Ermittlungen im Fall Kirch: Razzia bei Deutscher Bank
Haben sich Top-Manager der Deutschen Bank des Prozessbetrugs schuldig gemacht? Im Zuge des Falls Leo Kirch wurden erneut Räume des Instituts durchsucht.
FRANKFURT/MÜNCHEN dpa | Die Münchner Staatsanwaltschaft hat im Fall Kirch erneut die Deutsche Bank durchsucht. Sprecher der Behörde und der Bank bestätigten am Dienstag die Aktion in Frankfurt. Hintergrund sind Ermittlungen gegen Top-Manager des Geldhauses – darunter Co-Chef Jürgen Fitschen wegen des Verdachts des versuchten Prozessbetrugs. Zudem seien die Ermittlungen ausgeweitet worden.
Fitschen und seine Vorgänger Rolf Breuer und Josef Ackermann sollen in einem Zivilverfahren vor dem Oberlandesgericht München falsche Angaben gemacht haben, um Schadenersatzansprüche abzuwehren. Das Verfahren, mit dem die Erben von Leo Kirch milliardenschweren Schadenersatz bekommen wollten, ist inzwischen durch einen Vergleich beigelegt worden.
Das Ermittlungsverfahren wegen der angeblichen Falschaussagen läuft bereits seit 2011. Im Verlauf der Ermittlungen hatte es bereits einige Durchsuchungen bei der Bank gegeben, zuletzt waren am 18. März Räume einer Kanzlei von Anwälten der Bank durchsucht worden. Wann und gegen welche Personen Anklage erhoben wird, ist noch offen.
An der aktuellen Aktion waren dem Vernehmen nach rund 12 Beamte beteiligt. Die Staatsanwaltschaft wollte sich zu Einzelheiten der Durchsuchung nicht äußern. Gegen Mitarbeiter der Kanzlei und weitere Beschäftigte der Bank sei aber inzwischen ebenfalls ein Verfahren eingeleitet worden, sagte der Behördensprecher.
Der Fall Kirch lässt die Deutschen Bank damit auch nach dem Vergleich mit den Kirch-Erben keine Ruhe. Nach Informationen von Spiegel und Süddeutscher Zeitung schlug Fitschen das Angebot der Anklagebehörde aus, das Ermittlungsverfahren gegen Zahlung einer Geldbuße einzustellen. Der Ausgang ist offen.
Den Vergleich mit den Kirch-Erben hatte die Deutsche Bank am 20. Februar geschlossen: Gegen Zahlung von rund 925 Millionen Euro einigte sie sich mit den Kirch-Erben auf ein gütliches Ende der Dauerfehde um eine Verantwortung der Bank für die Pleite des Kirch-Medienimperiums 2002.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
Starten Sie jetzt eine spannende Diskussion!