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Essay zur EssenskulturUnser Bauch weiß alles

Die Wucht der Lebensmittelskandale: Wir können das System ändern – als bewusste Verbraucher und als Bürger, die sich gegen die Agrarindustrie einmischen.

Mmmmhh, lecker Wurst. Bild: anpixel/photocase.com

Es gibt kein Entkommen. Im Laufe eines Lebens isst der Mensch 105.000-mal. Er widmet dem leiblichen Wohl sechs Jahre seiner Lebenszeit. Inklusive Zubereitung sind es sogar zehn Jahre. 30.000 Kilo Nahrung und 50.000 Liter Getränke passieren in 70 Jahren unseren Magenpförtner. „Essen und Ernährung“, sagt der Kulinar-Historiker Gunter Hirschfelder, „sind bestimmend im Leben jedes Einzelnen, sie erfordern stetig neues Einverleiben.“

Frühstück, Mittag, Abendbrot, dazwischen Snacks, Kaffee und Kuchen, Schokoriegel und Lutschbonbons, Apfelschnitz und Energiebällchen. Wir essen und trinken ständig. Und erleben ebenso regelmäßig, wie mit Essen und Trinken gepanscht und betrogen wird. Jetzt gerade besonders heftig.

Bio-Eier sind gar keine, die Lasagne wiehert, und im Futtermittel fürs liebe Vieh lauern krebserregende Pilzgifte. Über die Deutschen schwappt eine in dieser Wucht und Häufung seltene Welle von Lebensmittelskandalen. Man lupft den Stein und sieht das Gewimmel. Zwei bis drei Skandale im Jahr sind inzwischen zwar normal, aber in solch kurzen Abständen ist das ungewöhnlich.

Übers Pferdefleisch konnte mancher noch lachen, zumal die Schlagzeilen süffig und echte Gefahren nicht zu befürchten waren. Der Fall hat eher den internationalen Verschiebebahnhof von Lebensmitteln und die kreativen kriminellen Energien der Fälscher thematisiert – mit rumänischen Ross-Schlächtern, niederländischen und zypriotischen Zwischenhändlern, italienischen Rezepturen und deutschen, französischen und britischen Opfer.

Der Schwindel mit Bio-Eiern und vollgestopften Hühnerställen ging schon eher unter die Haut, weil wir damit nicht unbedingt gerechnet haben. Und weil der aufgeklärte Verbraucher als Biokunde betroffen war: sein Glaube an das Gute. Bei der Futtermittelindustrie überrascht uns schon lange nichts mehr. Hier gilt die leicht zu erratende Kreuzworträtsel-Aufgabe: mafiose Vereinigung mit 21 Buchstaben, die mit „Futter“ beginnt und mit „industrie“ endet.

Hauptsache billig

In der Häufung offenbaren die Skandale ein krankes System der Lebensmittelerzeugung mit minimalen Margen und deshalb fast naturgesetzlichen Betrugsversuchen. Dass dabei Tiere, Natur und Umwelt ebenso unter die Räder kommen wie Geschmack und Genuss ist längst lexikalisches Allgemeinwissen. Mit reflexhaften Rufen nach mehr Kontrollen und schärferen Strafen allein scheint dieses System nicht zu bändigen zu sein.

Natürlich stimmt auch die Schnelldiagnose, dass wir Deutschen – Hauptsache: billig – zu wenig Geld für Lebensmittel ausgeben und im Zweifel fürs Motorenöl unseres Tiefergelegten das Dreifache bezahlen wie fürs Olivenöl in der Küche. Das ist alles richtig, aber folgenlos. Die Deutschen kaufen nach Preis, und die Billigerzeugung von Lebensmitteln ist nun mal skandalträchtig.

