Erfolg für Iraks Armee: Dschihadisten-Daten gesichert
Der Ansturm der Extremisten im Irak ist kaum zu stoppen. Eine weitere Stadt bei Mossul fällt ihnen in die Hände, doch die Armee konnte brisante Daten erbeuten.
BAGDAD ap/taz | Irakische Truppen haben nach Informationen der britischen Tageszeitung The Guardian über 160 Speichersticks der Islamistenmiliz Isis mit brisanten Informationen in ihren Besitz gebracht. Sie hatten einen Kurier des Isis-Kommandeurs al-Bilawi verhört und nach dessen Tötung in seinem Haus die Datenträger entdeckt. Darauf befanden sich die Namen und Kampfnamen aller ausländischen Kämpfer sowie deren Anführern. Besonders aufschlussreich erwiesen sich die kompletten Finanzdaten der Organisation. Demnach verfügen die Extremisten mittlerweile über Milliarden. Ebenso fanden die Truppen Codewörter und Informanten-Initialen.
Derweil breiten sich die Isis-Truppen im Norden des Iraks immer weiter aus. Der Bürgermeister der Stadt Tal Afar, Abdulal Abdul, sagte am Montag, seine Stadt sei vor dem Morgengrauen von sunnitischen Kämpfern eingenommen worden. Hinweise auf Massenhinrichtungen schiitischer Soldaten nähren Befürchtungen, dass der Konflikt immer schärfer entlang reliöser Trennlinien verläuft. UN-Generalsekretär Ban Ki Moon verurteilte die Massaker.
Tal Afar liegt etwa 420 Kilometer nordwestlich von Bagdad in der Nähe von Mossul. In der Stadt mit rund 200.000 Einwohnern leben vor allem Schiiten und sunnitische Turkmenen. Einwohner bestätigten den Fall ihrer Stadt. Fahrzeuge mit Maschinengewehren und schwarzen Dschihad-Bannern führen durch die Straßen, berichteten sie.
Die Sicherheitskräfte seien aus der Stadt geflohen, verbliebene Stammeskämpfer hätten sich schließlich den Angreifern ergeben, sagte der Einwohner Hadir al-Abadi, der mit seiner Familie aus Tal Afar fliehen wollte. Alle hätten Angst und die meisten hätten die Stadt schon verlassen, sagte er.
Kämpfer der Terrorgruppe Islamischer Staat im Irak und Syrien hatten Tal Afar bereits am Sonntag angegriffen und dem irakischen Militär dort schwere Verluste zugefügt. Die Stadt Mossul war vor einer Woche von Isis-Kämpfern überrannt worden. Die Isis hat seither noch mehrere weitere Städte nahezu kampflos erobert. Inzwischen leistet das irakische Militär jedoch mehr Gegenwehr.
Massentötungen durch Isis-Kämpfer
UN-Chef Ban bezeichnete Berichte über Massaker an irakischen Soldaten durch Isis-Kämpfer als „zutiefst verstörend“. Die Verantwortlichen müssten zur Rechenschaft gezogen werden, sagte er am Montag. Ban warnte davor, dass religiöse Ressentiments zwischen Sunniten und Schiiten den Konflikt weiter anheizen könnten - mit schweren Folgen für die gesamte Region.
Im Internet waren am Wochenende Bilder aufgetaucht, die Massentötungen durch Isis-Angehörige zeigen sollen. Militärsprecher Kassim al-Mussawi bestätigte die Echtheit der Fotos und sagte, es gebe Massenmorde an irakischen Soldaten.
Die Fotos zeigen Vermummte, die Gefangene auf einen Lastwagen laden. Dann zwingen sie sie, sich mit auf dem Rücken gefesselten Händen in eine Grube zu legen. Auf späteren Bildern liegen die leblosen Körper in einer Blutlache. „Dies ist das Schicksal, dass die von (Ministerpräsident) Nuri (al-Maliki) geschickten Schiiten erwartet“, steht unter einem der Fotos. Den Fotos ist keine Ortsangabe zu entnehmen. Al-Mussawi sagte, die Tötungen hätten in der Provinz Salahuddin stattgefunden, deren Hauptstadt Tikrit ist. Auch Tikrit ist unter Kontrolle der Extremisten.
Die USA verstärkten die Sicherheitsvorkehrungen für ihre Botschaft in Bagdad und verlegten einige Mitarbeiter in andere Landesteile im Irak oder nach Jordanien. Der größte Teil des Personals bleibe aber in der Botschaft, sagte seine Sprecherin des Außenministeriums.
Die US-Botschaft liegt in der sogenannten Grünen Zone der irakischen Hauptstadt und hat rund 5000 Beschäftigte. Damit ist sie die größte diplomatische Vertretung der USA auf der Welt.
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