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Enschede liebt die Frauenfußball-EMOrangefarbene Herzen

Kolumne
von Johannes Kopp

In beinah jedem Schaufenster der niederländischen Stadt wird die Frauenfußball-EM gefeiert. Das Finale kann also kommen.

Sie freut sich auch, zu recht! Foto: reuters

B äcker Bart unterstützt die Frauenfußball-EM – das steht auf einem großen, kreisrunden orangefarbenen Aufkleber, den der Ladenbesitzer zentral auf seine Scheibe angebracht hat. Die Uefa muss sich in Enschede nicht nur bei Bäcker Bart bedanken, dass das echt prima gelaufen ist mit dieser Europameisterschaft. In der nahe der deutschen Grenze gelegenen Stadt hat man sich mit bislang wohl beispiellosem Eifer diesem Turnier hingegeben.

Die Fähnchen mit den Teilnehmerländern kann man gar nicht aus den Augen verlieren. Sie hängen überall. Auf den Straßen und in den Geschäften. Luftballons in den Nationalfarben oder in den Trikotfarben der „Oranje Leuuwinnen“ oder das offizielle Uefa-EM-Plakat. Fast kein Schaufenster ist in der Innenstadt zu finden, in dem nicht irgendwo irgendein Hinweis auf diese EM platziert wäre.

Und der Erfolg des Oranje-Teams lässt die Herzen in Enschede noch höher schlagen. Selbst die Pop-Art-Galerie in der Marktstraat hat auf einem mit niederländischem Fanschmuck umflorten Ausstellungsstück mit Kreide festgehalten: „Wir wünschen unseren Frauen viel Glück“. In der Größenrangliste der niederländischen Städte liegt Enschede auf Platz 13. Europaweit die Nummer 1 ist man in diesen Tagen im Frauenfußball. Enschede hat alles auf eine Karte gesetzt und gewonnen. Man bewarb sich nur für die Austragung eines Halbfinals und des Endspiels und erhielt den Zuschlag wohl auch wegen der unmittelbaren Nachbarschaft zu Deutschland.

Über 7.000 Finaltickets sind bereits über die Grenze an die Anhänger des achtmaligen Europameisters verkauft worden. Aber die Deutschen kommen auch so gern nach Enschede – trotz oder wegen der Werbeslogans, mit denen sie hierher gelockt werden: „Matjes und Museum“, „Frikandel und Fashion“ oder „Lakritz und Luxus“. Am Samstag schleppten sie wieder ihre prall gefüllten Einkaufstüten durch die Stadt, und vielleicht hat manch einer seine Finalkarten noch beim Bäcker Bart oder anderswo verhökert.

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taz-Sportredakteur
Jahrgang 1971, bis Ende März 2014 frei journalistisch tätig. Seither fest mit dem Leibesübungen-Ressort verbunden.
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1 Kommentar

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  • Was sollen sie auch sonst feiern, die Männermannschaft nimmt ja internationalen Turniernen nicht mehr teil.