Wie gehen wir nun aber um mit diesen ständigen Alarmmeldungen, was bewirken sie beim Einkauf? Der Aachener Psychoanalytiker Micha Hilgers spricht von „Gewöhnungseffekten“, die unsere Empörung dämpfen. Die Lebensmittelskandale seien inzwischen „Teil der allgemeinen Nachrichtenfolklore“ und würden sich zudem noch gegenseitig verdrängen. Und alle zusammen verwischen dann auch die Gedächtnisspuren von den Ehec-Keimen und Antibiotika-Rückständen des vergangenen Jahres.

Wirklich betroffen von den Skandalen sind für Hilgers vor allem jene Bevölkerungsschichten, die sich mit Junkfood und Fertiggerichten ohnehin schlecht ernähren: „Die können nicht aussteigen aus diesem System!“ Ihnen fehlten Geld, Muße und Bewusstsein, um mit frischen Zutaten selbst zu kochen und damit Herr über den eigenen Kochtopf zu sein, um so möglichen Gefahren oder Fälschungen auszuweichen. Zwei Pakete Pferdelasagne für 4,98 Euro müssten im Zweifelsfall die Mäuler einer vierköpfigen Familie stopfen. Diese ärmeren, bildungsferneren Schichten würden die Skandale fast regungslos hinnehmen, sagt Hilgers, nur die Ohnmachtsgefühle verstärkten sich ein wenig.

Hardcore-Ökologen

Anders geht es den aufgeklärten Verbrauchern, die über Geld und Problembewusstsein verfügen. Doch auch für ihrem Weg zum Supermarkt gilt: Man kann nicht dauerhaft mit schlechten Gefühlen einkaufen und leben. Und es ist selbst Hardcore-Ökologen unmöglich, den Teller stets korrekt zu füllen und alle moralischen, umweltpolitischen und gesundheitlichen Aspekte bei der Lebensmittelauswahl ständig mitzudenken, ohne zu verhungern oder verrückt zu werden.

Wie hat man dieses Hähnchen gehalten? Wie viele Flugstunden hat die Ananas hinter sich? Wo wurde der Thunfisch gefangen? Stammt der Blumenkohl aus Hybridzucht? Schmeckt der Spargel, wenn die ukrainischen Stecherbrigaden sich für 4,20 Euro den Buckel krumm schuften? Stammt das Schnitzel von der berüchtigten Pietrain-Rasse? Selbst das arglose Hühnerei wird zur Falle.

So entwickelt jeder beim Einkauf seine ganz private Moral – je nach Laune, Wissensstand und Verdrängungsgrad. „Wir alle ziehen unsere eigenen Bilanzen, mit denen wir einverstanden sind“, sagt Analytiker Hilgers. Trotz Klima-GAU und Fischereikrise gestatten wir uns also ein gewisses Quantum an Wolfsbarsch oder Rumpsteak. Im Zweifelsfall gilt: Heute gönne ich mir mal was, die Welt ist schlecht genug.

Diese Nonchalance bedeutet aber nicht, dass uns alles wurscht wäre. Im Gegenteil: Wir alle haben – schon seit vielen Jahren – ein sicheres Bauchgefühl dafür entwickelt, dass unser Agrar- und Ernährungssystem längst aus dem Ruder gelaufen ist. Jeder Kameraschwenk durch eine voll automatisierte Hähnchen-Schlachterei mit ihren Blitzmessern, jeder heimliche Blick in Puten- und Kaninchenställe, Lachsfarmen und Garnelentümpel bestätigen das Elend und unseren Abscheu.

Was bisher fehlte, war der Transmissionsriemen, um aus unserem Bauchgefühl politisches Kapital zu schlagen, ein Ventil für Protest und Wut. Das scheint sich nun zu ändern, und jeder neue Lebensmittelskandal beschleunigt diese Entwicklung ein wenig. Was sich vor allem geändert hat: Die Akzeptanz für die ländlichen Standorte der Massentierhaltung ist dahin. Mäster und Fleischkonzerne finden kaum noch Plätze für ihre monströsen Anlagen. Überall werden sie sofort von Bürgerinitiativen attackiert. Allein in den letzten drei Jahren wurden 40 Tierfabriken gestoppt. Das macht Mut und steckt an. Selbst konservative Landräte wettern dagegen und fordern Bestandsobergrenzen für Schweine- und Hühnerställe.

