Erste deutsche Frau im Weltraum: Rabea Rogge ist keine Berufsastronautin
Bei einer Skiexpedition lernte die Doktorandin einen Milliardär kennen. Er ermöglicht ihr, am Dienstag mit einer Musk-Rakete ins All zu fliegen.

Die erste deutsche Frau im All wird wahrscheinlich keine Berufsastronautin sein. Rabea Rogge hat es einem glücklichen Zufall zu verdanken, dass sie am Dienstag zwischen 3 und 4 Uhr morgens deutscher Zeit mit einer Rakete von Elon Musks Firma SpaceX von Cape Canaveral in Florida ins All starten soll.
Die 29-jährige Robotik-Doktorandin an der Norwegischen Technischen Universität in Trondheim lernte bei einer arktischen Skiexpedition den chinesischen Bitcoin- und Blockchainmilliardär Chun Wang kennen. Der ist nicht nur reich, sondern offensichtlich auch ein Abenteurer. Er hat nicht, wie bei Weltraumtouristen üblich, einen Platz in der Kapsel gebucht, sondern gleich die ganze Mission gekauft. So konnte er sich auch die drei anderen Crewmitglieder aussuchen.
Als Rogge Wang beim Expeditionstraining in der Arktis kennenlernte, habe sie ihm von ihrem Team studentischer Satellitenbauer an der Eidgenössischen Technischen Hochschule Zürich erzählt, sagte Rogge dem Magazin National Geographic in einem ihrer wenigen Interviews. „Dass er mich ein halbes Jahr später fragt, ob ich bei einer astronautischen Mission mitfliegen will, hätte ich im Traum nicht gedacht“, erinnert sich die gebürtige Berlinerin.
Dass Rogge, Chang und ihre zwei Mitstreiter:innen, die norwegische Filmemacherin Jannicke Mikkelsen und der australische Polarguide Eric Philips, ins All fliegen können, verdanken sie den Fortschritten in der Raumfahrttechnik. Ihre Kapsel, die Crew Dragon, ist vollautomatisiert, ein Berufsastronaut mit Pilotenerfahrung muss auf der Mission nicht dabei sein. Die Kapsel wird auch von Weltraumagenturen gebucht, etwa, um ihre Astronaut*innen zur internationalen Raumstation ISS zu bringen.
Bisher nur 12 Männer im All
Die europäische Weltraumagentur ESA hat bisher 12 Männer und keine einzige deutsche Frau ins All geschickt. Unter den Astronaut:innen der ESA sind zwar zwei deutsche Frauen, Amelie Schoenenwald und Nicola Winter. Sie warteten als Reserve-Astronautinnen bislang aber vergeblich auf ihren Flug ins All. Außerdem sammelt seit 2016 die private Initiative „Die Astronautin“ Gelder dafür, eine Deutsche auf die ISS zu bringen. Mit den zwei Finalistinnen Insa Thiele-Eich und Suzanna Randall stehe Rogge in gutem Austausch, erzählte sie National Geographic.
Dass nun, fast 50 Jahre nach dem ersten deutschen Kosmonauten Sigmund Jähn, als erste Frau eine ins All fliegt, die nicht Berufsastronautin ist, hat mit dem Strukturwandel zu tun. Neben dem technischen Fortschritt liegt das auch an der Kommerzialisierung und Privatisierung des Weltraums, die es für Reiche immer einfacher machen, ins All zu fliegen – sowie für die, die ihre Bekanntschaft schließen.
Training im Schnelldurchlauf
Der private Raumfahrtsektor hat mehr Geld und kann risikofreudiger sein. Prozesse wie die Planung und Durchführung eines Weltraumflugs sind daher oft wesentlich schneller. Während die Agenturen dazu jahrelang ausbilden, weil sie auf einen mehrmonatigen Aufenthalt auf der ISS mit Außenbordeinsätzen und wissenschaftlichen Experimenten vorbereiten, trainieren Raumfahrer:innen wie Rogge quasi im Schnelldurchlauf: Seit August 2024 ist sie für ihr Trainingsprogramm in Kalifornien. Rogge und ihre Mitstreiter:innen werden aber auch nur für 3 bis 5 Tage im All sein.
Kurz vor ihrem Abflug sprach Rogge mit der dpa: Sie werde eine historische Medaille aus der Sammlung des Deutschen Technikmuseums Berlin mitnehmen, die den Flugpionier Otto Lilienthal ehrt, sowie die Kopie der Freiheitsglocke aus dem Rathaus Berlin-Schöneberg, die sie an ihre Heimatstadt erinnere.
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