Erpressungen in Nigeria: 73 Schüler:innen entführt
In Nigeria haben Bewaffnete erneut Schüler:innen in ihre Gewalt gebracht, um Lösegeld zu fordern. In Zamfara wurden alle Schulen geschlossen.
Die Landesregierung von Gouverneur Bello Matawalle hat mit einer nächtlichen Ausgangssperre auf die Entführung reagiert. Auch bleiben die Schulen vorerst geschlossen – eine Maßnahme, auf die auch andere Bundesstaaten in den vergangenen Monaten immer wieder zurückgegriffen haben.
Denn im Nordwesten Nigerias sind seit Jahresbeginn mehr als 1.100 Schüler:innen entführt worden. Die Täter sind bewaffnete Banditen, die damit Lösegeld erpressen. Die Entführungen gelten zynischerweise längst als „Nigerias bester Geschäftszweig“: Von Seiten des Geheimdienstes heißt es, dass so in den ersten sechs Monaten des Jahres rund 4,9 Millionen US-Dollar von Nigerianer:innen erpresst wurden. Dabei werden die meisten Entführungen nicht einmal zur Anzeige gebracht. Angehörige versuchen oft verzweifelt, das geforderte Geld aufzubringen und müssen dafür Besitz verkaufen.
Der Nordwesten Nigerias gehört zu den ärmsten Regionen des Landes und der Bundesstaat Zamfara ist in den vergangenen Jahren immer instabiler geworden. Auf wiederholte Viehdiebstähle folgten dort Ausschreitungen zwischen Farmern und Viehhirten. Aufgrund großer Waldgebiete können sich Banditen in der Gegend gut verstecken, weite Teile gelten als nicht gesichert.
Durch den Krieg in Libyen und die Krise im Sahel sind immer mehr Waffen ins Land gekommen. Der Bundesstaat zählt nach Informationen der Landesministerin für humanitäre Angelegenheiten, Fa’ika Ahmad, mittlerweile 784.000 Binnenflüchtlinge.
Kritik an Gesetzesvorlage
Möglicherweise gibt es auch Verbindungen zwischen den Banditen und Terrorbewegungen, die bisher allerdings hauptsächlich im Nordosten operiert haben. Es ist nicht ausgeschlossen, dass sie Entführungen als Einnahmequelle nutzen.
Die aktuelle Entführung fand nur eine knappe Woche nach der Freilassung von 136 Schüler:innen der Islamschule Salihu Tanko in Tegina statt, die Ende Mai im Nachbarbundesland Niger verschleppt wurden, viele von ihnen im Grundschulalter. Sechs Schüler:innen waren während ihrer Geiselhaft gestorben. Schulleiter Abubakar Alhassan sagte gegenüber Journalist:innen, dass ein Lösegeld in Höhe von 140.000 US-Dollar gezahlt worden war. Auch hätten die Täter Motorräder erhalten.
Die Lösegeldzahlungen sind seit Monaten ein Streitpunkt in Nigeria. Im Mai hatte der Senat einen Gesetzesvorschlag eingebracht, der diese mit bis zu 15 Jahren Gefängnis bestrafen kann. Expert:innen sehen die Vorlage jedoch kritisch.
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