piwik no script img

Eskalation beim G-7-ProtestMehrere Verletzte bei Anti-G-7-Demo

In Garmisch hat die Polizei die G7-Gegner mit Tränengas beschossen und mehrere verletzt. Diese sollen zuvor Flaschen geworfen haben.

Demonstranten tragen später eine Verletzte weg. Foto: dpa

GARMISCH-PARTENKIRCHEN taz | Lange Zeit hatte es so ausgesehen, als habe die Polizei falsch gelegen, die in den vergangenen Wochen unermüdlich vor vermeintlich gewaltbereiten Demonstranten warnte, die im bayerischen Idyll in Garmisch-Partenkirchen Randale machen wollten.

Davon war zunächst nichts zu sehen: Knapp 2.000 Menschen campten friedlich und diszipliniert auf einer Wiese, gut 4.000 zogen dann ab Samstag Mittag bei Gluthitze durch die Straßen der Kleinstadt am Rand der Alpen, eingerahmt von dichten Polizeiketten auf allen Seiten. „Egal wohin sie sich zurückziehen, egal wie viele Cops sie auffahren – wir lassen uns vom Demonstrieren nicht abhalten“, rief ein Redner bei der Auftaktkundgebung.

Doch während einer Zwischenkundgebung auf der Bundesstraße, die als zentrale Zufahrt zum Gipfelort Schloss Elmau dient, kam es am Nachmittag dann doch zu einer Eskalation, bei der die Polizei Tränengas und Pfefferspray verschoss. Zahlreiche Verletzte waren die Folge, mindestens eine Person wurde festgenommen.

Polizei und Demo-Veranstalter machen sich gegenseitig für die Eskalation verantwortlich. Die Polizei schrieb auf Twitter, sie sei mit Feuerlöschpulver und Flaschen angegriffen worden; die Veranstalter sagten, die Polizei habe die Demonstration grundlos attackiert.

Ruhe nach dem Regen

Zu beobachten war, wie eine Gruppe Demonstranten, die sich mit Styroporplatten schützte, auf die Polizeikette zuging, die die Kundgebung begrenzte. Unmittelbar danach setzte die Polizei Pfefferspray ein, später wurden aus der Demonstration heraus zwei Rauchbomben geworfen. Einzelne Teilnehmer attackierten Polizisten mit Stöcken; auch die Beamten setzen Schlagstöcke ein.

Nach einer Stunde und einem Platzregen beruhigte sich die Situation wieder: Die Demonstration hat sich auf den Rückweg nach Garmisch-Partenkirchen gemacht. Für Sonntag ist ein Sternmarsch in Richtung Schloss Elmau geplant, der aber nur zum Teil und unter massiven Auflagen genehmigt wurde; so dürfen sich nur 50 Demonstranten bis an den Rand der Sicherheitszone gehen, die um das Schloss errichtet wurde.

Simon Ernst, einer der Sprecher des Bündnisses „Stop G7“, kritisierte dies als „Protest in homöopathischen Dosen“.

Links lesen, Rechts bekämpfen

Gerade jetzt, wo der Rechtsextremismus weiter erstarkt, braucht es Zusammenhalt und Solidarität. Auch und vor allem mit den Menschen, die sich vor Ort für eine starke Zivilgesellschaft einsetzen. Die taz kooperiert deshalb mit Polylux. Das Netzwerk engagiert sich seit 2018 gegen den Rechtsruck in Ostdeutschland und unterstützt Projekte, die sich für Demokratie und Toleranz einsetzen. Eine offene Gesellschaft braucht guten, frei zugänglichen Journalismus – und zivilgesellschaftliches Engagement. Finden Sie auch? Dann machen Sie mit und unterstützen Sie unsere Aktion. Noch bis zum 31. Oktober gehen 50 Prozent aller Einnahmen aus den Anmeldungen bei taz zahl ich an das Netzwerk gegen Rechts. In Zeiten wie diesen brauchen alle, die für eine offene Gesellschaft eintreten, unsere Unterstützung. Sind Sie dabei? Jetzt unterstützen

Mehr zum Thema

1 Kommentar

 / 
  • 4G
    4932 (Profil gelöscht)

    Ich möchte noch eine Beobachtung beisteuern. Mehrfach hatte die Demonstrationsleiterin die Polizei dazu aufgefordert, die Fläche, die den Demonstranten zustand, zu verlassen. Etwas mühsam, aber immerhin, kamen dann mehrfach 10 - 50 Polizisten, teilweise sogar im Laufschritt (warscheinlich um den Pfiffen und Buhrufen der Demoteilnehmer zu entgehen) aus der Demomenge und zogen sich ein paar Meter zurück. Aber wenige Minuten später marschierten sie wieder ein. Neben mir sagte ein Mann kopfschüttelnd: 'Die sticheln und provozieren, weil sie nicht wahrhaben wollen, daß hier sehr friedlich demonstriert wird.' Das war auch mein Eindruck über die unglaubliche und zahlenmäßig doppelt so große Menge an Polizisten, wie Demonstranten. Aufgeheizt und scharf gemacht für morgen und übermorgen.