Rente, die umlagefinanzierte gesetzliche Rente, sei. Ob es sie in Zukunft noch in ausreichender Höhe geben wird, hängt einzig und allein davon ab, ob die Produktivitätszuwächse der Industrie in die Rentenauszahlung eingespeist wird, ansonsten wird es wegen der Demografie sehr eng.

     

    Um aber sicher zu gehen, im Alter nicht zu verhungern, rate ich ihnen, schaffen sie sich noch ein paar Kinder an, die sie zur Not durchfüttern. Auch wenn dieser Rat ihnen mit an sicherheitsgrenzender Wahrscheinlichkeit eine Armutrente garantiert und demografisch ein unmögliches System stabilisiert, ist es angsichts dieser korupten Elite noch die verlässlichste Anlageform.

  • M
    mir

    Ja genau! Genau abwägen, das wär's doch mal!... Ich persönlich finde es allerdings absolut schwierig meine Existenzsicherung im Jetzt mit allen Konsequenzen auch für mein Alter zu überblicken. Was hat priorität? Wie sind eigentlich die Gesetze, was sind meine Pflichten, was sind meine Rechte? Was habe ich genau davon in eine Rentenversicherung einzuzahlen, wie soll ich jetzt abschätzen ob es sich lohnt und wie es sich lohnt für mein Alter vorzusorgen?

    Ich bin selbstständige Künstlerin und Studentin und Mutter und Minijobberin und jetzt muss ich mich entscheiden, wie ich mein Leben versicherungsumständisch und rentenweitblickend weiter gestalten will. Künstlersozialkasse, Minijob-Rentenbeitrag freiwillig aufstocken? Krankenversicherung über meinen Mann? Mehr arbeiten, mehr Kunst? mehr Jobben, schneller studieren, um irgendwann vielleicht auch mal mit Sicherheit mehr Geld zu verdienen? weniger Zeit, weniger Freiheit, weniger Kind, höhere Kitagebühr? Tja, der Artikel hat mich zum Nachdenken angeregt. Daraufhin habe ich versucht im Internet geeignete Lebensberatungsstellen zu finden, die mir helfen könnten, einen Gesamtüberblick über meine Lage zu bekommen. Unterstützt Entscheidungen sinnvoll abzuwägen, dass war mein Anliegen. Leider gibt es keine Verbraucherzentrale oder Beratungsstelle für die lebenskomplexen Anforderungen der Finanzwelt. Entweder FinanzberaterInnen wollen selbst an der Beratung verdienen und ihre Produkte verkaufen oder BeraterInnen kennen sich lediglich mit Teilbereichen aus. Kompetente ExpertInnen für mein Anliegen zu finden, gestaltet sich anscheinend schwierig. Meiner Meinung nach sollten unabhängige FinanzexpertInnen, wie Frau Mücke, in unabhängigen Beratungsstellen Menschen mit Rat und Meinung zur Seite stehen, um überhaupt erst einmal eine Übersicht über die abzuwägenen Details bewusst zu machen. Gäbe es unabhängige Beratungsstellen zur Ünterstützung finanzieller Lebensgestaltung, wäre bestimmt vielen vielen Leuten wie mir sehr sehr geholfen.

  • FE
    Frau Edith Müller

    Steht Frau Mücke oder steht Frau Schmollack auf der Gehaltsliste der Maschmeyer -Rürup- AG oder beide?

  • F
    fromMars

    Es ist leicht zu sagen, Frauen sollen die Verantwortung für ihr Leben (vor allem ökonomisch) endlich übernehmen. Nein, daran ist überhaupt nichts verkehrt, aber so EINSEITIG funktioniert das leider nicht. Männer müssen auch endlich ökonomische Verantwortung abgeben und familiäre/soziale Verantwortung übernehmen können. Zu beidem ist die leistungs- bzw. ausbeutungsgeile Welt der Wirtschaft nicht bereit, willens und in der Lage. M.a.W: Eine gerechte Umverteilung der Macht zwischen den Geschlechtern ist schlichtweg nicht gewünscht.

     

    Irgendwie begreift kein Mensch, dass, wenn Frauen ein gleichberechtigtes Leben führen wollen/sollen, es nicht nur ausreicht, deren Lebensumstände und Rahmenbedingungen zu verändern. Gleichzeitig muss unabdingbar eine aktive Veränderung der Lebensumstände der männlichen Bevölkerung stattfinden.Sonst greifen die ganzen tollen Maßnahmen doch gar nicht und die soziale Ungleichheit bleibt.

  • V
    visa

    Dieses Mini-Interview ist der Aufmacher der taz-Online-Präsenz? Wer hat sich denn das ausgedacht!

    Völlig unreflektiert! Dass erziehende Frauen keine Altersvorsorge aufbauen, ja klar. Aber dass sie deshalb zur privaten Rentenversicherung greifen müssen, als ob es keine Alternativen gäbe (wenn schon der unzuverlässige Kindsvater/Partner wegfällt). Das klingt als sei die Expertin direkt aus der Marketingabteilung eines Versicherungskonzerns rekrutiert.

     

    "ein dreistelliger Betrag sollte es schon sein" pro Woche? pro Monat? im Jahr?

  • C
    Celsus

    Die Kinder dieser Frauen werden dann im Umlageverfahren eher für die Rente anderer sorgen, weil angeblich kein Geld für den Luxus einer anständigen Rente für kindererziehende Frauen da ist.

     

    Aber dann kommt das größte aller Wunder, indem auf einmal doch wieder Geld da sein soll, mit dem diese Frauen sich dann privat abzusichern haben. Das ist nichts anderes als Lobbyismus für die private Versicherungswirtschaft. Und diese Art der Absicherung kommt Familien teurer zu stehen als eine anständige Berücksichtigung in der gesetzlichen Rentenversicherung.

     

    All zu viele Frauen, die Kinder erzogen haben, werden aber weiterhin die Hauptgruppe für Arbeit in Deutschland bilden: Alte Frauen, die Kinder erzogen haben. Ein Schandmal für ein angeblich so reiches Land. Reichtum der Herzen jedenfalls ist das nicht.

  • H
    HerpaDerp

    Ja, Männer sind böse und source of all evil. Durrrr.

  • M
    Marcel

    Da habt ihr ja die Meinung einer Beraterin der privaten Versicherungsindustrie veröffentlicht ;O)

     

    http://www.geldundhaushalt.de/vortrag_service/pers_kontaktdaten_referenten/kontaktdaten_55.html?bankcode=

     

    Eine private Altersversicherung braucht eigentlich niemand. Weit besser wäre es wenn die Arbeit verheirateter Frauen im Haushalt versicherungspflichtig wäre und auch dementsprechend bezahlt würde. Bei privaten Versicherungen verdienen die Aktionäreimmer immer kräftig mit, und die wollen bekanntlich immer mehr. Es wird also nie das ausgezahlt was eingezahlt wurde. Davon ist also abzuraten