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Erneuter Terrorakt in IsraelSechs Tote bei Tel Aviv

Bei einem Anschlag im orthodox geprägten Bnei Brak starben fünf Opfer. Den aus dem Westjordanland stammende Angreifer liquidierte die Polizei.

Bei dem Anschlag in Bnei Brak am 29. März starben sechs Menschen Foto: Nir Elias/afp

Bnei Brak afp | Bei mehreren Angriffen nahe Tel Aviv sind am Dienstag mindestens fünf Menschen getötet worden. Nach Angaben von Bewohnern der Stadt Bnei Brak und Ramat Gan eröffnete ein Mann am Abend aus einem Auto heraus das Feuer auf Passanten. „Wir müssen leider melden, dass fünf Menschen gestorben sind“, sagte ein Vertreter des israelischen Rettungsdienstes.

Bnei Brak ist eine überwiegend von orthodoxen Juden bewohnte Stadt. Nach Angaben von Rettungskräften und Augenzeugen gab es auch Verletzte in der Nachbarstadt Ramat Gan. Beide Städte liegen nah an Tel Aviv.

Bei dem Versuch, den Angreifer zu stoppen, starb auch ein israelisch-arabischer Polizist – die Sicherheitskräfte bezeichneten ihn als „Helden“. Die Israelische Polizei gab an, den Angreifer getötet zu haben.

Lokale Medien identifizierten den Angreifer als einen Palästinenser aus Yaabad im Westjordanland, der vier Jahre in israelischen Gefängnissen verbracht hatte. Dort gab es nach Angaben von Augenzeugen kleinere Feierlichkeiten wegen der Angriffe, in Yaabad sollen Männer am Abend Süßigkeiten verteilt haben.

Verurteilung von Abbas, Verständnis von Hamas

Der Palästinenser-Präsident Mahmud Abbas verurteilte die Gewalt. „Die Ermordung palästinensischer und israelischer Zivilisten verschärft die Situation nur noch mehr, während wir alle nach Stabilität streben“, erklärte er. Die radikalislamische Hamas äußerte jedoch Verständnis: „Diese Operation ist eine natürliche Antwort auf die Verbrechen der Besatzung gegen die Rechte unseres Volkes und unseres Landes und unserer heiligen Stätten“, hieß es in einer Erklärung.

Israels Regierungschef Naftali Bennett kündigte eine Dringlichkeitssitzung mit hochrangigen Sicherheitsbeamten an, um über die Situation zu beraten. „Wir werden den Terrorismus mit eiserner Hand bekämpfen“, erklärte er. „Israel ist mit einer mörderischen Welle des arabischen Terrorismus konfrontiert.“

Es ist bereits der dritte tödliche Anschlag in Israel binnen einer Woche. Am Sonntagabend waren bei einem bewaffneten Angriff mutmaßlicher Islamisten in der nordisraelischen Stadt Hadera zwei israelische Polizisten getötet und mehrere Menschen verletzt worden. Die jihadistische Terrororganisation Islamischer Staat bekannte sich dazu.

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1 Kommentar

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  • Wenn ich Bennet so höre, von wegen eiserner Hand, da muss man befürchten, dass wieder mit unverhältnismäßiger Härte drauf geschlagen wird, es mindestens ein paar Luftangriffe gibt, und dann ergibt wieder eins das andere, Raketen fliegen und schon haben wir wieder einen nächsten Gazakrieg bei dem dann hunderte oder tausende weitere zumeist unbeteiligte sterben müssen. Dabei hat man die Attentäter doch schon erschossen. So langsam sollte man seine Reaktionsmuster mal überdenken.

    Seit vielen Monaten gibt es Morde innerhalb der israelisch- arabischen Community beinahe im Wochenrhythmus, die Waffen dafür fließen Berichten zufolge sogar aus Armee- und Polizeibeständen ab, darauf wird ebenfalls schon lange hingewiesen. Die Polizei hat es aber bislang weder geschafft die Morde aufzuklären noch die Zirkulation der Waffen zu unterbinden. Dabei fällt mir ein, dass nach dem Gazakrieg und den Zusammenstößen zwischen Arabern u Juden in gemischten Städten, die übrigens vor laufenden Kameras des Staatsfernsehens mit versuchten Lynchmorden an Arabern begannen, auch der legale Waffenbesitz erleichtert werden sollte. So lange die zuvor erwähnten Morde in der arabischen Community blieben schien es den Staat nicht zu kümmern, die Haaretz u.a. mutmaßten gar die Untätigkeit der Behörden sei beabsichtigt, nach dem Motto wenn sich die Araber selbst zerfleischen, kann das zumindest dem jüdischen Staat nicht schaden. Und nun fällt man aus allen Wolken wenn die Waffen sich auch gegen Juden richten.

    www.972mag.com/isr...al-weapons-hadera/