Europa-League-Finale: Jesus und der Fluch
Der FC Sevilla setzt sich im Europa-League-Finale erst im Elfmeterschießen durch. Und Benfica Lissabon verliert nach einem Fluch auch das achte Finale in Folge.
TURIN dpa | Mit Marko Marin und Torwart-Held Beto hat der FC Sevilla den Silberpokal der Europa League erobert und Benfica Lissabon die nächste bittere Finalniederlage beschert. Die Spanier setzten sich im Endspiel mit 4:2 im Elfmeter-Krimi durch. Beto wurde durch zwei parierte Elfmeter nach 120 torlosen Minuten zum Matchwinner, Kevin Gameiro versenkte vor der enttäuschenden Kulisse von 33.120 Zuschauern den entscheidenden Versuch. „Ich bin sehr stolz, Teil dieses Teams zu sein“, sagte Keeper Beto. „Ich widme diesen Sieg meinem Vater.“
Der überragende Kapitän Ivan Rakitic reckte um 23.48 Uhr den Pokal in den Turiner Nachthimmel. Marin und der nicht eingesetzte Piotr Trochowski holten sich die Siegermedaillen von Uefa-Präsident Michel Platini ab. Benfica konnte hingegen seinen Final-Fluch nicht beenden und verlor 52 Jahre nach dem Erfolg im Landesmeister-Pokal auch das achte internationale Endspiel in Serie. Oscar Cardozo und Rodrigo waren mit ihren Elfmetern an Beto gescheitert.
„Es ist nicht einfach, wenn du verlierst, besonders wenn du alles gegeben hast“, sagte Verteidiger Ezequiel Garay. Schon vor 364 Tagen hatte es beim 1:2 gegen den FC Chelsea durch einen Gegentreffer in der Nachspielzeit späte Tränen gegeben. Sevilla hatte 2007 seinen bislang letzten Uefa-Cup-Erfolg ebenfalls im Elfmeterschießen gefeiert.
Nachdem er den Finaltriumph noch mit Chelsea vor einem Jahr komplett von der Bank verfolgt hatte, wurde Marin in der 78. Minute eingewechselt, musste aber schon 26 Minuten später wieder runter. Mit verzerrtem Gesicht fasste sich der weitgehend wirkungslose Flügelflitzer an den hinteren Oberschenkel. Nach dem glücklichen Ende hüpfte Marin aber wieder ausgelassen vor Freude umher. Als zweiter beteiligter Deutscher hatte WM-Schiedsrichter Felix Brych die Partie bei zahlreichen kniffligen Szenen weitgehend im Griff.
Starker Rakitic
Spaniens Prinz Felipe sah von seinem Ehrenplatz neben Platini zunächst eine nervöse Hintermannschaft von Benfica. Sevillas Vitolo setzte sich nach sechs Minuten über die linke Seite durch, legte quer zu Carlos Bacca, der den Ball jedoch leichtfertig vertändelte. Zunächst vertraute Coach Unay Emery auf seine bewährte Offensivformation mit dem Ex-Schalker Rakitic als Fixpunkt – und zu Beginn ohne Marin und Trochowski.
Nach der Anfangsphase fand Lissabon besser in die Partie und übernahm das Kommando. Durch die Sperren für Eduardo Salvio und Lazar Markovic war Benfica geschwächt in das Finale gestartet – und die Sorgen von Trainer Jorge Jesus vergrößerten sich schnell. In vollem Lauf wurde Miralem Sulejmani von Alberto Moreno zu Boden gegrätscht, der Rechtsaußen musste mit einer Schulterverletzung vom Platz (25.).
Die Partie verflachte nach flottem Beginn deutlich, Rakitic' Versuch von der linken Seite stellte Benficas slowenischen Schlussmann Jan Oblak vor keine Probleme (37.). Die Stimmung im Juventus Stadion kühlte sich an dem lauen Frühlingsabend trotz der vorerst mauen Darbietung auf dem Rasen aber nicht ab. Abgesehen von den beiden Fankurven blieben in der 2011 eingeweihten Arena auffallend viele Plätze leer. Die Turiner hatten sich eigentlich auf ein Endspiel mit ihrer Mannschaft gefreut – Juventus war im Halbfinale allerdings überraschend gegen Benfica ausgeschieden.
Beto hält Sevilla im Spiel
Zum Ende der chancenarmen ersten Hälfte musste sich Sevillas Beto doch noch auszeichnen. Aus kürzester Distanz parierte der Keeper in der Nachspielzeit den versuchten Heber von Maxi Pereira mit der rechten Hand und wehrte kurz später auch den Schuss von Rodrigo ab.
Nach der Pause ging es mit ähnlichem Esprit weiter. Zunächst rettete Nicolas Pareja für seinen schon geschlagenen Schlussmann gegen Lima, auch in die Schüsse von Rodrigo und erneut Lima warfen sich die Sevilla-Verteidiger erfolgreich (48.). Auf der anderen Seite verzog José Antonio Reyes nach feinem Zuspiel von Rakitic fünf Minuten später knapp. Gleich mehrfach agierte der frühere spanische Nationalstürmer zu überhastet – in der Schlussviertelstunde musste er für Marin vom Platz.
Nachdem Sevillas Beto eine Flanke unterlief, strich Garays Kopfball knapp über die Latte (84.). Auch in der Extrazeit setzten die Angreifer das Finale der ausgelassenen Möglichkeiten fort. Nach starkem Steilpass von Rakitic setzte Bacca seinen Schuss völlig alleine vor knapp am Tor von Oblak vorbei. Der für Marin gekommene Kevin Gameiro traf nur das Außennetz (109.). Im Elfmeterschießen legte Benfica vor – und scheiterte erneut.
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