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Entwicklung am Computerspiele-MarktHauptsache kostenlos

Zwar spielen immer mehr Menschen am Computer, diese bringen den Herstellern aber immer weniger Umsatz. Der Spielemarkt ist im Umbruch und der Trend geht zu kostenlosen Online-Games.

Die Leute Spielen zwar mehr, der Umsatz verbessert sich dadurch aber nicht. Bild: dpa

FRANKFURT AM MAIN dapd | Die Hersteller von Computerspielen haben es derzeit nicht leicht. Es spielen zwar immer mehr Menschen, aber was und wie gespielt wird, ändert sich rasant. Einen tiefgreifenden Umbruch im Gaming-Markt konstatiert der IT-Branchenverband Bitkom. Wie schwierig die Lage zur Zeit für einige Firmen ist, zeigte sich darin, dass Ende April in Deutschland mit dtp entertainment einer der größten heimischen Spielehersteller Insolvenz anmelden musste.

Der Wandel im Gaming-Markt lässt sich an mehreren Punkten festmachen. So werden Spiele immer häufiger online verkauft, statt als physische Produkte über den klassischen Handel, und gespielt wird statt mit dem PC oder der Konsole immer mehr auf Mobilgeräten. Zudem verlagert sich die Nachfrage vom Action- zum Denkspiel, wie Ralph Haupter vom Bitkom-Präsidium erklärte.

Was derzeit vor allem boomt, sind Online-Games und Spiele in Sozialen Netzwerken. So bringt es der britische Online-Spielehersteller King.com inzwischen allein bei Facebook mit seinen Games auf mehr als elf Millionen Spieler täglich.

Spielerinnen im mittleren Alter bringen den Erfolg

Seinen Erfolg verdankt das Unternehmen einer Gruppe von Spielern, die es "vor zehn Jahren noch gar nicht gab", wie Marketing-Chef Alex Dale in einem Gespräch mit der Nachrichtenagentur dapd in Frankfurt am Main erklärte. "Es sind die Frauen zwischen 30 und 55 Jahren. Das sind 70 bis 75 Prozent unserer Nutzer."

King.com bietet sogenannte Casual Games an. Das sind kostenlose, aber werbefinanzierte kleine Gelegenheitsspiele, bei denen weniger die Action, sondern Puzzleaufgaben oder Knobeleien im Vordergrund stehen. Das Finanzierungsprinzip kommt auch bei deutschen Nutzern durchaus an.

In einer von King.com selbst in Auftrag gegebenen Studie fanden es 85 Prozent in Ordnung, dass sich King.com über Werbung finanziert, wenn die Spiele dafür kostenlos genutzt werden können. Marktführer im Bereich dieser Casual Games ist das inzwischen börsennotierte US-Unternehmen Zynga, das mit Spielen wie "FarmVille" oder "Mafia Wars" Furore machte.

Eine Umfrage des Branchenverbands Bitkoms zur Computerspielmesse Gamescom in Köln (15. bis 19. August) zeigt, wie wichtig inzwischen die kostenlosen Spiele sind. Demnach nutzen knapp zwei Drittel der Spieler (63 Prozent) kostenlose Spielangebote im Internet, fast die Hälfte (41 Prozent) spielt sogar ausschließlich diese kostenlosen Games. Klassische Spielehersteller haben es schwer, gegen diesen Trend zu bestehen.

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1 Kommentar

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  • A
    arribert

    Liegt vielleicht auch daran, dass es im Verhältnis immer mehr Leute gibt, die Spiele spielen und dadruch wird das Casualgaming immer beliebter. Schnelle einfache Spiele mit einer Langzeitmotivation, die bei Monkey Island einen nicht mal das Intro hätte überstehen lassen. Es wird ja auch viel mehr auf mobilen Endgeräten gespielt und somit adaptiert so mancher dieses Verhalten auch auf seinem Desktop-PC. Hinzu kommt, dass viele Nutzer immer weniger bereit sind, sich der Gängelei durch Raubkopierschutzmeschanismen zu unterziehen. Die Spiele werden dann möglicherweise schon noch gespielt, aber nicht in der Form wie es der Hersteller gerne hätte, nämlich kostenlos und ohne die Gängelung. Auch sehr unbeliebt bei vielen Spielern ist es Spielinhalt wegzulassen und später als sogenannten DLC (Downloadcontent) anzubieten - gegen Geld, versteht sich.

    Es ist klar, ein PC-Spiel hat mittlerweile Produktionskosten wie ein Blockbuster, aber es kostet auch das vier- oder fünffache einer Kinoeintrittskarte. Ich tippe mal, dass sich viele Spieler mitterweile bei ihren Spielen auch immer mehr im Low-Budget-Bereich bewegen. Sprich die Wühltische unsicher machen. Das Facebookgezocke lässt aber hoffentlich bald wieder nach...