Euro-Krise nimmt kein Ende: Rückschlag für Schäuble
Der IWF entscheidet in diesem Jahr nicht mehr über das Hilfsprogramm für Griechenland. Dem Land drohen neue Sparauflagen durch die Gläubiger.
Der IWF hatte einen Schuldenschnitt oder massive Erleichterungen gefordert, bevor er über ein Teilnahme am laufenden dritten Hilfsprogramm für Griechenland entscheidet. Doch vor allem Bundesfinanzminister Wolfgang Schäuble (CDU) lehnt Schuldenerleichterungen strikt ab. Dies führte nun zu einem Eklat.
Eurogruppenchef Jeroen Dijsselbloem musste einräumen, dass die Differenzen mit dem IWF unüberbrückbar erscheinen. Deshalb werde es in diesem Jahr keine Entscheidung mehr über eine IWF-Beteiligung geben. Das ist auch ein Rückschlag für Schäuble. Er hatte versprochen, dass der IWF mitziehen werde.
Nun kann er sein Versprechen nicht einlösen. Der Streit wird sich in das Wahljahr 2017 hineinziehen, der Ausgang ist offen. Im Extremfall könnte sich der IWF komplett zurückziehen. Dann würde wohl auch das 86 Milliarden Euro schwere Hilfsprogramm platzen, das an eine Beteiligung des Fonds gebunden war.
Die Austeritätspolitik bleibt
Wahrscheinlicher ist aber, dass der Streit auf dem Rücken Griechenlands ausgetragen wird. Statt die Schuldenlast von fast 180 Prozent der Wirtschaftsleistung massiv zu senken, diskutieren die Eurofinanzminister nämlich ein anderes Modell. Es läuft darauf hinaus, die in Griechenland verhasste Austeritätspolitik zu verlängern.
Statt wie bisher geplant bis 2018 könnte Griechenland gezwungen werden, noch drei oder zehn Jahre länger einen hohen Haushaltsüberschuss zu erwirtschaften. Die Rede ist von 3,5 Prozent vor dem Schuldendienst – einen derart hohen „Primärüberschuss“ hat selbst Deutschland noch nie über längere Zeit erzielt.
Dies käme einem neuen Sparpaket gleich, heißt es in Athen. Auf Widerstand stoßen dort auch Überlegungen des IWF, neue Einschnitte zu fordern, etwa bei den Renten. Aktuell streiten Griechenland und die Gläubiger bereits über Arbeitsmarktreformen, die Massenentlassungen erleichtern und branchenweite Tarifverträge erschweren sollen.
Eine Koalition, die was bewegt: taz.de und ihre Leser:innen
Unsere Community ermöglicht den freien Zugang für alle. Dies unterscheidet uns von anderen Nachrichtenseiten. Wir begreifen Journalismus nicht nur als Produkt, sondern auch als öffentliches Gut. Unsere Artikel sollen möglichst vielen Menschen zugutekommen. Mit unserer Berichterstattung versuchen wir das zu tun, was wir können: guten, engagierten Journalismus. Alle Schwerpunkte, Berichte und Hintergründe stellen wir dabei frei zur Verfügung, ohne Paywall. Gerade jetzt müssen Einordnungen und Informationen allen zugänglich sein. Was uns noch unterscheidet: Unsere Leser:innen. Sie müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 50.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Es wäre ein schönes Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Alles zur Bundestagswahl
Lindner und die FDP verabschieden sich aus der Politik
Wahlsieg der Union
Kann Merz auch Antifa?
Der Jahrestag der Ukraine-Invasion
Warum Russland verlieren wird
FDP bei der Bundestagswahl
Lindner kündigt Rückzug an
Wahlergebnis der AfD
Höchstes Ergebnis für extrem Rechte seit 1945
Wahlniederlage von Olaf Scholz
Kein sozialdemokratisches Wunder