Die große Bedrohung

Die Massentierhaltung bedroht nämlich auch den Tourismus und grüne Energieprojekte, sie fördert die Landflucht und bringt betroffenen Regionen einen Imageschaden. Inzwischen lassen sich, wie Niedersachsen zeigt, mit einer Kampagne gegen Massentierhaltung sogar Wahlen gewinnen. Auch bei der Bundestagswahl werden die Grünen das Thema spielen. Der neue niedersächsische Agrarminister Christian Meyer muss jetzt mit seinem Versprechen einer sanften Agrarwende „liefern“. Man wird genau beobachten, ob er dem Agromoloch wirklich ans Leder geht.

Auch an der vegetarischen Front ist einiges in Bewegung geraten. Früher spritzen die Vegetarier mit Blut und wetterten gegen Leichenteile auf dem Teller. Heute verordnen sie fleischlose Schnupperkurse, propagieren den Halbzeitvegetarier („zwei halbe Vegetarier ergeben einen ganzen“) und stellen für den Ausstieg aus der Fleischpfanne einen Veggie-Buddie ab, der uns täglich per Mail mit Rezepten, Infos und Trost versorgt.

Die Zahl der Teil- und Vollvegetarier steigt vor allem bei jungen Leuten. Und 52 Prozent der Deutschen erklären laut Selbstauskunft bei Forsa, dass sie ihren Fleisch- und Wurstverzehr drosseln wollen. Nicht dass sie dabei sonderlich erfolgreich wären. Und natürlich erfüllen sie mit dieser Aussage vor allem die „soziale Erwünschtheit“, wie die Sozialwissenschaftler sagen. Aber sie haben zumindest die Botschaft verstanden.

Die gesellschaftliche Stimmung für Veränderungen war im nachdenklichen Teil der Bevölkerung lange nicht so gut. „Wir haben es satt!“, heißt das Motto der neuen, selbstbewusster agierenden Agrarbewegung. Die vielen Lebensmittelskandale liefern das Hintergrundrauschen dazu. Die immer neue Bestätigung für unser kritisches Bauchgefühl.

Aber: „Können wir die Welt verändern, wenn wir zu ändern versuchen, was wir Menschen essen?“, fragt der US-Historiker Aaron Bobrow-Strains. Seine Antwort: „Ich glaube immer noch daran, ja. Nahrung verbindet uns auf eine sehr intime Art mit den großen Fragen von Gesellschaft und Politik. Das hat schon Platon sehr genau erkannt.“ Bobrows Rat: Weniger moralisieren! Und: „Nicht der Konsument, nur der Bürger kann das Ernährungssystem ändern. Auf politischem Weg!“

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19 Kommentare

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  • 8G
    849 (Profil gelöscht)

    Susanna: "Ich bin kein Hardcore-Öko, aber den oben genannten Problemen entgeht man schon, wenn man Vegetarier ist und regional einkauft."

     

     

     

    Wer Bioeier kauft, nimmt auch in Kauf, dass die männlichen Küken getötet werden (40 Millionen pro Jahr allein in D), mal abgesehen von der Massentierhaltung, die es auch in Ökobetrieben gibt.

     

     

     

    Wer vegetarisch isst, partizipert an dem Unrecht, das er anprangert, wenn er sich nicht allein von der eigenen Scholle ernährt.

  • K
    karl

    um wieder zum thema zurück zu gelangen: der artikel sollte keine schuldfrage produzieren! es geht um die entfremdung des essens!!

     

    was die industrie produziert, sind keine lebensmittel!

     

    es ist gewalt! gewalt gg. Mensch, Tier und Natur...

     

    der wirklich strittige punkt: wann werden diese vorgänge gegen die körperliche unversehrtheit von lebewesen endlich strafbar?

