Ex-Finanzminister contra Finanzminister: Varoufakis rechnet mit Schäuble ab
Zuchtmeister Europas? So sieht Jannis Varoufakis den deutschen Finanzminister. Der wolle Europa dem deutschen Diktat unterwerfen, schreibt der Grieche.
„Auf der Grundlage monatelanger Verhandlungen bin ich davon überzeugt, dass der deutsche Finanzminister will, dass Griechenland aus der Währungsunion herausgedrängt wird, um den Franzosen das Fürchten zu lehren und sie zu zwingen, sich seinem Modell einer Eurozone zu unterwerfen, in der strenge Disziplin herrscht“, schreibt Varoufakis.
Varoufakis war am Montag nach dem Nein der Griechen in der Volksabstimmung über die Kürzungsmaßnahmen der internationalen Kreditgeber überraschend von seinem Posten zurückgetreten. Als Finanzminister hatte er monatelang die Verhandlungen mit den Geldgebern über weitere Finanzhilfen für sein hochverschuldetes Land geführt und dabei mit häufig scharfer Rhetorik für Ärger gesorgt. Das Verhältnis zu Schäuble, der gegenüber Athen eine harte Linie vertritt, war besonders schwierig.
Varoufakis warf den Euroländern in dem Zeitungsbeitrag vor, zu Beginn der Schuldenkrise 2010 statt einer Umschuldung und einer Reform der Wirtschaft eine „toxische Option“ gewählt zu haben. So seien „neue Kredite an eine bankrotte Einheit vergeben worden, während so getan wurde, als bleibe sie solvent“.
Zur Zeit des Amtsantritts der Syriza-Partei im Januar habe dann eine Mehrheit der Euroländer unter der Anleitung Schäubles „einen Grexit entweder als ihr bevorzugtes Ergebnis oder als ihre bevorzugte Waffe gegen unsere Regierung“ angesehen, schrieb Varoufakis im Guardian.
Eine Koalition, die was bewegt: taz.de und ihre Leser:innen
Unsere Community ermöglicht den freien Zugang für alle. Dies unterscheidet uns von anderen Nachrichtenseiten. Wir begreifen Journalismus nicht nur als Produkt, sondern auch als öffentliches Gut. Unsere Artikel sollen möglichst vielen Menschen zugutekommen. Mit unserer Berichterstattung versuchen wir das zu tun, was wir können: guten, engagierten Journalismus. Alle Schwerpunkte, Berichte und Hintergründe stellen wir dabei frei zur Verfügung, ohne Paywall. Gerade jetzt müssen Einordnungen und Informationen allen zugänglich sein. Was uns noch unterscheidet: Unsere Leser:innen. Sie müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 50.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Es wäre ein schönes Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Leak zu Zwei-Klassen-Struktur beim BSW
Sahras Knechte
Nach Hitlergruß von Trump-Berater Bannon
Rechtspopulist Bardella sagt Rede ab
Klimaneutral bis 2045?
Grünes Wachstum ist wie Abnehmenwollen durch mehr Essen
Bildungsforscher über Zukunft der Kinder
„Bitte nicht länger ignorieren“
CDU-Chef Friedrich Merz
Friedrich der Mittelgroße
Wahlentscheidung
Mit dem Wahl-O-Mat auf Weltrettung