piwik no script img

Exekution in TexasGeistig Behinderter hingerichtet

In Texas ist ein geistig behinderter Mann hingerichtet worden, der einen Polizeispitzel ermordet haben soll. Das höchste US-Gericht lehnte einen Aufschub der Exekution ab.

Eine Todeszelle in Texas. Bild: dpa

WASHINGTON dpa | Im US-Staat Texas ist ein möglicherweise geistig behinderter Mann hingerichtet worden. Das bestätigte am Dienstagabend ein Sprecher des Gefängnisses in Huntsville. Die Anwälte des 54-jährigen Marvin Wilson hatten geltend gemacht, dass ihr Mandant nur einen Intelligenzquotienten von 61 habe und damit eindeutig geistig zurückgeblieben sei.

Nach einem Grundsatzurteil des Obersten Gerichts der USA dürfen geistig Behinderte nicht exekutiert werden. Der Supreme Court selbst lehnte am Dienstag aber einen Exekutionsaufschub ab. Wilson starb noch am Abend im Staatsgefängnis von Huntsville durch eine Giftspritze.

Wilson war wegen der Ermordung eines Polizeispitzels 1992 zum Tode verurteilt worden. Die Staatsanwaltschaft hatte argumentiert, dass der Test, bei dem der niedrige IQ festgestellt worden war, aus dem Jahr 2004 stamme und fehlerhaft gewesen sei. Andere Untersuchungen seitdem wiesen darauf hin, dass Wilson nicht als geistig behindert einzustufen sei. Auch die Art und Weise, wie er früher als Drogenhändler agiert und wie er den Mord ausgeführt habe, deuteten auf Fähigkeiten hin, die die eines geistig Behinderten überstiegen.

In den vergangenen Wochen hatte ein ähnlicher Fall in Georgia für Aufsehen gesorgt. Dort sollte der verurteilte Mörder Warren Hill durch die Giftspritze sterben, obwohl er nach mehreren Gutachten einen Intelligenzquotienten von lediglich knapp 70 hat. Die Exekution war aber kurzfristig vom höchsten Gericht des Staates gestoppt worden, nachdem der 52-Jährige Einspruch gegen die Hinrichtungsmethode eingelegt hatte.

Die Hinrichtung am Dienstag war nach Angaben der Menschenrechtsorganisation Amnesty International die siebte in diesem Jahr in Texas. Seit der Wiedereinführung der Todesstrafe 1976 seien dort fast 500 Menschen exekutiert worden – mehr ein Drittel aller vollstreckten Todesurteile in den USA.

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen

Mehr zum Thema

5 Kommentare

 / 
  • D
    Dante

    @Tanja

     

    Ein Glück, dass die gewählten Volksvertreter in unserem Lande nicht alles machen, was der "Stammtisch" will! Klar, bei manchen Fragen wünsche ich mir auch mehr Mitspracherecht für das Volk per Referendum, aber nicht bei der Todesstrafe! Abgesehen davon gibt es historisch gesehen, einigen Gründen, die dafür sprechen, mit dieser "Barbarei" aufzuhören.

    Ich fand es ganz groß, dass einige der Hinterbliebenen des "Batman"-Massakers in Aurora nicht mal die Todesstrafe für den verrückten Amokläufer gefordert haben. Damit zeigen sie, dass sie besser sind als der Killer!

  • C
    cirrusMinor

    @Tanja: Die neueren repräsentativen Umfragen zur Todesstrafe in Deutschland, die mir bekannt sind, belegen ziemlich einheitlich, dass mindestens 50% dagegen, die anderen dafür oder unentschlossen sind.

     

    Anders in den USA, dort gibt es wirklich eine Mehrheit für die Todesstrafe, was auf Grund der dortigen Gewalttradition nicht unbedingt verwundern muss.

  • T
    Tanja

    Man sollte aber nicht so auf die USA zeigen, auch in Deutschland würde es für bestimmte Taten eine Mehrheit für die Todesstrafe geben, wenn ich mir z.B. Foren anschaue wo es um Herrn Breivik geht oder auch jetzt die Attacke auf einen Tempel in den USA. Die USA sind halt konsequenter, dort wird auf das Volk gehört.

  • M
    menschenfreund

    Die Killerstaaten der USA wollen sich doch nicht allen Ernstes als "zivilisiert" betrachten.

    Menschen als Akt der Justiz umzubringen, ist eine Pervertierung jeglichen Rechts.

    Texas hat - trotz anderslautender Entscheidung des obersten Gerichts - dem noch eine "Krone" aufgesetzt, indem es sich in schlimmster Weise an einem Behinderten vergangen hat.

  • AG
    Anton Gorodezky

    Wieso dürfen geistig behinderte Mörder zwar lebenslänglich eingesperrt, aber nicht hingerichtet werden? Wenn sie zu dumm sind, um schuldfähig zu sein gehören sie in ein betreutes Wohnheim, wenn sie schuldfähig sind, kann man sie auch verurteilen wie jeden anderen.

     

    Mal ganz davon abgesehen, dass ich die Todesstrafe auch nicht befürworten würde, wenn der Verurteilte geistig voll auf der Höhe wäre.