Erzbischof über die „Pille danach“: Meisners feine Unterschiede
Nach dem Skandal um die „Pille danach“ hat Erzbischof Meisner seine Haltung präzisiert. Den Ausschlag gebe, ob die Pille eine befruchtete Eizelle zum Ziel habe oder nicht.
KÖLN dapd/dpa | Im Streit um die Behandlung von vergewaltigten Frauen in katholischen Krankenhäusern hat der Kölner Erzbischof Joachim Meisner seine Haltung präzisiert. Meisner hält die Verordnung einer bestimmten Form der „Pille danach“ für hinnehmbar.
Wenn das Präparat „mit der Absicht eingesetzt wird, die Befruchtung zu verhindern, dann ist dies aus meiner Sicht vertretbar“, heißt es in einer am Donnerstag in Köln veröffentlichten Erklärung Meisners. Eine „Pille danach“, die die Einnistung bereits befruchteter Eizellen verhindern solle, sei dagegen nicht hinnehmbar.
Der Kölner Erzbischof sagte, er habe seine Ansicht zu dem Medikament nach einer Beratung mit Fachleuten geändert. Ihm sei deutlich geworden, dass unter dem Namen „Pille danach“ verschiedene Präparate mit unterschiedlichen Wirkungen zusammengefasst werden.
Meisner betonte, die Ärzte in katholischen Einrichtungen seien aufgefordert, ihr Handeln auf diese Prinzipien auszurichten. „Darüber hinaus ist nichts dagegen einzuwenden, dass sie in diesem Fall auch über Methoden, die nach katholischer Auffassung nicht vertretbar sind, und über Zugänglichkeit aufklären“, sagte der Kardinal.
Eine junge Frau war im Dezember nach einer mutmaßlichen Vergewaltigung in zwei katholischen Kliniken abgewiesen worden, weil die Ärzte dort keine "Pille danach" verschreiben wollten. Dafür war die Kirche heftig kritisiert worden.
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