piwik no script img

Erste Fälle von Affenpocken in BerlinGote mahnt zur Vorsicht

Berlins Gesundheitssenatorin will „schnell und konsequent“ handeln, um weitere Infektionsfälle zu erkennen. Eine erneute Pandemie drohe aber nicht.

Hände eines Patienten mit Affenpocken 1997 in der Demokratischen Republik Kongo

Berlin taz | Für viele dürfte es wie ein düsteres Deja vu nach mehr als zwei Jahren Coronapandemie klingen: Nachdem in Berlin am Samstag die ersten beiden Fälle von Affenpocken bestätigt wurden, laufen die „Ermittlungen zu Kontaktpersonen“, wie die Senatsverwaltung für Gesundheit auf Twitter mitteilte. Wer Symptome habe wie Fieber, Kopf-, Muskel- und Rückenschmerzen, geschwollene Lymphknoten sowie Ausschlag, der häufig im Gesicht beginne, solle eine Ärz­t:in aufsuchen und „vorsorglich FFP2-Maske tragen“.

Die Gesundheitsverwaltung betonte zugleich: „Es besteht kein Grund zur Panik, aber zur Vorsicht.“ Man gehe davon aus, dass in den nächsten Tagen weitere Infektionen registriert werden. Der Zustand der beiden Patienten sei stabil.

Laut Gesundheitssenatorin Ulrike Gote (Grüne) komme es jetzt darauf an, schnell und konsequent zu handeln, um Infektionsfälle zu erkennen und einzudämmen. Zwar seien viele wissenschaftliche Erkenntnisse über die Krankheit noch vorläufig, weil Affenpocken so selten vorkommen würden. Gote betonte jedoch: „Expert:innen gehen davon aus, dass wir keine neue Pandemie fürchten müssen.“

Der Klinikdirektor der Infektiologie der Charité, Leif Erik Sander, sprach von einer ungewöhnlich Dynamik des aktuellen Affenpockenausbruchs. Dies müsse sehr ernst genommen werden. Sander weiter: „Wir beobachten bislang eine disproportionale Häufung der Affenpockeninfektionen unter Männern, insbesondere nach Sexualkontakt zu anderen Männern.“

Die Infektion werde durch engen Hautkontakt und möglicherweise auch über Schleimhautkontakt und Tröpfchen übertragen; Sander empfiehlt deswegen derzeit besondere Vorsicht und „Vermeidung von engen ungeschützten Kontakten mit unbekannten Personen“.

Laut der Uniklinik sind Affenpocken eine seltene Viruserkrankung, die vom Affenpockenvirus verursacht wird. Seit Anfang Mai 2022 verbreitet es sich erstmals in Europa von Mensch zu Mensch ohne eine epidemiologische Verbindung nach West- oder Zentralafrika.

Keine Verbindung zwischen beiden Fällen

Der Berliner Hausarzt und Infektiologe Heiko Jessen sagte der dpa, die beiden 30 und 55 Jahre alten Infizierten seien langjährige Patienten bei ihm. Zwischen den Fällen gebe es keine Verbindung. Der 55-Jährige habe sich offenbar in Berlin angesteckt. Bei dem 30-Jährigen seien erste Symptome am Montag aufgetreten. Der Infizierte sei zwei Wochen zuvor beim CSD auf Gran Canaria gewesen.

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen

Mehr zum Thema

0 Kommentare

  • Noch keine Kommentare vorhanden.
    Starten Sie jetzt eine spannende Diskussion!