Eva Oer über das Strandgebühren-Urteil: Meer für alle
Ein Strand vor der Haustür ist kein schweres Joch. So benehmen sich aber viele der Küstengemeinden, wenn man ihnen an die Gebühren will: Aber wovon sollen wir denn nur die Strände pflegen?, jaulen die Kommunen. Gute Frage – aber eine, die man nicht mit Maschendrahtzäunen und 3,50 Euro pro Spaziergänger, Schwimmer und Strandfläzer beantworten sollte.
Umso besser, dass die Richter des Bundesverwaltungsgerichts nun entschieden haben, dass in der Gemeinde Wangerland mitnichten die ganzen neun Kilometer Strand mit Maschendrahtzaun abgesperrt werden dürfen. Eintritt darf nur dort genommen werden, wo es einen Mehrwert in Form von zum Beispiel Umkleidekabinen, Restaurants und Kiosken gibt.
Das Urteil ist ein klarer Fortschritt gerade auch für die Bewohner der umliegenden Gemeinden: Es kann doch nicht ernsthaft sein, dass Familien aus dem Nachbarort zunächst überlegen müssen, ob sie sich einen schnellen Sprung in die See leisten können. Denn anders als die Wangerländer selbst haben sie für den Strandbesuch zu zahlen. Das aber ist kaum zu vermitteln: Wälder, Berge und Seen sind doch auch größtenteils offen zugänglich – wenn man sich nicht gerade ein kostenpflichtiges Seefreibad aussucht.
Dementsprechend spannend wird nun, wie die Küstenorte mit dem Urteil umgehen: Stellen sie jetzt überall ein paar klapprige Umkleidekabinen auf, um weiter absperren und kassieren zu können?
Das wäre sehr dumm: Die Strände sind die Grundlage für den Tourismus in den betroffenen Gemeinden – warum also diese eine Besonderheit durch Maschendraht verschandeln? Das bisschen Meer sollten sie nicht durch Absperrungen verunstalten, sondern versuchen, die Küste offenzuhalten für Anwohner und Besucher. Klar kostet es Geld, Strände zu reinigen und aufzuschütten – aber wenn eine Gemeinde von ihrer Küstenlage profitiert, sollte sie das Jammern besser sein lassen.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen