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Ergebnisse BayernwahlVoll Horst

Schwarz-Gelb im Freistaat ist passé. Die CSU kann in Bayern allein regieren, weil die SPD schwächelt. Grüne und Freie Wähler liegen etwa gleichauf. Die FDP ist raus.

Welches Bundesland könnten diese Würste wohl symbolisieren? Bild: ap

BERLIN taz | Die Bayern haben gewählt, und der Ministerpräsident heißt weiter Horst Seehofer. Die CSU erreicht laut Hochrechnungen 48,7 Prozent – die absolute Mehrheit. Die FDP fliegt mit 3,2 Prozent aus dem Landtag und leistet dort Piraten (1,8 Prozent) und Linken (2,3 Prozent) Gesellschaft. Die SPD landet bei 20,5 Prozent. Die Freien Wähler kommen auf 8,6 Prozent, die Grünen auf 8,4.

Im Freistaat ist Schwarz-Gelb nun wieder Vergangenheit. Seit 56 Jahren regiert die Christlich-Soziale Union Bayern. Meistens brauchte sie dazu keinen Koalitionspartner – wie nun auch die nächsten fünf Jahre nicht. Zwar ändert sich an den Kräfteverhältnissen im Bundesrat durch diese Wahl nichts. Dennoch ist sie bundesweit interessant.

Nächsten Sonntag wählen die Deutschen den Bundestag. Die Freien Wähler spielen im Bund keine Rolle, für die anderen aber ist die Ausgangslage ähnlich wie in Bayern. Die SPD kämpft um ihren Status als Volkspartei. Die Grünen versuchen, neue WählerInnen auf dem Land zu gewinnen. Die FDP scheint zu schwächeln. Und die Konservativen – Angela Merkel hier, Horst Seehofer dort – geben sich, als könne ihnen keiner was anhaben.

Tatsächlich schadete der CSU die jüngste Verwandtenaffäre im Landtag kaum. Das lautstarke Gerangel um Betreuungsgeld und die Pkw-Maut für Ausländer auch nicht. Und die vielen Positionswechsel nahmen die Wähler der CSU auch nicht übel. War sie einst für den Donauausbau, ist sie jetzt dagegen. Verteidigte sie erst die Studiengebühren, schaffte sie sie später ab. Die Arbeitslosigkeit ist in Bayern niedriger als sonst wo in Deutschland: 3,8 Prozent. Die Christsozialen plakatierten schlicht Horst Seehofers Konterfei mit dem Schriftzug „Bayern. Unser Ministerpräsident“.

Vergebliches Hoffen

Seinem Kontrahenten Christian Ude – „Ein Ministerpräsident, der Wort hält“ – boten sich kaum Angriffspunkte. Als Oberbürgermeister in München war Ude beliebt (ähnlich wie Peer Steinbrück einst als Finanzminister). Aber im Rest Bayerns gewann er zu wenig Sympathien. Ude verortete kurz nach seiner Kandidatur im Herbst 2011 in einem Interview das unterfränkische Aschaffenburg in Oberfranken. Das blieb haften. Er hoffte bis kurz vor der Wahl auf die Unentschlossenen. Doch damit täuschte er sich.

Der Machtwechsel bleibt aus. Auch Udes mögliche Koalitionspartner bleiben hinter den Erwartungen zurück. Die bayerischen Grünen – „Bayern ist reif. Und Du?“ – holten 2008 mit 9,4 Prozent das bis dahin beste Landtagswahlergebnis. Sie nahmen sich diesmal mehr vor, landeten aber noch unter 9 Prozent.

Spitzenkandidatin Margarete Bause und ihre Kollegen kamen mit ihren Themen Steuerpolitik und Ökostrom nicht durch. Horst Seehofer ließ sich als „Vater der Energiewende“ feiern. Rot und Grün sprachen immer mal wieder von einem Dreierbündnis mit den Freien Wählern. Hubert Aiwanger, der Chef der Freien Wähler, war vor fünf Jahren mit sensationellen 10,2 Prozent erstmals in den Landtag eingezogen. Er hielt sich in alle Richtungen Optionen offen – kommt nun aber auch nicht zum Zug.

„Amigofrei“ nutzte nichts

Die Linkspartei in Bayern galt von vornherein als chancenlos. Die Partei stritt jahrelang um Geld, Macht und Posten. Da half nicht, dass Spitzenkandidatin Brigitte Wolf warb: „100 Prozent sozial – garantiert amigofrei“.

Die FDP plakatierte in Bayern – der Spitzenkandidat war Wirtschaftsminister Martin Zeil – die Aufforderung: „Alleinherrschaft verhindern“. Am kommenden Sonntag darf sie nach dem schlechten Abschneiden im Süden auf einen Solidarisierungseffekt hoffen: CDU-Wähler könnten den Liberalen bundesweit ihre Stimme leihen.

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12 Kommentare

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  • T
    Tabularaza

    hmm, weisswürscht... hatte mir das wahlergebniss auch anders erhofft, aber das Volk entscheidet und liegt ja bekanterweisse statistisch gesehen sehr oft richtig - so soll es sein und hoffentlich hat es mit seiner entscheidung recht - und falls diese nicht erfüllt wird - wtf, die nächsten Wahlen stehen ja jetzt schon auf dem Programm... xP

    • A
      Arne
      @Tabularaza:

      Stimmt, bei einer Wahlbeteiligung von ungefähr 60 % haben nur knapp 1/3 der bayerischen wahlberechtigten Bevölkerung CSU gewählt. 2/3 nicht.

