piwik no script img

Erster Sieg in der Bundesliga-SaisonWerder trifft

Werder Bremen hat ein Fußball-Spiel gewonnen. Mit einem knappen 2:1 gegen VfL Wolfsburg holte sich der Verein den ersten Sieg der Saison in letzter Minute.

Bremens Theodor Gebre Selassie jubelt: Er hat das Tor getroffen! Foto: Carmen Jaspersen/dpa

BREMEN taz | Als wäre Werder Bremen an diesem Samstag im heimischen Weserstadion Deutscher Meister geworden: Der ausgewechselte Kapitän Clemens Fritz hopste an der Seitenlinie herum, auch Interimstrainer Alexander Nouri wagte ein spontanes Tänzchen. Und das Publikum im Stadion sang nur noch: „Oh wie ist das schön …“ Dabei hatte der bisherige Tabellenletzte gegen den VfL Wolfsburg nur den ersten Sieg der jungen Saison geholt.

Wenige Minuten vor dem Schlusspfiff hatten Lennart Thy und Theodor Gebre Selassie die Partie nach einem 0:1-Rückstand noch einmal umgebogen. Am Ende gewannen sie 2:1. Bezeichnenderweise war es ein Eigentor von Robert Bauer, das zur Führung der Gäste geführt hatte.

Das einstige Spitzenteam aus Wolfsburg gab bei dieser Partie ein eher schwaches Bild ab. „Da ärgert man sich zu Tode, aber wir müssen jetzt damit leben, dass wir ein Scheißspiel gemacht haben“, sagte Wolfsburgs Jannes Horn. Wenn überhaupt ein Plan im Wolfsburger Spiel zu erkennen war, dann folgender: Bloß schnell den Ball zu diesem Neuen mit der Nummer 33 schießen; man hatte schließlich gehört, dass der es drauf hat mit dem Toreschießen. Aber dieser Neue namens Mario Gomez scheint noch zu fremdeln, man sah jedenfalls ganz selten, dass etwas harmonierte zwischen ihm und dem Rest der Mannschaft.

Trainer Dieter Hecking war angefressen und räumte ein: „Wir haben absolut verdient verloren.“ Kenner des Wolfsburger Vereins schätzen, dass die Männerfreundschaft zwischen Hecking und Manager Klaus Allofs noch vor Weihnachten beendet sein könnte – sollte es so miserabel weitergehen. Vielleicht geht aber ja auch Allofs, wie er das seinerzeit gemacht hatte, als Werder plötzlich gegen den Abstieg statt in der Champions League spielte.

Wer die Mannschaft trainieren soll, bleibt offen

Ob der Interimsmann Alexander Nouri nun Cheftrainer wird, ist weiter unklar. Wenn das Spiel gegen den VfL eine Chance für ihn war, hat er sie genutzt. Der 37-Jährige hat die unter Viktor Skripnik so verunsicherte Mannschaft ge- und bestärkt. „Er motiviert uns super, jeder weiß, was er zu tun hat“, sagte Izet Hajrovic, „ich habe nichts dagegen, wenn er bleibt.“

Der Trainer präsentiert sich bescheiden: „Ich genieße den Moment, ich freue mich, den Fans und der Stadt solche Erlebnisse zu schenken“, so Nouri. Aber was mit ihm passiere, sei nicht wichtig.

Ich stehe zu dem Begriff Werder-Familie, aber wir sind eine offene Familie

Marco Bode, Werder-Chef

So unterschiedlich wie die Chancen Nouris auf Weiterbeschäftigung eingeschätzt werden, so unterschiedlich sind auch die angeblichen, externen Kandidaten: Andreas Herzog und Louis van Gaal beispielsweise: der eine ein Mann mit Stallgeruch und Wiener Schmäh, gänzlich ohne Erfahrung als Klubtrainer, der andere einer der erfolgreichsten Trainer im Weltfußball, dafür vollständig humorbefreit – und bezahlen könnte Werder den Niederländer eh nicht.

Thomas Schaaf?!

Für den Verein ist zu hoffen, dass es nur ein Gerücht bleibt, dass Thomas Schaaf als möglicher Trainer zurückgeholt wird. Rückwärtsgewandter ginge kaum, da könnte man ja gleich Otto Rehhagel engagieren.

Dass eine Werder-Vergangenheit weder Voraussetzung noch Hinderungsgrund für die Berufung sei, betonte Aufsichtsrats-Chef Marco Bode: „Ich stehe zu dem Begriff Werder-Familie, aber wir sind eine offene Familie.“ Der Verein wird sich gut überlegen müssen, ob er einen Feuerwehrmann holt oder einen Trainer mit Weitblick und klarem Plan. Einen Mann, der nicht nur auf schnellen Erfolg abzielt.

Markus Gisdol soll dem Vernehmen nach der aussichtsreichste Kandidat sein. Jos Luhukay ist im Gespräch, André Breitenreiter ebenfalls. Frank Baumann bestätigte am Samstag, dass Werder den Markt sondiere: „Es ist unsere Pflicht, alles zu durchdenken, frei von Emotionen.“ Alexander Nouri sei mit Herzblut dabei und ein möglicher Kandidat, bestätigte Baumann.

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen

Mehr zum Thema

0 Kommentare

  • Noch keine Kommentare vorhanden.
    Starten Sie jetzt eine spannende Diskussion!