Ex-Ministerpräsident Erwin Sellering: Attacke als Strategie
Mecklenburg-Vorpommerns Ex-Ministerpräsident Erwin Sellering steht wegen seiner Russlandnähe weiter in der Kritik. Einsichtig zeigt er sich nicht.
Als SPD, CDU und Linkspartei Anfang 2021 die „Stiftung Klima- und Umweltschutz MV“ gründeten, wurde Sellering Chef der Stiftung. Schon damals gab es den mittlerweile gut begründeten Verdacht, dass das Ziel der Stiftung nicht wirklich der Klima- und Umweltschutz wäre, sondern die Umgehung der US-amerikanischen Sanktionen gegen den Bau der Pipeline. Doch groß wurde die Debatte darüber nicht. Das änderte sich erst mit dem russischen Überfall auf die Ukraine.
Plötzlich kam immer mehr die Dreistigkeit zum Vorschein, mit der die Stiftung, die in Abstimmung mit dem russischen Staatskonzern Gazprom entstand, als Handlanger des russischen Regimes tätig war. Ähnlich wie Altkanzler Gerhard Schröder, sein sozialdemokratischer Parteigenosse, mag Sellering nicht zugeben, dass die Kumpanei mit dem Regime vielleicht doch nicht so eine gute Idee war. Stattdessen versucht Sellering mit Klauen und Zähnen, Aufklärung um die vermeintliche Klimastiftung zu verhindern – und die Stiftung zu erhalten.
Befremden bei den Fraktionen
Pausenlos sieht sich Sellering seither von allen Seiten zu Unrecht attackiert: Journalisten will er partout nicht die Akten zu Geschäftspartnern seiner Stiftung einsehen lassen. Nach einer zweifachen Niederlage vor Gericht kündigte er sogar eine Verfassungsbeschwerde an. Nun drohte er in einem Schreiben an alle Landtagsfraktionen mit Klagen, weil sie Unwahrheiten über die Stiftung erzählt hätten. Das sorgte am Dienstag für Befremden bei den Fraktionen.
Doch Sellering scheint überzeugt zu sein von seinen juristischen Ansichten. Bei einem ehemaligen Richter an einem westfälischen Verwaltungsgericht ist das nicht verwunderlich. Doch ob die ständige Attacke die richtige Strategie ist, kann bezweifelt werden – zumindest in der öffentlichen Wahrnehmung wird Sellering so kaum wieder auf die Beine kommen.
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