  • FR
    friedliche Religionen

    @ tsitra

    Bei christlichen, jüdischen und islamischen Religionen wird man zur Friedfertigkeit gegenüber Tieren wohl nicht viel finden. Schlachtopfer -besonders von als unschuldig angesehenen Tieren wie dem Lamm- sind wichtiger Teil dieser Religionen. Sie werden angeblich von dem jeweiligen Gott -ihm zu Ehren- erwartet. Ach die in fast jedem christlichen Zusammenhang durch das Kruzifix dargestellte Folterung und Tötung von Jesus verweist darauf, dass die Kirche Gott so interpretiert, dass dieser sein Kind für einen "höheren Zweck" töten ließ und die Gläubigen ihm dafür danken sollen. Gott scheint also zu wollen, dass Tiere oder eben auch ein Mensch ihm zu Ehren oder aus anderem wichtigen Grund getötet werden. Auch scheint er nach dieser Interpretation zu wollen, dass Menschen töten, denn er macht es ja nicht selbst.

    Du scheinst also kein Denkfehler bei der Suche nach Schlachtverboten in den religiösen Überlieferungen gemacht zu haben.

    Ich bin mir aber sicher, dass du in budhistischen oder hinduistischen Schriften mehr dazu findest. Viel Glück.

  • D
    D.J.

    @real günni,

     

    schön, dass Sie sich ausgesprochen haben. Nun geht es Ihnen bestimmt besser. Noch'n Tipp zum Textverständnis: "viele Skandalisierungen als hysterisch empfinden" ungleich "alle Skandalisierungen als hysterisch empfinden".

  • S
    Susanna

    "Wie hat man dieses Hähnchen gehalten? Wie viele Flugstunden hat die Ananas hinter sich? Wo wurde der Thunfisch gefangen? Stammt der Blumenkohl aus Hybridzucht? Schmeckt der Spargel, wenn die ukrainischen Stecherbrigaden sich für 4,20 Euro den Buckel krumm schuften? Stammt das Schnitzel von der berüchtigten Pietrain-Rasse? Selbst das arglose Hühnerei wird zur Falle."

     

    Ich bin kein Hardcore-Öko, aber den oben genannten Problemen entgeht man schon, wenn man Vegetarier ist und regional einkauft. Ganz einfach. Ohne zu moralisieren. Und wie soll man das Problem politisch in den Griff bekommen? Die Verbraucher müssen aufhören, das Signal zu senden, dass sie nur das kaufen was auch wirklich am allerallerbilligsten daher kommt.

  • FR
    friedliche Religionen

    @ tsitra

    Bei christlichen, jüdischen und islamischen Religionen wird man zur Friedfertigkeit gegenüber Tieren wohl nicht viel finden. Schlachtopfer -besonders von als unschuldig angesehenen Tieren wie dem Lamm- sind wichtiger Teil dieser Religionen. Sie werden angeblich von dem jeweiligen Gott -ihm zu Ehren- erwartet. Ach die in fast jedem christlichen Zusammenhang durch das Kruzifix dargestellte Folterung und Tötung von Jesus verweist darauf, dass die Kirche Gott so interpretiert, dass dieser sein Kind für einen "höheren Zweck" töten ließ und die Gläubigen ihm dafür danken sollen. Gott scheint also zu wollen, dass Tiere oder eben auch ein Mensch ihm zu Ehren oder aus anderem wichtigen Grund getötet werden. Auch scheint er nach dieser Interpretation zu wollen, dass Menschen töten, denn er macht es ja nicht selbst.

    Du scheinst also kein Denkfehler bei der Suche nach Schlachtverboten in den religiösen Überlieferungen gemacht zu haben.

    Ich bin mir aber sicher, dass du in budhistischen oder hinduistischen Schriften mehr dazu findest. Viel Glück.

  • P
    Paul

    Immer wieder schön zu sehen, dass die Skandale der Anderen beklagt werden. Der Dauerskandal auf dieser Erde aber sind wir alle! Es ist unser meist unreflektiertes bis verlogenes Verhalten, das zu diesen Verhältnissen führt. Und das wissen wir sogar! Es waren und sind nur ein paar Gute, die sich aktiv kümmern. Und, auch das ist nichts Neues:Es wird so bleiben!

  • T
    tsitra

    Wenn mal krass gelogen und betrogen wird, dann nennt man es Skandal.

     

    Aber ist nicht schon das übliche und normale skandalös?

     

    Immerhin darin sind sich die Weltreligionen einig:

     

    Den Tieren braucht man keine besonderen Rechte zuzugestehen!

     

    Das in den allermeisten Verfassungen von demokratischen Gesellschaften

    garantierte Recht auf körperliche Unversehrtheit wird Tieren nicht zugestanden.

    Noch nicht einmal das Recht auf ein Leben ohne dauerhaftes Leid.

     

    Bedauerlicherweise wird auch in den Schriften "die nach Gott fragen", (Bibel, Koran, Talmud,...)

    und große Ziele, wie Solidarität, Barmherzigkeit Mitgefühl usw., propagieren,

    meines Wissens kein Gebot des Mitgefühls für Tiere ausgesprochen.

    Ist man davon ausgegangen, dass es sich von selbst versteht Tiere nicht so brutal zu behandeln?

     

    Das passt sehr gut zu der Wirklichkeit der Billig-Fleisch und Billig-Michprodukte Produktiion.

     

    Ich verachte das sog. "Schächten", doch ob das deutlich schlimmer ist als die Tierquälerei in der

    Massentierhaltung, wage ich zu bezweifeln. Es sollte hier nicht mit zweierlei Maß gemessen werden!

    Grundsätzlich ist der Schlachtvorgang weitaus kürzer als das Leben des Tieres.

    Ich plädiere für ein gesetzliches Verbot der Schlachtung ohne Betäubung.

    Ich wünsche mir auch ein gesetzliches Verbot von Massentierhaltung, auch wenn

    Fleisch und Milch dann erheblich mehr kosten werden.

     

    Das wäre mal ein wirklicher humaner Fortschritt! Denn:

    "Solange es Schlachthöfe gibt, solange wird es auch Schlachtfelder geben." sagte Leo Tolstoi

     

    Was mich anwidert, ist die Tatsache, dass sehr oft die eigene Beteilgung an diesen Greueltaten

    beschwichtigt und als sehr geringfügig eingestuft wird:

    Die Lebensmittelkonzerne, die Bauern, die Schlächter und Metzger sollen die Schuldigen sein. Die Wahrheit

    ist, dass die allermeisten Menschen das Einsperren, Misshandeln und Töten dieser Kreaturen DELEGIEREN

    an oben genannten Akteure.

    Ja, der gemeine Konsument ist wohl insgeheim erleichtert und zufrieden damit, dass diese schwere, blutige, "seelenlose" und traurige Arbeit von anderen erledigt wird.

    Verhindern konnten die Weltreligionen das bisher nicht. Ich kenne ein paar Geschichtchen aus der Bibel und finde deren Weisheit beachtlich, doch nach ethisch wünschenswerten Maßstäben ist das insgesamt

    kümmerlich, wenn Tiere außen vor bleiben.

    Vermutlich ist das im Koran und Talmud auch nicht viel anders.

     

    Bitte, verehrte Leserin, verehrter Leser, wo ist mein Denkfehler, was sei nicht wahr?

    Wie lauten die Textpassagen aus den Schriften der Weltreligionen, die unmissverständlich

    hässliche Gewalt an Tieren verbieten?

  • T
    tsitra

    Hallo Herr Kriener,

     

    Ihr Artikel gefällt mir.

     

    Aber hier was anderes:

    Vor bestimmt 20 Jahren haben Sie einen Artikel in der taz geschrieben "Das Fernweh der Umweltfreunde".

     

    Das Gute daran war, dass Sie darin die Heuchler benannt haben die Wasser predigen und selbst Wein trinken.

    Sie haben im Grunde schon vorweggenommen, dass es

    massenweise Schwätzer/innen gibt bei den Grünwählern.

