Erfurt und die Folgen: FDP beklagt Angriffe
Liberale berichten von Vandalismus und Bedrohungen nach der Thüringen-Wahl. Auch die Angriffe auf Abgeordnete der Linken nehmen zu.
In Mecklenburg-Vorpommern, Sachsen, Nordrhein-Westfalen und Niedersachsen sind Landesgeschäftsstellen der FDP mit Parolen beschmiert und beschädigt worden. In Bayern und Hamburg wurden Wahlplakate der Partei abgerissen oder beschmiert.
Das Haus von Thomas Kemmerich werde seit der Wahl von der Polizei bewacht, teilte ein Sprecher der Bundes-FDP mit. Kemmerich selbst erhalte rund um die Uhr Personenschutz. Auch seine Familie müsse vor Bedrohungen geschützt werden.
„Wir erleben gerade eine absolute Eskalation, so etwas habe ich noch nie erlebt“, sagte der FDP-Bundestagsabgeordnete Konstantin Kuhle der Welt. Kuhle sprach davon, dass seine Partei seit der umstrittenen Ministerpräsidentenwahl in Thüringen „im Fokus von Linksextremisten“ stünde.
Auch Linke werden attackiert
Für besonderes Aufsehen hatte der Fall von Karoline Preisler gesorgt. Das Haus der FDP-Politikerin in Mecklenburg-Vorpommern wurde mit Feuerwerkskörpern angegriffen. Die Täterschaft für diesen Vorfall ist bislang nicht geklärt. Im taz-Interview berichtete Preisler, dass sie aufgrund ihres Engagements für eine liberale Migrationspolitik auf einer Feindesliste der Nordkreuz-Rechtsterroristen stehe.
Konstantin Kuhle, FDP-Bundestagsabgeordneter
Der ehemalige Chef der Thüringer Staatskanzlei Benjamin-Immanuel Hoff kritisierte auf Twitter die Übergriffe scharf. „Bedrohungen und Gewalt in jeder Form sind inakzeptabel.“ Politische Auseinandersetzungen dürften niemals die menschliche Würde oder körperliche Unversehrtheit in Frage stellen.
Auch die Linke in Thüringen berichtet von zunehmenden Attacken auf ihre Landtagsabgeordneten. So seien mehrere Abgeordnete verbal auf der Straße sowie in sozialen Netzwerken angegriffen worden.
Die Linken-Landesvorsitzende Susanne Hennig-Wellsow erhalte seit der Ministerpräsidentenwahl zudem Morddrohungen per E-Mail. „Angriffe von rechts auf einzelne Abgeordnete begleiten uns leider schon länger“, teilte ein Sprecher der Thüringer-Linken der taz mit.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Debatte um SPD-Kanzlerkandidatur
Schwielowsee an der Copacabana
BSW und „Freie Sachsen“
Görlitzer Querfront gemeinsam für Putin
Urteil nach Tötung eines Geflüchteten
Gericht findet mal wieder keine Beweise für Rassismus
Papst äußert sich zu Gaza
Scharfe Worte aus Rom
Wirtschaftsminister bei Klimakonferenz
Habeck, naiv in Baku
Frauenfeindlichkeit
Vor dem Familiengericht sind nicht alle gleich