Entwicklung der Coronapandemie: Neuinfektionen steigen wieder stark
Die Zahlen sind eindeutig. Intensivmediziner fordern schnelle und schärfere Maßnahmen – sofort, noch vor der Entscheidung über eine Notbremse.
In manchen Regionen gebe es derzeit nur noch zehn Prozent freie Intensivbetten – das entspreche bei einer durchschnittlichen Intensivstation genau einem Bett, das sowohl für akute Notfälle als auch für neue Coronapatient*innen zur Verfügung stehe, warnte Weber-Carstens.
Empfohlener externer Inhalt
Die geplante Notbremse sieht bundesweit einheitliche Beschränkungen vor, wenn die Inzidenz in einem Landkreis den Wert von 100 Neuinfektionen pro 100.000 Einwohner*innen und Woche überschreitet. Sie wird an diesem Freitag in den Bundestag eingebracht. Weil FDP, Linke und AfD einer Fristverkürzung nicht zugestimmt hatten, kann sie aber erst nächste Woche beschlossen werden. Aus den Fraktionen gibt es zudem Forderungen, die geplanten Maßnahmen noch abzuschwächen.
Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) forderte die Bundesländer auf, schon vor dem Inkrafttreten der neuen Regeln tätig zu werden. „Jeder Tag zählt“, sagte Spahn. „Was wir jetzt versäumen, rächt sich in zwei Wochen.“ Auch der Präsident des Robert-Koch-Instituts, Lothar Wieler, forderte schärfere Maßnahmen. Mit Testen und Impfen allein werde es nicht gelingen, die dritte Welle zu brechen. Kritik übte Wieler daran, dass die Notbremse verbindliche Schulschließungen erst ab einer Inzidenz von 200 vorsieht. Dieser Wert sei „zu hoch“.
Hintergrund der Warnungen ist, dass die Zahl der neu gemeldeten Corona-Infektionen in den letzten Tagen stark gestiegen ist. Mit 20.370 lag der 7-Tage-Mittelwert am Donnerstag nicht nur weitaus höher als die osterbedingt niedrigeren Werte der letzten Woche, sondern auch um knapp 20 Prozent höher als vor zwei Wochen. Auch bei der Zahl der neu gemeldeten Coronatoten hat sich der Trend gedreht: Nachdem sie zuvor fast drei Monate permanent gefallen war, stieg sie zuletzt wieder an. Mit 239 Toten pro Tag lag der 7-Tage-Mittelwert am Donnerstag um 50 Prozent höher als zwei Wochen zuvor.
Empfohlener externer Inhalt
Auf den Intensivstationen ist die Zahl der Coronapatient*innen in den letzten zwei Wochen um weitere 25 Prozent gestiegen; in den letzten Tagen hat sich der Anstieg im Wochenvergleich verlangsamt, möglicherweise in Folge geringerer Infektionszahlen durch die Osterferien. Die Zahl der freien Intensivbetten erreichte mit 2.863 in dieser Woche den niedrigsten Stand seit der Einführung des Intensivregisters vor einem Jahr.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Umgang mit der AfD
Sollen wir AfD-Stimmen im Blatt wiedergeben?
Pistorius lässt Scholz den Vortritt
Der beschädigte Kandidat
Böllerverbot für Mensch und Tier
Verbände gegen KrachZischBumm
Haftbefehl gegen Netanjahu
Begründeter Verdacht für Kriegsverbrechen
Utøya-Attentäter vor Gericht
Breivik beantragt Entlassung
Social-Media-Verbot für Jugendliche
Generation Gammelhirn