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Erzwungener Senderwechsel SavianosExil im Privatfernsehen

Noch immer reicht Berlusconis Macht, um Roberto Saviano aus der RAI zu kegeln. Das sagt nichts über die Publikumsgunst, viel aber über die TV-Landschaft Italiens aus.

Roberto Saviano im vergangenen November in „Vieni via con me“. Bild: screeshot youtube

ROM taz | Als Italiens junger Starautor Roberto Saviano und der Starmoderator Fabio Fazio vorigen Montag auf die Bühne des TV-Studios traten, war eigentlich alles genauso wie vor zwei Jahren bei ihrem gemeinsamen Auftritt in der Sendung „Vieni via con me“ (Komm, geh weg mit mir).

An drei Abenden hintereinander sahen die Zuschauer ein Reading, mal kurze, mal längere Monologe Fazios, Savianos, aber auch zahlreicher anderer Berühmtheiten aus dem Fernsehen, dem Theater, der Musik, die sich um die Nöte der Menschen im krisengebeutelten Italien, um die Mafia, um die häusliche Gewalt gegen Frauen drehten.

Und doch war alles ganz anders, denn diesmal hieß die Show „Quello che (non) ho“ (Was ich [nicht] habe) und lief beim Privatsender La Sette und nicht bei der staatlichen RAI. Es war ein erzwungener Wechsel, der nichts über die Publikumsgunst, viel aber über die TV-Landschaft Italiens aussagt. Bei der RAI war das sperrige Programm Savianos und Fazios ein Straßenfeger; 10 Millionen Menschen schalteten Abend für Abend ein. Zu viele für den damaligen Ministerpräsidenten Silvio Berlusconi und seine Getreuen: Sie verweigerten einen Vertrag für eine Nachfolgesendung im RAI-Programm.

Berlusconi ist seit nunmehr gut sechs Monaten als Regierungschef zwar weg vom Fenster, doch das Zwangsexil von Saviano und Fazio zeigt, dass sich an seiner Medienmacht bisher wenig geändert hat. Nicht nur in der eigenen Mediaset geben seine Gefolgsleute weiterhin den Ton an. Und dennoch droht Berlusconis Macht nach der Politik auch im italienischen Fernsehen zu erodieren.

Tendenz: weiter fallend

Gewiss, Mediaset ist weiterhin die Sendergruppe, die allein etwa 70 Prozent der in TV-Werbung in Italien investierten Gelder anzieht. Doch die europäische Krise macht den drei Berlusconi-Kanälen schwer zu schaffen. Auf minus 8 Prozent wird die Entwicklung der Werbeeinnahmen im letzten Jahr kalkuliert, Tendenz: weiter fallend. Und was neue Impulse im Programm angeht: Fehlanzeige: Die Zuschauer wenden sich langsam, aber stetig ab vom Einheitsbrei aus Soap-Operas, Talentshows und Quizsendungen. Hilfreich ist für Berlusconi allein die RAI: Deren Programm wirkt, von Nischen abgesehen, unkritisch, wie das Spiegelbild von Mediaset.

Und das wird wohl noch eine Weile so bleiben. Alle Versuche der Regierung Monti nämlich, die RAI zu reformieren und einen neuen, nicht mehr unmittelbar von den Parteien kontrollierten Verwaltungsrat zu berufen, scheitern regelmäßig am Veto der Berlusconi-Partei Volk der Freiheit. Und auch wenn die RAI sich mit sinkenden Werbeeinnahmen und einem wachsenden Defizit herumschlägt, gibt sich die Senderspitze ungerührt.

Derweil aber treiben die aus dem Staatssender geekelten Stars die Einschaltquoten der Konkurrenz in die Höhe. Saviano und Fazio wollten im Sender La Sette immerhin gut 3 Millionen Menschen an drei Abenden in Folge sehen. Und der Startalker Michele Santoro geht Woche für Woche mit seinem politischen Programm „Servizio pubblico“ (Öffentliches Fernsehen) vor Millionenpublikum auf Sendung – aber eben nicht bei der öffentlichen RAI.

Übertragen wird Santoro von Lokalsendern quer durchs Land ebenso wie vom Sky-Free-TV-Programm Cielo, denn auch der Anti-Berlusconi-Mann Santoro hatte in seinen RAI-Zeiten zu viel Erfolg für den Geschmack der Chefs.

Die Hegemonie Berlusconis könnte in den nächsten Wochen einen weiteren schweren Schlag erleiden. Der bisherige Eigner von La Sette, Italiens Telecom, trägt sich mit Verkaufsplänen. Als Hauptinteressent gilt die Verlagsgruppe La Repubblica-Espresso – seit Jahren erbitterter Gegner Berlusconis. Da überrascht es nicht, dass jetzt erste Absetzbewegungen im eigenen Lager zu verzeichnen sind. Generaldirektorin Lorenzo Lei jedenfalls erklärte letzte Woche, für Roberto Saviano stünden „die Türen der RAI wieder offen“.

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1 Kommentar

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  • L
    lesley

    Ich finde Herrn Saviano hervorragend

    und er soll seine Mission fortsetzen!

     

    Ich vermisse dennoch schmerzlich die

    italienische Schaffenskraft der Filmemacher.

    Es fehlt ein Herr Adriano Celentano und

    Buds Spencer und Terence Hill.

    Es fehlen die Italowestern

    oder etwas neues heldenhaftes

    oder andersartig komisches an deren Stelle.

    Es fehlen die schönen Filmmusiken.

     

    Ich finde es einerseits gut, dass Italien

    viel stärker seine eigene Kultur

    im Fernsehen hochhält als Deutschland, welches

    zum größten Teil alte flairlose Polizeireports

    oder Rosamunde-Pilcher und ebenfalls Soaps

    und Reality-Mist abdreht und hochwertige

    Sendungen größtenteils importiert

    und mit Ihren Nazimist immer kalkulierte

    Überlebenserfolge sich abzwingt.

     

    Europa ist wirklich stupide geworden.

    Die Filmkunst ist bei allen Kulturimport

    auf der Strecke geblieben.

    Besonders bei Italien fällt es auf, aber auch

    andere Nationen haben keine echten Charaktere

    mehr, sondern nur noch durch die feministischen

    Institutionen weichgespülten,

    austauschbaren Mist!

    Wann kommen wieder echte glaubwürdige Typen,

    anstelle der langweiligen "Schullieblinge"?

    Wer bringt den Menschen bei, sehenswerte

    Filme zu drehen und nicht diesen

    Berlusconi-Billigfilmfusel

    zur Volksverblödung zu gebrauchen ohne das

    wenigstens ein bißchen Kunst darin versteckt wäre?