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Euro und YuanGipfeltreffen der Zentralbanken

Chinas Handelsüberschüsse und der niedrige Wert des Yuan belasten die Länder der Eurozone. Währungshüter aus Europa und China beraten nun über einen Ausweg aus der Dollarkrise.

Hat knifflige Währungsfragen zu lösen: EZB-Chef Trichet. Bild: dpa

PEKING taz Es war eine Art Bittgang der Europäischen Union, der China in den Status einer Weltfinanzmacht erhob: Jean-Claude Trichet, Präsident der Europäischen Zentralbank, Joaquín Almunia, EU-Währungskommissar, und Luxemburgs Premier Jean-Claude Juncker als Vorsitzender der Finanzminister des Eurogebiets trafen zum ersten Mal gemeinsam mit Chinas Zentralbankchef Zhou Xiaochun zu konkreten Währungsverhandlungen zusammen. Es war das ranghöchste Treffen zwischen den Zentralbanken in der Geschichte der europäisch-chinesischen Beziehungen. In Zukunft werden sich die mächtigsten Zentralbanker dieser Welt mit Peking abstimmen müssen.

Dafür gibt es eine guten Grund: Die EU fürchtet eine weitere Abwertung des chinesischen Yuan im Zuge des immer dramatischeren Dollarverfalls. Der Yuan-Kurs ist bisher lose an den Dollar gekoppelt und hat deshalb in diesem Jahr schon 7 Prozent gegenüber dem Euro nachgegeben. Das macht chinesische Exporte nach Europa billiger und umgekehrt europäische Exporte nach China teurer. Diesen Trend wollte EZB-Chef Trichet jetzt in Peking stoppen. Das veröffentlichte Ergebnis fiel allerdings dünn aus: Beide Seiten wollen heftige Wechselkursschwankungen vermeiden und die globalen Ungleichgewichte reduzieren, erklärte die chinesische Zentralbank nach Ende der Gespräche. Um mehr als einen Verhandlungsauftakt ging es gestern nicht.

Doch das Thema von Trichet und Zhou war neu und wird die Weltwirtschaft prägen: Wie können Brüssel und Peking den Dollar stützen und sich zugleich aus der Abhängigkeit von der US-Währung freischwimmen? Fest steht: Sie müssen beides auf einmal tun, und auf ihr Zusammenspiel kommt es an.

Die Dollarkrise betrifft Europäer und Chinesen gleichermaßen. Sie verteuert den Euro und die europäischen Exporte und lässt Trichet in jeder Form der Euro-Aufwertung ein Handelsproblem erkennen. Das gilt vor allem für den Handel mit China, das in den ersten acht Monaten des Jahres einen Rekordhandelsüberschuss von 70 Milliarden Euro mit der EU einfuhr. "Die neuen Märkte sind das Evangelium der Weltwirtschaft und müssen mehr Verantwortung übernehmen", sagte Trichet auf seinem Weg nach Peking.

Doch die Ungleichgewichte zwischen Dollar und Euro könnten nicht mit einer Aufwertung des Yuan kompensiert werden, sagte die Forschungsleiterin des chinesischen Handelsministerium, Lian Yanfen, dem "Chinesischen Börsenblatt". He Fan, Ökonom an der chinesischen Akademie der Sozialwissenschaften, nannte es "unrealistisch", auf eine Aufwertung des Yuans zu hoffen, um eine Aufwertung des Euro zu verhindern. In Wirklichkeit, so He, würde eine Yuan-Aufwertung nur die chinesischen Exporte verteuern und damit den Inflationsdruck im Eurogebiet verstärken.

Hier liegt der Kern des ökonomischen Disputs. Sieht man den Wechselkursstreit im Kontext der Handelsungleichgewichte, ist China für seine Überschüsse verantwortlich und muss aus westlicher Sicht aufwerten - genauso wie die USA im Zuge des Dollarverfalls ihre Handelsdefizite abbauen können. Sieht man den Kursstreit dagegen im Rahmen einer stabilitätsorientierten Weltfinanzpolitik, muss es vorrangig um das allen gemeinsame Interesse der Inflationsbekämpfung gehen. Dafür aber wäre eine Yuan-Aufwertung kontraproduktiv, denn China würde höhere Exportpreise an die Industrieländer weitergeben.

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