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Energieverbrauch von KIDer neue Stromfresser steckt im Rechenzentrum

Die Internationale Energieagentur IEA gibt eine Prognose zum hohen Energieverbrauch künstlicher Intelligenz. Doch nicht nur der lässt aufhorchen.

Hier fließt durch, was KI braucht: Strom und Daten machen GPT & Co. glücklich Foto: Heinrich Holtgreve/ostkreuz

Berlin taz | Der Strombedarf für Rechenzentren wird sich weltweit bis zum Jahr 2030 verdoppeln. Primärer Treiber dabei: künstliche Intelligenz (KI). Das ist das Ergebnis einer Analyse, die die Interna­tio­nale Energieagentur (IEA) am Donnerstag vorgestellt hat.

In absoluten Zahlen bedeutet das: Alle Rechenzentren der Welt werden der Prognose zufolge in fünf Jahren 945 Terawattstunden Strom benötigen. Das sei etwas mehr als der heutige Stromverbrauch Japans.

„KI ist eines der wichtigsten Themen des Energiesektors – aber bislang verstehen weder Politiker noch Märkte, was die Technologie für weitreichende Auswirkungen haben wird“, erklärte IEA-Direktor Fatih Birol: „In den USA werden Rechenzentren fast die Hälfte des Wachstums der Stromnachfrage ausmachen, in Japan mehr als die Hälfte und in Malaysia ein Fünftel.“

Die Energieerzeugung ist heute schon der größte Emittent von klimaschädlichen Emis­sio­nen. Und die Frage, wie viel Energie das Training und die Anwendung von KI-Systemen benötigen, wird mit der steigenden Verbreitung der Technologie immer relevanter. Doch die Hersteller halten ihre Daten unter Verschluss, so dass sich Wis­sen­schaft­le­r:in­nen auf Modellierungen und die wenigen verfügbaren Daten – etwa von KI-Trainings in Universitätsrechenzentren – stützen.

Zunehmende Unsicherheiten

Auch die IEA gibt an, dass ihre Berechnungen mit Unsicherheiten behaftet sind: „Die Frage, wie viel Strom speziell durch KI verbraucht wird, ist schwierig zu beantworten. KI ist nur eine der Arbeitslasten, die in Rechenzentren ausgeführt werden, und da KI immer weiter verbreitet ist, wird eine klare Unterscheidung zwischen KI-bezogenen und nicht KI-bezogenen Arbeitslasten immer schwieriger“, heißt es in dem Bericht. Denn auch andere Anwendungen sind energieintensiv, etwa Videostreaming.

Die Unsicherheiten werden laut IEA mit der weiteren Verbreitung der Technologie noch zunehmen: So laufe KI momentan meist noch auf spezialisierter Hardware. Perspektivisch gibt es aber Bestrebungen, dass die Anwendungen auch lokal bei den Nutzer:innen, etwa auf Smartphones, laufen können.

„Der wachsende Bedarf muss durch Erneuerbare gedeckt werden, sonst wird KI zu einer richtig dreckigen Technologie“, sagt Kilian Vieth-Ditlmann von der NGO Algorithmwatch der taz. Auch die immer wieder aufflammende Debatte über eine Reaktivierung der Atomkraft im Kontext von KI-Systemen sei verfehlt – denn der Energiezuwachs sei kurzfristig nötig. So schnell ließen sich AKWs überhaupt nicht bauen.

Auch eine Einschränkung der Nutzung hält er nicht für sinnvoll: Das sei ähnlich unrealistisch, wie Individuen die Nutzung des Autos verbieten zu wollen. Was es aber brauche: Emissionsgrenzen für diesen energieintensiven Sektor.

Steigender Ressourcenverbrauch

Ein weiterer Punkt, der die Umweltbilanz von KI verschlechtert: der Ressourcenverbrauch. Auch die IEA weist in ihrem Report darauf hin, dass die Nachfrage nach kritischen Mineralien steigt. Die werden für die Produktion der speziellen, für KI designten Hardware benötigt.

Die IEA betont jedoch gleichzeitig, dass der Einsatz von KI auch Vorteile für den Energieverbrauch bringe. So könne die Technologie industrielle Produktionsabläufe effizienter und damit energiesparender machen. Andere Ex­per­t:in­nen weisen jedoch darauf hin, dass Effizienzgewinne in der Regel durch Rebound-Effekte wieder zunichtegemacht werden.

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6 Kommentare

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  • Die Professoein und Expertin für KI-Forschung, Jate Crawford, schrieb schon im Jahr 2018, das eine KI-Abfrage einen halben Liter Wasser verbraucht und 10 mal soviel Energie verbraucht, wie eine normale Google-Abfrage. Nun mittlerwrile hat Google leider auch bei der Suchabfrage KI integriert. Auch die benötigten seltenen Erden für die Produktion von Rechenzentren haben ihren Preis. Crawford: >> Für jede Tonne Seltener Erden fallen bis zu 2.000 Tonnen giftigen Abfalls an, 1.000 Tonnen mit Schwermetallen verunreinigtes Wasser, u. 1,4 Tonnen radioaktiver Müll.

    • @flopserver:

      In Mittenwalde bei Berlin entstehen auch gerade drei neue Rechenzentren, eines soll dort die Google-Cloud-Region etablieren.

  • Der zivilisatorische Fortschritt begann, als der Pharao schriftliche Steuererklärungen meiseln lies.

  • ja, und die Rechenzentren brauchen ihre Energie 24/7, 365 Tage im Jahr. Da wird es mit Wind und Sonne schwierig. Ausserdem gibts natürlich noch die Abwärme der Zentren. Persöhnlich finde ich dass wir uns auch auf natpürliche Intelligenz und deren Förderung konzentrieren sollten. aber das ist derzeit wohl nicht in Mode. Jedenfalls sollten sich die Befürworter der erneuerbaren Energien hier an diesem Beispiel mal ehrlich machen und versuchen zukunftsweisende Strategien zu entwickeln. Das läuft am Ende auf Technologieentwicklung raus, da kann FFF soviel fordern wie sie wollen, Forderungen setzen die Gesetze der Physik nicht ausser Kraft. Hier wäre natürliche Intelligenz und gute Ausbildung notwendig um Lösungen zu finden...

    • @Gerald Müller:

      Das Rechenzentrum ist nicht ortsgebunden, davon kann zwei in Wüsten stellen, die auf der Erdkugel sich gegenüber liegen. Dann hast du 24 h an 365 Tagen Sonne.

    • @Gerald Müller:

      Wind und Sonne würden für alles reichen, wenn man sich endlich darauf konzentrieren würde, Stromspeicher zu bauen. Die Zukunft ist nicht machbar, mit permanenter Erzeugungsabhängigkeit. Auch deshalb nicht, weil ein weitreichender Stromausfall über mehrere Tage ein Land ins Chaos stürzen dürfte ...