    Eben das, was in den letzten Jahren überdeutlich geworden ist.

     

    Schwierig fand ich dennoch, dass Sie im Artikel damals den "normalen" SPD- oder CDU-Wähler (der sich damals durch seine Stimmabgabe ja weitgehend gegen ökologischen Umbau gesperrt hat) "rehabilitieren" wollten, weil er zumeist weniger Kilometer pro Jahr zurücklegt.

    Da ist einerseits viel Wahres d'ran aber anderseits

    ist das auch eine bedenkliche Sehweise.

     

    Wie dem auch sei, 67% sind laut Umfragen seit vielen Jahren gegen Atomkraft, aber nur paar Prozent fördern

    die hässliche Plutoniumwirtschaft NICHT, indem sie keinen "Plutoniumstrom" bzw. "Atomstrom" kaufen.

    Das hatten Sie damals gewissermaßen vorausgesagt,

    eine soziologische Leistung!

  • S
    Schelm

    Ernüchternde und erhellende Analyse. Toller Artikel. Viele sehen das Problem, doch der Fleischkonsum sinkt nicht; Es ist das Lustigste überhaupt, dass wie uns über Skandale in der Lebensmittelindustrie wundern, während die "Skandale" doch eigentlich nur entlarven, dass fast die ganze Industrie der Skandal an sich ist. Und dennoch schafft es so gut wie niemand, sich völlig jenseits davon zu ernähren.

  • TR
    the real günni

    @D.J.

     

    zu falsch. ich bin papst, und frage mich, was sie da schreiben. wer verfaelscht hier was, und wie, vor allem? staendiges gerede? hoeren sie doch einfach mal hin! dann geht ihnen vielleicht mal ein licht auf! und koennen gar nicht genug bekommen von dem gerede von der wirklich furchtbar boesen und vor allem absolut nicht nachhaltigen, erdoelbasierten ergo einbahnstrassen-landwirtschaft (so-called ´konventionell´), die nebenbei auch noch die fruchtbare humusschicht zerstoert, die sich ueber millionen jahre aufgebaut hat. filmtipp: good food bad food. schoenschauriger abriss der historischen zusammenhaenge ende 2. weltkrieg, riesige mengen an chemikalien (fuer giftgase) und maschinenfabriken auf einmal uebrig und nutzlos, daraus eine neue ´konventionelle´ landwirtschaft gestrickt, die kurzzeitig mehr ertraege bringt, aber die natur zertoert. jaja, die suenden der vergangenheit. in der not der nachkriegsjahre ja noch zu verstehen, aber nachdem jetzt sonnenklar ist, was fuer ein holzweg das ist (natuerlich nicht fuer die petrochemie und monopolsaatguthersteller - auch petrochemie, hoehoe) sich krampfhaft an dieser irren idee festzuhalten? beratungsresistenz heisst das phaenomen. was halten sie eigentlich von atomkraft? echt eigentlich ne super technologie, oder? mensch, einfach nur n bisschen uran anreichern, und schon hat man strom! total klasse!! uns sonst? noch fragen? ach sorry, ich bin ja echt total hysterisch, ich sollte mir mal ne scheibe abschneiden von so einem echt total coolen doctor history mit dem megadurchblick, und der alles so total bloed findet, was die anderen da immer haben. hut ab.

  • JS
    John Steed

    Geld spielt bei der Qualität wohl nur eine Untergeordnete Rolle. Denn wenn ich Billigeier kaufe weil ich kein Geld habe erhalte ich die gleichen Eier wie der, der teure Bioeier kauft.

    Was passiert ? Der Bioeierkäufer sagt sich, was soll es, dann kann ich ja gleich die billigen kaufen. Beschissen werde ich sowieso.

     

    Soll heissen, ein höherer Preis ist in keinster Weise eine Garantie für gute Qualität oder korrekte Produktion. Beim Essen nicht, bei der Kleidung nicht und auch sonst nirgendwo.

