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Ermittlungen zu Wirecard-SkandalSpion als Fluchthelfer

Der Wirecard-Skandal zieht auch in Österreich Kreise: Ein Mitarbeiter des Inlandsgeheimdienstes und FPÖ-Politiker halfen offenbar Ex-Vorstand Marsalek.

Was für eine Pleite: Das Logo der insolventen Firma Wirecard in Aschheim bei München Foto: dpa

Wien taz | Der Wirecard-Skandal wird in Österreich zur Staatsaffäre. Am Freitag nahm die Polizei den ehemaligen Spionagechef des österreichischen Inlandsgeheimdienstes BVT fest. Er wird beschuldigt, Jan Marsalek, dem Finanzvorstand des kollabierten Zahlungsdienstleisters Wirecard, zur Flucht verholfen zu haben. Der in Wien geborene Marsalek wird seit vergangenem Juni von der Staatsanwaltschaft München wegen Milliardenbetrugs gesucht. In der größten Betrugsaffäre in der Geschichte des DAX wurden Anleger um mindestens 1,9 Milliarden Euro geschädigt.

Die Wiener Staatsanwaltschaft wirft dem Ex-BVT-Abteilungsleiter, der in den Medien mit seinem Initial W. geführt wird, vor, heimlich für Wirecard tätig gewesen zu sein. Er habe seinen Zugriff auf vertrauliche Daten missbraucht, um „die Zahlungsfähigkeit von Anbietern pornografischer Internetseiten zu überprüfen“. Marsalek war untergetaucht, nachdem der Milliardenbetrug aufgeflogen, aber noch kein Haftbefehl gegen ihn ausgestellt war. Er zitierte W. am 18. Juni in ein Lokal in München, wo er ihn bedrängte, ihm die Flucht zu organisieren.

Da kommt der ehemalige FPÖ-Abgeordnete Thomas Schellenbacher ins Spiel, der schon seit Mittwoch in Haft sitzt. Er besorgte in W.s Auftrag eine Cessna, mit der Marsalek tags darauf ungehindert Richtung Minsk ausreisen konnte. In seinem Geständnis, das von mehreren österreichischen Medien zitiert wird, zeigt sich der FPÖ-Mann einsichtig: „Wir haben natürlich mitbekommen, dass es bei Wirecard stinkt.“ Trotz seiner Bedenken habe er den Flug organisiert: „Mir ist der Arsch schon auf Grund gegangen, wie man sagt, da ich mir gedacht habe, es stimmt da etwas nicht.“

Thomas Schellenbacher war im Zuge der Enthüllungen um den ehemaligen FPÖ-Chef Heinz-Christian Strache zu Bekanntheit gelangt. Sein Nationalratsmandat soll er einer Gruppe ukrainischer Geschäftsleute verdanken, die Strache eine Millionensumme bezahlt haben, um ihren niederösterreichischen Geschäftspartner ins Parlament zu bringen.

Die Wirecard-Affäre wurde bisher von der österreichischen Regierung kleingehalten, denn der inhaftierte Wirecard-CEO Markus Braun war, bis kurz bevor der Skandal öffentlich wurde, ein enger Berater von Bundeskanzler Sebastian Kurz (ÖVP). Dessen Parteifreund und Nationalratspräsident Wolfgang Sobotka hat den mutmaßlichen Defraudanten Marsalek zumindest gekannt.

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