Erstaufnahmeeinrichtung in Freital: Pöbeln gegen Asylbewerberunterkunft
Das Motto: „Nein zum Heim.“ Bürger protestieren gemeinsam mit Pegida-Gründer Bachmann und Böllern in Freital gegen eine Flüchtlingsunterkunft.
Darunter sollen etwa 40 Befürworter und Verteidiger der Unterkunft gewesen sein. „Die Situation war angespannt“, sagte eine Sprecherin der Polizeidirektion Dresden. Zu tätlichen Übergriffen sei es aber nicht gekommen. Feuerwerkskörper wurden in der Nähe gezündet, aber nicht auf Menschen geworfen. Die Polizei war mit 13 Beamten vor Ort, schritt aber kaum ein.
Anlass des Protests war die kurzfristige Ankündigung der Landesdirektion Sachsen, am Montag mit der Einquartierung von zunächst 280 Asylbewerbern zu beginnen. Das abgewohnte Hotel wird bereits vom Landkreis Sächsische Schweiz als Asylbewerberunterkunft genutzt. Wegen der völlig überlasteten Erstaufnahmeeinrichtung in Chemnitz, wo Flüchtlinge in Zelten wohnen müssen, suchte der Freistaat nach vorübergehenden Erweiterungsmöglichkeiten. Bis zu 400 Flüchtlinge sollen nun in Freital aufgenommen werden.
Gegen die Nutzung des Leonardo-Hotels als Asylbewerberunterkunft mobilisiert im Netz eine Initiative „Nein zum Heim“. An ihren Demonstrationszügen durch die 39.000-Einwohner-Stadt Freital nahmen in den vergangenen Wochen bis zu 1.500 Bürger teil. Pegida-Gründer Lutz Bachmann hielt im April eine süffisante Hetzrede. Auch an der Demonstration am Montag war er beteiligt. Die Heimgegner hatten im Internet aufgerufen, „gegen den Wahnsinn Gesicht zu zeigen“. Erst gegen Mitternacht zerstreute sich die Menge.
Am Freitagabend hatte sich bereits Bundesinnenminister Thomas de Maizière (CDU) einer emotional aufgeladenen Diskussion in einem Freitaler Kulturhaus gestellt. Der neu gewählte Oberbürgermeister Uwe Rumberg (CDU) zeigte sich am Montagabend zumindest kurz vor dem Heim. Die Polizei will das ehemalige Hotel in den nächsten Tagen genauer beobachten.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Israelische Drohnen in Gaza
Testlabor des Grauens
Rekrutierung im Krieg gegen Russland
Von der Straße weg
Gewalt an Frauen
Ein Femizid ist ein Femizid und bleibt ein Femizid
Berliner Sparliste
Erhöht doch die Einnahmen!
Umfrage zu Sicherheitsgefühl
Das Problem mit den Gefühlen
Proteste bei Nan Goldin
Logiken des Boykotts