      Man sollte sich an die Mehrheit halten und hoffen, dass sie Recht hatte mit ihrer Haltung.

  • S
    Saupreiß

    Für Merkel ist es quasi das Horst Case Szenario: Wenn die FDP knapp über die 5% kommt und sie Schwarzgelb fortsetzen muss, ist sie den Bayern auf Gedeih und Verderb ausgeliefert. Dann versumpft noch mehr Geld dort unten in Landwirtschaft, Straßen u.ä., weil eine korrupte Elite ihren Großunternehmen Steuerfreiheit versprochen hat und dazu Steuerprüfungen für Unternehmen ins Reich der Fabeln verbannt hat.

     

    Klar gehts einem so gut und man hat tolle Zahlen vorzuweisen - aber sollte man wirklich stolz darauf sein, als Al Capone von der Isar von der Mehrheit eines völlig degenerierten Almvölkchen gewählt zu werden?

     

    PS: Lieber Horst, ich würde gern in deiner "Vorstufe zum Paradies" (also jenem metaphorischen Land der Blöden, die noch nichts von den Übeln der echten Welt wissen) die Ausländermaut zahlen müssen. Kannst du bitte die Voraussetzungen dafür schaffen, indem du dein Ländchen zum Ausland erklärst? Über Franken und Schwaben könnten wir dann noch mal reden...

  • "..CDU-Wähler könnten den Liberalen bundesweit ihre Stimme leihen..."

     

    Die FDP, dieser Wurmfortsatz am Dickdarm CDU, wird benötigt, damit Ärzte gut zu operieren haben. Und wenn er nicht ordentlich behandelt wird, dieser Anhang, wirkt er gereizt. Doch am 22. September könnte der Wähler zur Amputation schreiten. Die blaue Gefahr ist da, und die könnte für die gelbe Partei bedrohlich werden. Wenn nämlich viele Handwerksmeister und andere Mittelständler, die nicht selbst exportieren und welche die Freizügigkeit in der EU eher für sich als eine Bedrohung ansehen, wenn diese Selbständigen, die vielfach auch noch Angst um ihr Schwarzgeld in der Schweiz haben, wenn also diese Bürger statt CDU oder FDP nun AfD wählen. Dann könnten der Kartoffelkäfer-Koalition entscheidende 4 bis 6 Prozent der Stimmen verloren gehen...

  • K
    krawattennadel

    Fuer einen bayrischen nicht CSU Waehler ist das frustrierend...

  • H
    Horst

    Sind das Tofu-Würste auf Ihrem Titelbild zu diesem Stück?

  • A
    AusDemSüden

    Ich bin aus Bayern. Frage: Wieso sollten wir Rot-Grün wählen? Wir haben nahezu Vollbeschäftigung, trotz dieses seltsamen "Länderfinanzausgleichs" einen ausgeglichenen Haushalt, das beste Bildungssystem in Deutschland und eine florierende Wirtschaft.

     

    Wer braucht schon inkompetente rot-grüne Gutmenschen und Obermoralisten? Die richten doch gerade schon das andere (ehemalige) Vorzeigebundesland zugrunde.

     

    Bevormundung, Unterdrückung und Gängelung des Bürger gepaart mit wirtschaftlicher Inkompetenz (= SPD/Grüne) braucht kein Mensch!

  • A
    Arne

    Wer hat Euch das denn zusammengeschrieben?

    SPD schwächelt in Bayern? (Obwohl sie zulegt?)

    Peer Steinbrück war als Finanzminister beliebt? (Bei wem? Bei Großaktionären und Bankmangern?)

    Und sonst nur der Wischwasch, den man auch im Fernsehen hören kann.

    Mich würde interessieren, wann es das schon einmal gab, dass über 13% der Menschen, die wählen gingen, nicht im Parlament vertreten waren. Ich halte das für eine extrem große Zahl, die mir einmalig hoch erscheint und allmählich eine Reform des parlamentarischen Systems fordern lässt.

  • E
    Emil

    Bayern ist einfach besser und hat noch einen Rest Charakter.

    • @Emil:

      Bayern ist einfach [...] und hat [..]einen Rest-Charakter. (scnr)

  • B
    Bleed

    Mei, man sieht auf jeden Fall: die Bayern sind a bissl bleed. Ihre Politiker bedienten sich Jahrzehnte auf Staatskosten und unterhielten ihre Frauen damit. Einer "beschäftigte" sogar seine Kinder auf Staatskosten um sich selbst die Tasche aufzufüllen. Wer denen keinen Denkszettel erteilt, dem ist wirklich nicht mehr zu helfen.

  • ME
    Max Emanuel

    "Die CSU kann in Bayern allein regieren, weil die SPD schwächelt."

     

    Ich glaube nicht, dass die CSU die SPD braucht, um auf ihr Ergebnis zu kommen. Egal, ob die SPD schwächelt oder nicht: Die SPD hat damit nichts zu tun - oder ungefähr soviel wie ein Pokalspiel zwischen Kreis- und Bundesligist mit der Frage, wer in der Bundesliga die Meisterschaft gewinnt.