Evangelikale in der AfD Osnabrück: Fromm und rechtsextrem
In der Osnabrücker AfD mischen Evangelikale kräftig mit. Ein Ziel ist es, Allianzen mit anderen rechtsextremen Evangelikalen zu bilden.
D ass Evangelikale mit Rechten und Rechtsextremen zusammenarbeiten, zeigt sich vielerorts. Gerade erst wurden globale Allianzen aufgedeckt, die bis nach Brasilien reichen. Doch auch im Lokalen ist das Zusammenspiel sichtbar – zum Beispiel in Osnabrück.
In der niedersächsischen Großstadt ist die AfD nicht besonders gut aufgestellt. Interne Streitereien führten schon 2020 zum Rücktritt des Kreisvorstandes, doch erst im April dieses Jahres wurde ein neuer Kreisvorsitzender gewählt. Beim Parteitag der AfD Osnabrück in Fürstenau setzte sich der Vorsitzende der Kreistagsfraktion, Bodo Suhren, durch. Ein Erfolg, der offenbar dem Einfluss von russlanddeutschen Evangelikalen geschuldet ist. Ihr Einfluss hält an.
Die Informationen dazu kommen von einem AfD-Mitglied, das namentlich nicht genannt werden möchte, weil es Anfeindungen innerhalb der Partei befürchtet. Vor der Wahl seien gezielt Mitglieder der „Evangelischen Freikirche Lebensquelle“ zum Parteieintritt ermutigt worden, um Mehrheiten zu schaffen. Der Parteitag habe erst so spät stattgefunden, weil der Notvorstand vorgeschlagene Räumlichkeiten in Osnabrück ignoriert habe und die Veranstaltung stattdessen weit entfernt abhalten wollte.
Die Verzögerung sei kein Zufall, sagt das anonyme Mitglied – ebenso wenig wie die Umstände, dass der AfD-Bundestagsabgeordnete Waldemar Herdt in der Nähe des Veranstaltungsorts in Neuenkirchen wohnt und dass ein Russlanddeutscher die Gaststätte betreibt.
Im Herbst vergangenen Jahres sei es zu einer Flut von Aufnahmeanträgen durch Russlanddeutsche, die der Freikirche angehören, gekommen. Allein 21 Neuanträge habe es im Oktober gegeben, die nach einem Formfehler aber vom AfD-Bundesvorstand abgelehnt worden seien. Nach erneuten Anträgen seien 18 Personen neue Parteimitglieder geworden. In einem Kreisverband ist das schon eine Hausmacht.
Aufnahmegespräche im Zehn-Minuten-Takt
Es ist kein Geheimnis, dass Waldemar Herdt sich stark in der evangelikalen Kirche engagiert. Er gehört zu denen, die weltweit agieren, und will offenbar eine evangelikale Allianz mit Akteuren aus Russland und Brasilien ausweiten.
In Fürstenau soll Bodo Suhren auf dem Parteitag während seiner Vorstellung bei fast jedem Satz beklatscht und bejubelt worden sein. Die neuen Mitglieder hätten stets geschlossen abgestimmt: Einer hob die Hand, sofort folgten die anderen Hände.
Inwieweit die Neuen mangels Sprachkenntnis und fehlender Parteierfahrung selbstbestimmt handelten, bezweifelt das Mitglied, das anonym bleiben möchte. Die erforderlichen Aufnahmegespräche seien im Zehn-Minuten-Takt binnen fünf Stunden in Neukirchen verlaufen und der AfD-Bundestagsabgeordnete und -Landesvorsitzende Jens Kestner habe sie geführt.
Kestner dürften die Ergebnisse des Parteitags gefallen haben. Alles sei so gelaufen, wie er es eingefädelt habe, sagt das anonyme Mitglied. Im Kreisverband sei die Freikirche weiter präsent.
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