: Es begann 1935 …
Die Geschichte des Sports im Fernsehen begann bereits während der nationalsozialistischen Zeit. Nachdem die Nazis die TV-Anfänge aus der Weimarer Republik fortgeführt und im März 1935 einen regelmäßigen Programmbetrieb installiert hatten, sollten die Olympischen Sommerspiele 1936 in Berlin die Leistungsfähigkeit des neuen Mediums bei Liveübertragungen zeigen.
Unter Federführung der Deutschen Reichspost gelang es mit drei Ikonoskopkameras und einem 1,1 Millionen Reichsmark teuren Mobilsender, die Eröffnungsfeier samt Hitlerrede, 175 Wettkämpfe sowie die Schlussfeier zu senden.
Weil preiswerte Empfangsgeräte noch nicht entwickelt waren und die Nazis analog zum Radiovolksempfänger eine gemeinschaftliche Nutzung befürworteten, wurden die Bilder den Zuschauern in öffentlichen Fernsehstuben zugänglich gemacht.
In Berlin entstanden knapp dreißig dieser Räume. Die meisten von ihnen waren in Postämtern stationiert; der Eintritt war kostenlos. In drei täglichen Sendungen – von 10 bis 12, von 15 bis 19 sowie von 20.30 bis um 22 Uhr – verfolgten insgesamt 162.228 Zuschauer die Olympischen Spiele in Deutschland am Fernsehschirm.
Die Bildröhre maß oft nur 18 x 22 Zentimeter, in einigen so genannten Großbildstellen wurden die Bilder jedoch auf größere Leinwände projiziert.
Die Berichterstattung servierte auch Ausschnitte des olympischen Fußballturniers. Noch im gleichen Jahr versuchte man eine komplette Partie zu senden, doch die Bilder des Freundschaftsspiels zwischen Deutschland und Italien am 15. November 1936 waren wegen technischer Schwierigkeiten und schlechten Wetters kaum zu erkennen.
Erst drei Jahre später, im ersten Jahr des Zweiten Weltkriegs, gelang die erste Liveübertragung eines Fußballspiels; Gegner der Partie waren wiederum Deutschland und Italien.
Bis zur kriegsbedingten Einstellung des Fernsehens 1944 war die Übertragung von Länderspielen sowie der Endspiele um die Deutsche Meisterschaft obligat.
Oft waren die Fernsehstuben überfüllt – eine Rezeptionsform, die in den frühen Fünfzigerjahren und seit der Einführung des Bezahlfernsehens wiederkehren sollte.
In der Wirtschaftswunderzeit, als das Fernsehens zum Massenmedium zu werden begann, wurden die wenigen Privathaushalte mit Empfangsgerät von Freunden und Verwandten heimgesucht, heute erlebt die Fernsehkneipenkultur mit Premiere als entscheidendem Sender eine Renaissance. MAO
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