     

    Ich habe es fast aufgegeben. ich koche aber wenigsten alles selbst und verzichte zu 95% auf Fertigprodukte.

  • K
    kokomiko

    Es ist doch immer wieder schön, diese Klischees zu lesen: Arm ist gleich bildungsfern...

     

    Und bildungsfern ist gleich schlecht ernähren. Da kommt einem direkt in den Sinn, wie machen das denn die Bewohner der ärmeren Länder, da gibt es gar keine Fertiglasagne (wir kochen mit Begeisterung Rezepte dieser Regionen nach)?

     

    Ich möchte gar nicht wirklich wissen, was so alles in einer Unimensa oder Verlagskantine verkocht wird. Aber es kann ja sein, dass die auch bildungsfern sind....

  • T
    tommy

    @Tim Leuther?

     

    Was wollen Sie bitteschön damit andeuten? Um eines klarzustellen: Wenn Sie den Menschen ihre Hunde und Katzen (letztere mag ich nicht so, da sie grausam sind und Vögel jagen, aber gut, verbieten geht trotzdem nicht) wegnommen wollen, hört der Spaß ganz schnell auf. Es gibt Grenzen dessen, was Leute an grünen Zumutungen hinzunehmen bereit sind.

  • TL
    Tim Leuther

    Vielleicht sollte mal gesagt werden wieviel Fleisch das Streichelvieh der Menschen wegfrisst. Bevor man Menschen ihren Hamburger verbietet.

     

    Die Tierfreunde sind in der Mehrheit Katzen und Hundehalter. Und füttern ihr Streichelvieh mit Fleisch. Da man für eine Fleischkalorie ein vielfaches an Pflanzenkalorien braucht verknappen Sie das Nahrungsmittelangebot.

  • S
    Sontag

    "Wirklich betroffen von den Skandalen sind für Hilgers vor allem jene Bevölkerungsschichten, die sich mit Junkfood und Fertiggerichten ohnehin schlecht ernähren: „Die können nicht aussteigen aus diesem System!“ Ihnen fehlten Geld, Muße und Bewusstsein, um mit frischen Zutaten selbst zu kochen und damit Herr über den eigenen Kochtopf zu sein, um so möglichen Gefahren oder Fälschungen auszuweichen."

     

    Immer wieder gerne angeführt, aber deshalb nicht wahrer. Pfannkuchenteig aus der Plastikflasche ist teurer als Eier, Milch und Mehl. Ein wesentlicher Grund ist das mangelnde Bedürfnis nach Selbstfürsorge. Sprich: Es ist den Leuten schlicht egal, was sie in sich reinstopfen.

  • T
    tommy

    Schönes Hundebild!

  • D
    D.J.

    "Zwei Pakete Pferdelasagne für 4,98 Euro müssten im Zweifelsfall die Mäuler einer vierköpfigen Familie stopfen. Diese ärmeren, bildungsferneren Schichten würden die Skandale fast regungslos hinnehmen, ..."

     

    Zu einfach. Ich bin promovierter Wissenschaftler und empfinde viele Skandalisierungen als hysterisch. Liegt vielleicht auch daran, dass ich Historiker bin und das ständige Gerede von der bösen idustriellen landwirtschaft vs. gesunde vorindustrielle Landwirtschaft als grobe Geschichtsfälschung erkenne (O.K., meist nicht bewusst, sondern auf Grundlage seltsam-romantisierender Vorstellungen). Gerde Schimmelpilze waren in der vorindustriellen landwirtschaft eine ganz und gar existentielle Gefahr. Und Regionalität war eher Fluch als Segen (regionale Hungersnöte aufgrund unzureichender Transportmöglichkeiten).

  • G
    Gonzi

    Mein Bauchgefühl sagt mir, wer kein oder wenig Geld hat, kann sich teures Essen nicht leisten.

     

    Aber wenigstens das hat Bündnis90/Die Grünen doch bei den Hartz IV Gesetzen berücksichtigt, oder?